Reportage
Dossier: 

Wir haben den Test gemacht: Bus gegen Tram – das Duell

Katharina Jansen
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24. Mai 2017
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(Bild 1/2) Unsere Volontärin Katharina Jansen hat sich mit einem der letzten Busse der Linie 21 nach Straßburg begeben. ©Lukas Habura.

Am 28. April fuhr die Buslinie 21 zum letzten Mal von Kehl nach Straßburg. Seitdem wird sie von der Tramlinie D ersetzt. Doch was ist besser: Bus oder Tram? Unsere Mitarbeiterin Katharina Jansen hat den Test gemacht. Sie war mit einem der letzten grenzüberschreitenden Busse unterwegs und mit einem der ersten Tramzüge, die über den Rhein gefahren sind.

Interaktive Karte: Vergleich der Route der ehemaligen Buslinie 21 mit der Strecke der neuen Tram.

 

Der Bus

Mit einer Minute Verspätung biegt die Buslinie 21 um die Ecke. An der kleinen Haltestelle am Bahnhof drängen sich zwölf Fahrgäste langsam Richtung vordere Bustür, an der man einsteigen kann. Laut zischend öffnen sie sich. Binnen Sekunden bildet sich eine lange Schlange an Fahrgästen,  denn die meisten müssen entweder noch eine Fahrkarte beim Busfahrer kaufen oder diese am Automaten abstempeln, damit sie gültig ist. Nach einer Minute Wartezeit bin ich der Reihe. 

»Zwei Euro für die Fahrt«, sagt der Busfahrer und lässt meine Fahrkarte ausdrucken. Klirrend kullern die Münzstücke in die Restgeldschale, und der Busfahrer gibt mir das Ticket. Es ist eine seiner letzten Fahrten mit der grenzüberschreitenden Linie 21, denn diese wird mit der Eröffnung der Tram eingestellt. Was er danach macht, will er nicht verraten. 

Seit 1958 verkehrt die Linie zwischen den beiden Städten. Täglich fahren laut Betreiber fast 3500 Fahrgäste damit. Schnell halte ich mich an den gelben Stangen im Bus fest. Einen Sitzplatz finde ich im Gelenkbus mit knapp 40 Sitzen nicht. Dazu ist der Bus zu voll.

Ich schaue aus dem Fenster. Rechts neben dem Bus sehe ich bereits die Tram-Schienen, links rauschen Autos an uns vorbei. Plötzlich bremst der Bus. Ich kippe zur Seite und muss aufpassen, dass ich nicht auf jemanden falle. Um mich herum höre ich sehr viel Französisch. »Nach Ladenschluss sind die Busse meistens voll«, sagt Fargast Marie Le Blanc. Viele Berufspendler und Einkäufer wollen wieder auf die andere Seite des Rheins zurück. Le Blanc kommt regelmäßig mit der Linie 21 nach Kehl. »Der Bus fährt zehn, zwölf Minuten. Mit dem Auto brauche ich viel länger, weil ich noch einen Parkplatz finden muss.«

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Langsam steuert der Bus die erste französische Haltestelle an. Nur wenige Menschen steigen aus. Er hält keine 30 Sekunden. Schon geht es weiter. Allerdings nur langsam. Wir stecken im Rückstau vor einer Ampel fest. Im verkehrsreichen Stadtverkehr mit ständigem Stop-and-Go merkt man als Businsasse jedes Anfahren. Überhaupt ist die Fahrt sehr ruckelig. Ich habe das Gefühl, der Bus fährt in jedes Schlagloch auf der Straße. Auch in den Kurven wird man  zur Seite gedrückt. 

Zum Glück steigen an der Haltestelle »Petit Rhin« wieder einige aus, und ich bekomme einen Sitzplatz. Sitzend ist die Fahrt deutlich komfortabler als stehend. »Aristide Briand«, sagt eine  weibliche Lautsprecherstimme, während die gelben Buchstaben auf der Anzeigetafel nahe des Fahrerbereichs aufleuchten. Meine Sitznachbarn packen ihre Bücher ein, Gespräche verstummen. Die meisten bereiten sich wie ich aufs Aus - oder Umsteigen vor. Nach 14 Minuten st die Busfahrt vorbei. Ich bin am Ziel.
 

Die Tram

Ich will zum ersten Mal mit der Tram fahren. Viele Menschen warten in Kehl auf sie. Tram fahren sei angenehmer, erklärt mir Lea Kuklinski, da die Tram mehr Menschen fasse und es in ihr nicht so eng zugehe. 

Vor dem Fahrkartenautomaten hat sich eine Schlange gebildet. Während ein Paar vor mir seelenruhig das Fahrkartenangebot studiert, blicke ich auf die Uhr. In drei Minuten kommt die Tram. Ich werde etwas unruhig. Denn in die Straßenbahn kann ich nicht ohne Fahrkarte einsteigen; im Gegensatz zum Bus ist ein Fahrkartenkauf dort nicht möglich. 

