Bundesweite Vogelzählung: Teilnehmer gesucht
Das kommende lange Wochenende steht ganz im Mittelpunkt des Vogelzählens: Von morgen bis Dreikönig findet nämlich zum vierten Mal die „Stunde der Wintervögel“ statt, die der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) seit 2011 bundesweit veranstaltet und zu der die gesamte Bevölkerung eingeladen ist.
„Es wäre schön, wenn viele Leute mitmachen würden“, sagt der Kehler Nabu-Vorsitzende Gérard Mercier. Bei der beliebten Aktion lerne man nämlich die heimische Vogelwelt kennen, außerdem könne das gemeinsame Vogelzählen zu einem besonderen Erlebnis werden - gerade auch für Familien mit Kindern. Ein weiterer Aspekt sei der wissenschaftliche Hintergrund: „Die bei der Stunde der Wintervögel gemachten Beobachtungen können nämlich Hinweise darauf geben, welche Veränderungen sich in unserer Vogelwelt abspielen“, erklärt der Naturschützer. Letzteres gelte umso mehr, je höher die Teilnehmerzahl ist.
Welche Federtiere sich an den Aktionstagen tatsächlich blicken lassen und ob auch „Besonderheiten“ dabei sein werden, kann niemand vorhersehen: Dafür ist das Geschehen in der Vogelwelt letztlich zu dynamisch, was aber auch für Spannung und Vorfreude sorgt. Sagen lässt sich jedoch, dass es an den Kehler Futterhäuschen in diesem Winter bislang eher ruhig zugeht: „Es sind zwar Vögel da, zum Beispiel Sperlinge und Meisen“, erläutert Gérard Mercier. Manche Arten - etwa Grünfink und Amsel - seien derzeit jedoch kaum zu sehen.
Dieser „Flaute“ muss jedoch nicht immer ein tatsächlicher Rückgang zugrunde liegen: „Wenn es nämlich nicht kalt genug ist, ziehen kaum Vögel aus dem Schwarzwald oder von weiter weg in die Rheinebene“, erklärt Mercier. Mildes Winterwetter und die daraus resultierende gute Nahrungsverfügbarkeit in der Natur könnten den an vielen Vogelhäuschen derzeit eher geringen Besuch daher oftmals erklären.
Bei der Amsel verhält es sich indes anders: Die Ergebnisse früherer Zählaktionen lassen nämlich vermuten, dass die Bestände dieses Singvogels vielerorts im Südwesten tatsächlich am Schwinden sind. „Die Amsel stagniert schon länger auf einem besorgniserregend niedrigen Niveau“, sagt dann auch der Geschäftsführer des Nabu-Bezirksverbands Südbaden, Felix Bergmann. Auf das Abschneiden dieser bekannten Drosselart sei man daher erneut sehr gespannt. Als Hauptgrund für den Rückgang gilt in Fachkreisen übrigens eine neuartige Vogelkrankheit, die auch unter dem Namen „Amselsterben“ bekannt ist und die von einem aus Afrika zu uns eingeschleppten Virus hervorgerufen wird.
Es gibt aber auch andere Trends: So fallen in Kehl derzeit mitten in der Stadt viele Lachmöwen auf, insbesondere am Altrhein. Als sogenannter Kulturfolger hat sich der Vogel an die Nähe des Menschen gewöhnt, ebenso die Ringeltaube. Letztgenannte Art scheint derzeit in etlichen Städten und Dörfern auf dem Vormarsch zu sein - ihre Platzierung bei der „Stunde der Wintervögel“ könnte daher wertvolle Anhaltspunkte dazu liefern, in welchem Ausmaß dies der Fall ist.
Wer etwas Glück hat, wird an den Aktionstagen vielleicht auch den Grünspecht - er ist Vogel des Jahres 2014 - zu Gesicht bekommen: Gleich in mehreren Dörfern des Hanauerlands wurde er zuletzt hin und wieder beobachtet. Das besondere an ihm ist, dass man ihn weniger auf Bäumen, sondern vielmehr auf dem Rasen sieht, was mit seiner Lieblingsspeise zu tun hat: „Er ernährt sich nämlich von Ameisen“, erläutert Gérard Mercier. Und auch ein Vorgänger des Grünspechts, nämlich die Dohle - sie war 2012 Jahresvogel - lässt sich derzeit häufiger in Kehl blicken: Etwa am Kreisverkehr bei der Hafenzufahrt sowie im Rheinvorland und auf dem Kronenhof. Besonders auffallend an diesem recht kleinen Rabenvogel, der oft mit Saat- und Rabenkrähen vergesellschaftet ist, sind seine hellblauen Augen.
INFO:
Hinweise zur Teilnahme
Bei der „Stunde der Wintervögel“ geht es darum, irgendwann zwischen dem 3. und 6. Januar eine Stunde lang Vögel zu zählen. Tag und Uhrzeit können dabei frei gewählt werden, der Ort sollte sich innerhalb des Siedlungsraums (Stadt oder Dorf) befinden. Von jeder Vogelart wird dabei die größte Zahl an Exemplaren notiert, die gleichzeitig zu sehen sind. Anschließend werden die Daten dem Nabu gemeldet. Zählbögen mit Tipps zur Bestimmung sowie weitere Infos sind im Internet unter www.stundederwintervoegel.de erhältlich. In Kehl und den umliegenden Ortschaften liegen die kostenlosen Zählhilfen auch mancherorts aus (Rathäuser, Banken, Bäckereien). Weitere Auskünfte gibt es beim Kehler Nabu-Vorsitzenden Gérard Mercier, Telefon 07852/2196.