Kehl

Durch Unterschiede erfolgreich

Moses Mielke
Lesezeit 4 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
24. Oktober 2014

Sie ist den Weg gegangen, der nach wie vor vielen Frauen verwehrt bleibt – den Weg in eine Führungsposition. Am Mittwoch sprach die Präsidentin des Regierungsbezirks Freiburg Bärbel Schäfer an der Kehler Hochschule über Hindernisse und Ansätze für Chancengleichheit bei den Geschlechtern.

Es war kein Lebensbild der Bärbel Schäfer das die Regierungspräsidentin am Mittwochabend in der Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl lieferte. Dennoch konnte sie bei dem Vortrag im Rahmen des Forums Zukunftsfragen immer wieder Erfahrungen aus ihrer eigenen beruflichen Laufbahn anführen. Seit April 2012 steht die 56-Jährige der südbadischen Verwaltungsbehörde vor. Wenige Tage nach den landesweiten Frauenwirtschaftstagen sprach die studierte Juristin zum Thema »Die ›gläserne Decke‹ durchbrechen – Frauen auf dem Weg in Führungspositionen«.

Männer an der Front
Ein Blick in die Geschichte: Zu Beginn des Ersten Weltkrieges fanden sich plötzlich viele deutsche Frauen in der Pflicht, ihre Familien ernähren zu müssen, weil ihre Männer an der Front kämpften. In dieser Entwicklung zu mehr volkswirtschaftlicher Bedeutung weiblicher Arbeitskräfte wuchs die Angst vor schlechteren Erwerbsmöglichkeiten für Männer und einer Veränderung der Familie. Es regte sich Widerstand gegen die Frauenemanzipation. Heute, einhundert Jahre und viele Bemühungen später, sind die Zahlen ernüchternd: für 2012 errechnete das Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) in Baden-Württemberg einen Frauenanteil von 25 Prozent in der obersten und 33 Prozent in der zweiten Führungsebene. 45 Prozent aller Erwerbstätigen waren damals Frauen. Doch auch in anderen Bereichen waren Frauen geringer vertreten: Wie das Statistische Landesamt feststellte, waren von den knapp 60 Prozent Frauen im öffentlichen Dienst gerade einmal 37 Prozent verbeamtet (bei den Männern 50 Prozent). Davon wiederum fast 61 Prozent im gehobenen Dienst. »Das sind Sie, meine Damen«, wandte sich die Regierungspräsidentin an das überwiegend weibliche Publikum in der Aula.

Erwiesenermaßen sind Unternehmen mit einem überdurchschnittlichen Frauenanteil in Führungspositionen erfolgreicher als ihre Konkurrenten. Dabei seien es die unterschiedlichen Eigenschaften von Frauen und Männern, die sich gegenseitig ergänzten und den Unternehmenserfolg ausmachten, so Schäfer. Trotzdem stiege der Anteil an weiblichen Führungskräften nur schleppend, und viele Frauen blieben im mittleren Verwaltungsmanagement stecken. Wie unter einer »gläsernen Decke«, durch die man den Weg nach oben zwar sehen, aber nicht bestreiten kann.

- Anzeige -

Gleich und gleich
Bei der Suche nach Gründen für die bestehende Ungleichheit trotz immer besserer und flexiblerer Betreuungsmöglichkeiten für Kinder und Arbeitszeitmodelle orientierte sich die Regierungspräsidentin an Christiane Funken von der Technischen Universität Berlin. Diese behauptet, nicht die Angst vor geringerer Produktivität sei es, die daran hindere, die »gläserne Decke« zu durchbrechen, sondern »Stereotypisierungen und Homogenitätserwartungen bei der Einstellungs- und Beförderungspolitik«. Oder mit den Worten von Bärbel Schäfer: alte Rollenbilder und das Prinzip »gleich und gleich gesellt sich gern«.

Um diese Strukturen aufzubrechen, sei es auf der einen Seite notwendig, dass Chancengleichheit als strategisches Unternehmensziel formuliert und auch verstanden würde. Stereotypen seien nicht per se schlimm. Sie würden es aber dann, wenn durch sie der Blick für Qualität verstellt wird. Auf der anderen Seite müssten aber auch die Frauen an hinderlichen Verhaltensweisen arbeiten, wie beispielsweise der Tendenz, das eigene Licht unter den Scheffel zu stellen oder den Anspruch auf Perfektion. Viele Frauen bewürben sich gar nicht erst auf gewisse Positionen, wenn sie die Voraussetzungen nicht 100-prozentig erfüllten.

