Jungpolitiker Norbert Hense

Hassbotschaften in sozialen Medien gegen Kehler Grünen

Martin Egg
Lesezeit 3 Minuten
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25. Januar 2017

(Bild 1/2) Am Computerbildschirm in der Redaktion der Kehler Zeitung zeigt Norbert Hense einige der Hassbotschaften, die ihn via E-Mail, Facebook und auf anderen Kanälen erreicht haben. ©Martin Egg

»Missgeburt«, »Abartiges Vieh«, »Spasst«: Jungpolitiker Norbert Hense sieht sich, seit er auf dem Grünen-Ticket für den Landtag kandidierte, permanenten Hassbotschaften aus dem Netz ausgesetzt. Die zunehmend verrohende Diskussionskultur betrachtet der 26-Jährige mit wachsender Sorge.

Norbert Henses »neuer Freund« Günter hat geschrieben, und das nicht zum ersten Mal. »guenterghetto966«: Unter diesem E-Mail-Präfix findet der 26-jährige Hense hin und wieder Nachrichten in seinem Postfach. Deren Inhalt ist wenig freundlich, er ist roh, voller Verachtung: »Ich erwarte, dass du grünes Stück Scheiße deine hetzende Drecksfresse hältst!«, steht da unmissverständlich in Günters jüngstem Brief an den Ex-»Pirat« aus Bodersweier, der mittlerweile für die Grünen Politik betreibt. Er sei eine »Missgeburt«, die gegen Deutsche hetze, heißt es in dem Schrei­ben weiter. Wer dieser Günter ist, woher er stammt, das weiß Hense nicht.

Ungefähr mit seiner Landtagskandidatur im vergangenen Jahr im Wahlkreis Kehl, erinnert sich Hense, hat es angefangen mit den Hassbotschaften aus dem Netz. Vieles sei damals aus der AfD-Ecke gekommen, sagt er. So habe ein thüringischer Landtagsabgeordneter (Hense: »ein Höcke-Fan«) einen seiner politischen Beiträge auf dessen Seite geteilt: »Da ging es ab! – »Dieser Beitrag ist erfolgreicher als 95 Prozent der anderen Beiträge auf deiner Seite«, wurde Hense von Facebook gemeldet: »Das ist schon zynisch!«  

Seitdem hat der Grüne ein paar »Anhänger« mehr, die sich – nicht selten unter sogenannten Fake-Accounts, also falscher Identität – an ihm abarbeiten, weil sie seine politische Einstellung nicht teilen: Als »Vollw***« und »Abartiges Vieh« bezeichnet beispielsweise Dieter K. den Jungpolitiker.  Auf seiner Facebook-Seite sympathisiert K. mit der AfD auf der einen und Schweinefleisch auf der anderen Seite und folgt dem Parteichef der rechtspopulistischen FPÖ, dem österreichischen Politiker Heinz-Christian Strache. 

Kuriositätenkabinett der Hassbotschaften

Zur Sammlung in Henses Kuriositätenkabinett der Hassbotschaften zählt auch ein in Karlsruhe mit unzähligen Briefmarken frankierter Ganter-Bierdeckel einse unbekannten Absenders: »Du Spasst! Hör endlich auf, jeden Scheiß auf Facebook zu posten!«, steht in kritzeliger Handschrift darauf geschrieben.

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Von derartigen Einschüchterungsversuchen lässt sich der 26-Jährige allerdings nicht beeindrucken: »Ich bin ja jemand, der mit dem Netz groß geworden ist und habe einiges erlebt. Ich kann nachts noch gut schlafen«, beteuert Hense mit einem Schmunzeln. 

Verharmlosen will er das Thema aber nicht, ganz im Gegenteil: Politiker und gerade Abgeordnete seien heute dank E-Mail, Facebook und Twitter viel leichter zu erreichen als früher. Er lobt ausdrücklich die dadurch wachsende Transparenz politischer Arbeit. Aber ständiger Hass aus dem Netz »ermuntert einen natürlich auch, so etwas künftig abzuschalten und nur noch sein Abgeordneten-Ding zu machen«, also nicht mehr klar und deutlich Position zu beziehen, weil die Angst vor negativen Reaktionen wächst. »So etwas wird von solchen Idioten kaputt gemacht.«

»Nazis in Nadelstreifen« 

Hense schreibt auf seiner Facebook-Seite in aller Regel dagegen, wenn ihn jemand angreift. »Wichtig ist: Ich antworte nicht ihm, sondern der Öffentlichkeit.« Nur wenige, eindeutig gegen gute Sitten und Gesetz verstoßende Nachrichten hat Hense zur Anzeige gebracht. Er weiß aber, dass es für die Strafverfolgungsbehörden sehr schwierig ist, Sanktionen gegen Netzidentitäten durchzusetzen. 

Außerdem provoziert Hense seine politischen Gegner hier und da ganz bewusst: »Nazis in Nadelstreifen« lautet ein Blog, in dem sich der Politik- und Geschichtsstudent mit der parlamentarischen Arbeit der AfD auseinandersetzt und durchaus selbst kräftig austeilt: Wenn man sich das Landtagswahlprogramm der Partei durchblättere, falle deren völkisches Denken auf, sagt Hense. Er sehe darin »keinen Unterschied zur NPD«. Hense ist bewusst, dass er dadurch Leute wie Günter und den Bierdeckelschreiber erst auf den Plan ruft. 

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