Endlich hat sich das Paar entschieden. Jetzt stehe ich am Automaten. Bei der großen Auswahl an Tickets zögere ich kurz und überlege, welches das richtige ist. Dann will ich mit einem Fünf-Euro-Schein zahlen. Doch eine Frau hinter mir erklärt mir, dass das nicht geht, nur Bargeld oder Karte. Bekannte von ihr hätten das bei einem Kauf einer Zehnerkarte festgestellt und sich geärgert, denn 14 Euro in Münzen habe man nicht immer dabei. Da kommt die Tram. Ich zahle schnell das Ticket mit der EC-Karte und entwerte es. 

In der Tram finde ich sofort einen Sitzplatz. Ich beobachte, wie ein Mann sein Rad in die Tram schiebt. »Im Bus konnte ich mein Rad nicht mitnehmen«, sagt er. Zu bestimmten Uhrzeiten sei dies nun in der Tram möglich.   

Mit einem leichten Ruck beginnt die Fahrt. Es ist vergleichbar mit dem Zugfahren, ab und an wackelt es ein bisschen, aber alles in allem ist es eine ruhige Fahrt. Ich schaue aus dem Fenster und sehe eine Autoschlange neben uns. Wir fahren an den Autos einfach vorbei. Nach nur zwei Minuten sind wir an der ersten Haltestelle angekommen. Vor den Türen drängen sich nun einige Leute, die aussteigen wollen. Ein Mann drückt den Türknopf, und die Glastüren an der rechten Seite der Bahn öffnen mit einem leisen Surren. Eine Gruppe Jugendliche steigt ein. Sie unterhalten sich auf Französisch. »Tram fahren ist toll«, sagen sie. Man habe viel mehr Beinfreiheit, wenn man sitzt, zudem komme die Bahn immer pünktlich. 

Schnell nimmt die Tram wieder Fahrt auf. Häuser ziehen an mir vorbei. Doch vertraut kommen sie nicht vor. Wie auch, der Streckenverlauf hat sich im Vergleich zur Busfahrt geändert. Der neue Schienenstrang verläuft durch das jahrelang brachliegende ehemalige Straßburger Hafengelände, in dem Wohnungen und Büros entstehen sollen. Zahlreiche Baustellen und Kräne am Wegesrand zeigen, dass in diesem Gebiet einiges im Umbruch ist. Die beiden Haltestellen Starcoop und Citadelle sind bereits angelegt, doch wir fahren vorbei. Halten wird die Tram dort erst, wenn die fertigen Gebäude stehen. Dank der deutlich wenigen Zwischenhalte auf der Strecke dauert die gesamte Fahrt zu meinem Ziel »Aristide Briand« nur fünf Minuten. 

Hintergrund

Vorteile und Nachteile des Busses

Fahrkartenverkauf: Egal ob mit dem Bus oder der Tram: Eine Fahrt beginnt in der Regel mit dem Fahrkartenkauf. Beim Bus kann man die Karte direkt beim Fahrer erwerben und 
muss sie nur noch entwerten.

Pünktlichkeit: Der Bus steckte gerade zu den Hauptverkehrszeiten häufig im Rückstau an den Ampeln fest. Wartende Fahrgäste an den Haltestellen waren die Folge. 

Fahrkomfort: Gerade in den Stoßzeiten mussten die Fahrgäste im Bus oft stehen. Selbst im Sitzen war die Busfahrt sehr ruckelig und die Unebenheiten des Straßenbelags häufig deutlich zu spüren.

Takt/Fahrzeit: Für Bus und Tram gilt: Der Takt ist den Verkehrszeiten angepasst. In den Hauptverkehrszeiten fuhr der Bus alle neun Minuten, sonst meist alle 15 Minuten. Fahrzeit beim Test: 15 Minuten. 

Hintergrund

Vorteile und Nachteile der Tram

Fahrkartenverkauf: Zunächst muss man sich durch das Menü des Automaten klicken und dann entscheiden, welches die richtige Karte für die Fahrt ist. Kartenkaufen für die Tram ist komplizierter. Punkt für den Bus.

Pünktlichkeit: Die Straßenbahn kommt in der Regel pünktlich auf die Minute genau an den Haltestellen an, besonders an der Station »Kehl Bahnhof«. Punkt für die Tram.

Fahrkomfort: Da die Tram deutlich mehr Menschen fasst, muss man selten stehen. Sie bewegt sich gleichmäßig auf den Schienen fort. Für den Fahrgast ist das wesentlich angenehmer. Punkt für die Tram.

Takt/Fahrzeit: In den Hauptverkehrszeiten fährt die Tram im Sieben-Minuten-Takt und die Züge sind stets sehr gut gefüllt. Sonst fährt sie meist alle 12 bis 15 Minuten. Test-Fahrzeit:  5 Minuten (weniger Haltestellen!)

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