Kehl - Auenheim

Der Eisvogel-Filmer Kurt Volk

Gerd Birsner
Lesezeit 5 Minuten
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03. April 2017

NIcht ohne Stolz zeigt der fast 86-jährige Auenheimer Kurt Volk sein Lebenswerk: den in drei Jahre gedrehten Eisvogel-Film. ©Gerd Birsner

Der Eisvogel - ein bunter Vogel, ein "fliegender Edelstein", fasziniert den Auenheimer Kurt Volk, wie er sagt, schon seit seiner Kindheit. Nun hat der 86-Jährige einen Film über den äußerst seltenen Vogel gedreht. 

Bald wird er 86 – am 21. April. Die sieht man ihm nicht an. Vielleicht, weil er viel draußen ist. In der freien Natur. Zum Geburtstag hatte sich Kurt Volk vor ein paar Jahren von seinen Kindern ein Plastikblätter-Netz, waidmannsgrüne Hosen und eine Kappe schenken lassen. Zum Tarnen. Nicht gegen böse Feinde, sondern ganz unmartialisch, um vom scheuen Eisvogel draußen am Auenheimer Altrhein nicht entdeckt zu werden.

Über den wollte er schon immer einen Film drehen, denn das ist ein sich äußerst rar machender heimischer Vogel. Er weiß, wo er ihn findet. Wo? Pssst! erlächelt wissend – und schweigt. Wird nicht verraten. Der bunte Vogel, ein »fliegender Edelstein«, wie er sagt, fasziniert ihn seit seiner Kindheit. Und die ist schon lange her. 

Eisvogel filmen, das geht nicht ohne Tarnung und schon gar nicht ohne Stativ. Und so hatte er sich mit keuschem Schuhwerk an den Füßen drei Jahre lang – jeweils von März bis September – fast täglich sich auf die Spuren des Eisvogels gemacht. 
Über Springkraut ist er gesprungen, hat Leitplanken überklettert und sich an Brombeersträuchern die Haut aufgerissen.

Psssst!

Hinter dem Tarnnetz, das an Zweigen befestigt war, hatte er darauf achten müssen, dass kein Muggesäggele Menschsein die schöne Stille der Natur stört. Pssst! »Dort, wo ich war, isch nie ein Mensch annekumme, dort het mich nie ein Mensch gesehen.« 

Auch der Eisvogel nicht, denn sonst hätte er nicht unzählige Stunden Videomaterial aufnehmen können. Manchmal sogar sechs Stunden an einem Stück. Manchmal ist seiner Gattin Elsbeth zu Hause sogar der Kohl verkohlt, weil »der Saddan einfach net heimkumme isch«. Klar, wenn der Eisvogel gerade mal wieder Kapriolen schlägt. 

Auf Eisvogel-Pirsch ging der Volk mit einer digitalen Kamera mit 80-fachen Zoom. Der ist nötig, denn wie anders soll man den umsichtigen Vogel so nahe herholen, dass man die Farbe des Schnabels und somit das Geschlecht erkennt. Beim »Ansitzen« hat er natürlich auch andere Tiere vor die Linse und auf den Kamerachip bekommen: Die Kanada-Gans nebst Nachwuchs, den seltenen Zwergtaucher und den gar nicht grünschnabligen Grünschenkel.

Und dann regnet es. In Strömen.

Aus der Ferne klopft der Specht, die Nutria schwimmt »schwäbisch«, fächelt sich also mit ihren Pfoten Wasserlinsen, eine Nutria-Delikatesse, ins weit offene Maul. Libellen landen auf dünnem Blattwerk, Feuerkäfer aalen sich im Sunnewetterle, der Kaisermantel schmettert mit den Flügeln und saugt dabei Nektar aus der gelben Iris. 

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Und dann regnet es. In Strömen. Doch der Volke-Kurt bleibt, harrt aus, bis der Eisvogel sich die Regentropfen aus dem Gefieder schüttelt. »Erstaunlich, wie die Natur nach einem Regenguss auflebt«. Und als man Rheinwasser im Auenheimer Auenwald verteilt und flutet, wird ihm angst und bang. Nicht um ihn, er kann ja heim, nach Hause gehen, aber um den Eisvogel, dessen Nachwuchs in den Höhlen im Lehm zu ertrinken drohen. Die Film-Musik wird dramatisch. Gerade noch mal gut gegangen.

Grün, so weit das Auge reicht. Und Wasser. Altrheinwasser. Platsch! Musik und Wasser plätschern, aber nein, keine Wassermusik. Stattdessen Grieg, die Morgenstimmung. Auch am Nachmittag. Und wenn es bedrohlich wird, steigern Molltöne die Dramatik. 

Vier Junge tirilieren

Dann endlich, nach knapp 38 Minuten das erste Eisvogel-Junge mit weißem Fleck an der Schnabelspitze. Zum allerersten Mal im Tageslicht, mit einem kleinen Stichling aus der heimeligen Höhle gelockt vom schlauen Eisvogelpapa. Und zack – auf einmal ist die ganze Meute da. Vier Junge tirilieren fast schon mozartesk, flattern mit den noch ungeübten Flügeln, üben sich im Tauchen und Fischen, denn wer da versagt, der wird nicht überleben.

Das Junge taucht und fängt seinen ersten Fisch und frisst ihn – Fischkopf voraus – mit Haut und Haar. »Des het en schwarzer Unterschnabel, also isch’s e Männl«, weiß Elisabeth. Überhaupt. Fast meint man, man hätte eine auf zwei Beinen wandelnde Hanauerland-Ausgabe des Brehm’schen Tierlebens vor sich.

Endlich alles im Kasten. Jetzt wird geschnitten. Auch das frisst Zeit, viel Zeit. Fast noch mehr als das Aufnehmen. Das erfordert eine Mega-Familienpackung Geduld. Und ist Grund für ehe-interne Diskussionen. »Es ist ein großes Glück, dass Elsbeth sich für mein Intensiv-Hobby interessiert«, freut sich Volk darüber. Und über das gelungene Werk. 

"Das ist mein Lebenswerk"

»Vom Eis-Vogel geht eine Faszination aus, des tut mich richtig hypnotisiere«, sagt er und philosophiert mit der Weisheit des Alters: »Wer rastet, der rostet.« Und in der Tat, mit seinen fast 86 Jährle ist da noch jede Menge unverrostetetes Eisen im Entdecker-Blut. 

In welchem Paradies wir leben, wird mir nach den 46 Minuten Eisvogelfilm mal wieder bewusst. »Das ist mein Lebenswerk«, sagt er, nicht ohne berechtigten Stolz. Eins, das der Nachwelt unbedingt erhalten werden soll.

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