Das große Tram-Fest
Am Samstag, 29. April, ist es soweit: Um 4.30 Uhr fährt der erste Tram-Zug regulär nach Kehl. Das soll am Wochenende des 29. und 30. April mit einem großen Volksfest gefeiert werden. Erste Einzelheiten des Festes haben gestern die OB Ries und Vetrano in der Villa Schmidt bekannt gegeben.
Zum Start des Tram-Projekts gibt es ein buntes Unterhaltungsprogramm und die Möglichkeit, am Samstag, 29. April, und am Sonntag, 30. April, die vier neuen Haltestellen der Straßenbahn und das Areal entlang der neuen Tram-Strecke zu entdecken. Die Haltestellen Citadelle und Starcoop, die erst im Rahmen der in den nächsten Jahren stattfindenden städtebaulichen Entwicklung des Gebiets »Deux Rives« bedient werden, sind an beiden Tagen ausnahmsweise zugänglich. Die Fahrt mit der Tram ist am Festwochenende kostenlos.
Zu den Angeboten zählen Entdeckungstouren mit Ausflugsbooten durch das Vauban-Becken, Spiele und Mitmach-Ateliers. In einer Dampf-Lok mit Waggon, die bereits 1898 über den Rhein fuhr, wird eine Ausstellung über die Geschichte der Tram zwischen Kehl und Straßburg gezeigt. Der Zollhof auf französischer Seite soll sich in einen Jahrmarkt verwandeln. Außerdem gibt es bei der Tram-Brücke am Samstagabend eine Inszenierung aus Feuerwerk, Wasser und Licht.
Wie die Verantwortlichen aus beiden Rathäusern gestern unisono betonten, soll das Zusammenwirken deutscher und französischer Akteure an diesem Wochenende das Zusammenwachsen über die Grenze hinweg symbolisieren.
Rathaus-Chef Toni Vetrano sprach von einem Gefühl »wie an Weihnachten«, kurz vor der Bescherung. Die Bedeutung der Tram reiche weit über ein »Symbol der deutsch-französischen Zusammenarbeit« hinaus. Sie sei eine Notwendigkeit – angesichts von 36.000 Fahrzeugen, die wochentags über den Rhein fahren. Sie sei nötig, um Dauerstaus zu verhindern, um die Umweltverschmutzung in Grenzen zu halten und die grenzüberschreitende Mobilität zu verbessern.
OB Vetrano betonte, dass das Projekt eine »Welturaufführung« sei: Erstmals fährt eine französische Straßenbahn ins Ausland. Er verwies auch darauf, dass innerhalb von etwa elf Jahren bereits das zweite Brückenwerk über den Rhein gebaut worden sei. »Den Geist der Römischen Verträge setzen wir heute in die Gegenwart um«, betonte Vetrano.
Daran anknüpfend sagte sein Straßburger Amtskollege Roland Ries: »Wir bauen Brücken, nicht Mauern.« Er hob vor allem den politischen und symbolischen Aspekt des Projekts hervor – in Zeiten, in denen existenzielle Fragen zur Zukunft der Europäischen Union gestellt werden und eher darüber nachgedacht wird, Grenzen zu schließen anstatt sie zu öffnen. »Wir zeigen, dass Europa eine Zukunft hat«, zeigte sich Roland Ries überzeugt vom europäischen Gedanken – ebenso wie Robert Herrmann, Präsident der Eurometropole Straßburg. Er bezeichnete das Projekt und das zweitägige Volksfest als einen »schönen Weg, Europa zu feiern«.
In der Nacht vom 29. auf den 30. April wird die Straßenbahn die ganze Nacht über fahren, kündigte Alain Fontanel, Präsident der Straßburger Verkehrsbetriebe CTS, gestern an. Ab dem 2. Mai gilt der reguläre Fahrplan. Die Tram wird dann unter der Woche in einem 14-Minuten-Takt den Kehler Bahnhof bedienen, am Samstag zwischen 12 und 19 Uhr alle sieben Minuten.