»Offenes Werkstor« bei den Badischen Stahlwerken in Kehl

Da werden Nägel mit Köpfen gemacht

Corinna Wiessler
Lesezeit 3 Minuten
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22. September 2014
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(Bild 1/2) Nein, hier wird nicht die neueste Herbstmode vorgestellt: Die 18 Leser der Kehler Zeitung nahmen an der Aktion »Offenes Werkstor« bei den Badischen Stahlwerken teil. Wolfgang Ihle (links) und Dietmar Weiss (rechts) führten die Besucher durch das Werk im Kehler Hafen. Aus sicherheitstechnischen Gründen mussten sich die Damen und Herren in die kleidsamen Kittel samt Helme und Schutzbrillen zwängen.  ©Erwin Lang

Nirgendwo leuchtet es mehr ein, dass man das Eisen schmieden soll, solange es heiß ist, als in den Badischen Stahlwerken (BSW). Davon überzeugten sich die Leser der Kehler Zeitung bei der Aktion »Offenes Werkstor«.

Die Badischen Stahlwerke GmbH erzeugen jährlich weit über 2,3 Million Tonnen Betonstahl und Walzdraht für den Bau. Das Unternehmen ist Recyclingunternehmen und Stahlwerk in einem. Das einzige Stahlwerk in Baden-Württemberg hat bis heute weit über 60 Millionen Tonnen Schrott in hochwertigen Stahl umgewandelt. So trägt das Unternehmen zur nachhaltigen Ressourcenschonung bei.

Herz der Anlage
Nüchterne Zahlen, erzeugt in weitläufigen Hallen und im Schatten gigantischer Krantürme. So richtig kann sich keiner der 18 Leser der Kehler Zeitung ein Bild machen aus den nackten Fakten, die Prokurist Dietmar Weiss im Seminarraum an die Wand wirft. Da die Aktion »Offenes Werkstor« aber einen gewissen Aha-Effekt bei den Teilnehmern erzeugen soll, führen Weiss sowie Kollege Wolfgang Ihle die Neugierigen direkt ins Herz der Anlage.

Donner, Blitz und Funkenschauer empfangen die in orangefarbene Schutzkleidung gedressten Besucher im Stahlwerk. Ganz abgesehen vom infernalischen Lärm, den Ohrstöpsel abpuffern. Hier schlägt das Herz der Stahlproduktion – heftig pulsierend und mit feuriger Leidenschaft.

Im Handumdrehen verwandelt sich der von Schiff und Kran angelieferte Schrott in gleißendes Licht, als die Kranzähne ihre Beute in den Elektrolichtbogen-Ofen fallen lassen. Dem 1600 Grad heißen Inneren können weder die Reste von Autowracks noch die Späne aus der metallverarbeitenden Industrie widerstehen. In kürzester Zeit ergießt sich aus dem Ofen in einem Funkenregen das weißlichglühende Material in eine Pfanne, die es weiter transportiert zur Stranggussanlage.

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Diese Anlage gießt den geschmolzenen Schrott in lange Stangen. Diese werden ein Stück weiter in »handliche«, 14 Meter lange Knüppel zerschnitten. Beim Knüppelplatz verteilen sich die Teilstücke auf die Stoßöfen des Stabstahl- beziehungsweise des Drahtwalzwerks.

Die Walzwerke formen mit hohen Produktionsgeschwindigkeiten von bis 400 Kilometern pro Stunde aus den Knüppeln die Fertigprodukte Stabstahl und Draht. Bei der Stabproduktion werden aus einem Knüppel bis zu vier Stäbe gleichzeitig »gezaubert«. »Das funktioniert so ähnlich, wie wenn Pasta mit der Nudelmaschine gemacht wird«, veranschaulicht Weiss plastisch. »Das Halbstück wird immer dünner und länger.«

Die Besucher verfolgen mit heißen Wangen den Weg des Stahls die Fertigungsstraße entlang. Noch einen Rutsch durch die Kühlstrecke und fertig für das Lager oder den Abtransport zur Tief- oder Tunnelbaubranche sind Betonstahl und Walzdraht. Der Draht wird zum besseren Handeln – wie ein Faden auf eine Spule – auf Coils gewickelt. »Nägel und Drahtzäune stellen wir in einem Schwesterunternehmen in Plochingen her«, beantwortet Weiss diesbezügliche Fragen der Leser, von denen sich einige nach dem Rundgang Schweißtropfen abwischen müssen.

Qualitätsansprüche
Um die hohen Qualitätsansprüche der Produkte zu erfüllen, kommt dem Einkauf von Rohstoffen eine besondere Bedeutung zu. Der Prokurist betont: »Wir prüfen nicht nur bei der Lieferung, ob der Schrott frei von jeglicher Kontaminierung, Radioaktivität und möglichen Hohl- und Sprengkörpern ist. Auch aus dem Flüssigstahl werden Proben mit so genannten Manipulatoren entnommen.«

Gearbeitet wird bei den Badischen Stahlwerken 24 Stunden rund um die Uhr im vollkontinuierlichen Fünf-Schicht-Betrieb. Nur ab Weihnachten steht das Werk für drei Wochen still. »Für Reparaturen«, erklärt Wolfgang Ihle. Für Kehl stellt das Unternehmen einen beträchtlichen Wertschöpfungsfaktor dar. Und auch wenn das Stahlwerk Nägel nur als Abschiedsgeschenk für die Leser parat hat: Hier, bei den Badischen Stahlwerken, kann man ganz klar sagen: »Die machen Nägel mit Köpfen!«

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