Auch zur Frauenquote, deren Einführung erst kürzlich wieder in Frage gestellt worden war, bezog Bärbel Schäfer Stellung: »Ich bin eine klare Verfechterin der Frauenquote«. Sie sehe in ihr aber nur ein Trittbrett, um Frauen sichtbar zu machen. Vor allem junge Frauen müssten sehen, was Frauen können und das Frauen in Führungspositionen ganz normale Frauen sind. Am Ende machte die Regierungspräsidentin ihren Zuhörerinnen Mut, für mehr Frauen in Führungspositionen zu kämpfen und rief zu Geduld und Durchhaltevermögen auf. »Wenn wir nicht anfangen, passiert gar nichts.«

Weitere Artikel aus der Kategorie: Kehl

Das Stück "Die Werkstatt der Schmetterlinge" wird am Freitag, 3. Mai, im Saal des Kulturhauses aufgeführt.
vor 14 Stunden
Kehl
In diesem Frühjahr ist im Kulturhaus Kehl eine interessante Schmetterlingsausstellung zu sehen. Dazu gibt es ein attraktives Begleitprogramm. Am Samstag findet zudem der Markt der Nachhaltigkeit statt.
Die Zahl der Straftaten ist in Kehl um etwa zehn Prozent im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr angestiegen, aufgrund exorbitant steigender Zahlen bei den Tankbetrügereien in Kehl. 
vor 17 Stunden
Kehl
Das Polizeirevier Kehl hat am Mittwochnachmittag die Zahlen für die Kriminalstatistik unter anderem für die Stadt Kehl veröffentlicht. In mehreren Deliktfeldern hat die Stadt am Rhein wieder einen Anstieg zu verzeichnen.
Lothar Festerling geht gerne mit Anneliese Hertl im Neubaugebiet Schneeflären spazieren. Im Hintergrund der Neubau des Dr.-Friedrich-Geroldt-Hauses, der noch in diesem Monat bezogen wird.
vor 20 Stunden
Serie Senioren in Kehl (15)
Pflegeheimbewohner werden gut umsorgt, doch die individuelle und persönliche Zuwendung, wie von zu Hause gewohnt, stößt im Heim an ihre Grenzen. Hier leistet die Demenzbetreuung einen wichtigen Beitrag.
Zu Besuch bei den BSW, von links: Benedikt Eisele (Vorsitzender der FDP Kehl), Andreas Volkert (Geschäftsführer BSW), Anja Widenmann (Europakandidatin der FDP), Alena Fink-Trauschel (FDP-Landtagsabgeordnete), Markus Menges (Geschäftsführer BSW), Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP-Spitzenkandidatin zur Europawahl), Carolin Kramer (Stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende BSW), Frank Zehe (Betriebsratsvorsitzender BSW), Johannes Huber (Europakandidat der FDP), Johannes Baier (Kreisvorsitzender der FDP).
vor 23 Stunden
Kehl
Marie-Agnes Strack-Zimmermann, FDP-Europawahl-Kandidatin, besuchte die Badischen Stahlwerke (BSW). Hauptthemen der Gespräche waren die Herausforderungen für die deutsche Stahlbranche und grenzüberschreitende Kooperationen.
Vorsitzender Thomas Zimmer (links) und sein Stellvertreter Hans-Peter Anselment (rechts) überreichten Pavel Miksovsky für dessen tolles Engagement und viele Arbeitsstunden für den Kleinkaliber-Schützenverein Legelshurst als Dankeschön einen Präsentkorb.
17.04.2024
Willstätt - Legelshurst
Mit 550 Arbeitsstunden brachten sich Mitglieder des Kleinkaliber-Schützenvereins Legelshurst beim Anbau des Schützenhauses ein. Dies wurde auf der Hauptversammlung bekannt.
Der "Netto"-Markt kann kommen – jedenfalls wenn es nach dem Willen des Legelshurster Ortschaftsrates geht: Das Germium hat am Montag den vorhabenbezogenen Bebauungsplan gebilligt. Heute muss der Willstätter Gemeinderat noch abschließend zustimmen.
17.04.2024
Willstätt - Legelshurst
Die Legelshurster können vielleicht Ende 2025 wieder in ihrem Dorf einkaufen. Der Ortschaftsrat stellte die Signale für den geplanten neuen „Netto“-Markt auf „Grün“.
Im Salon Voltaire war am Montag die Initiative „Frau Leben Freiheit“ aus Darmstadt zu Gast, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, über die Unterdrückung der Frau im Iran zu berichten. Masoomeh Scholeri (v.l.), Melisa Panahi, Bersabeh Farahani und Lilian Teymouri. Rechts die Vorsitzende des Club Voltaire Farideh Nowrousi, die selbst iranische Wurzeln hat.
16.04.2024
Kehl
Erschütternd und berührend war der Vortrag der Darmstädter Initiative „Frau Leben Freiheit“ über die Lebenswirklichkeit der Frauen im Iran am Montag im Salon Voltaire.
Gelegenheit zum Kennenlernen und Tratschen: Alle zwei Wochen kommen im Kehler Restaurant "Meyerhof" Senioren zu einem Stammtisch zusammen. Derzeit noch organisatorisch begleitet wird die von Antje Heisch (Zweite von links) initialisierte Runde von Betina Feuerbach (links am Tisch). 
16.04.2024
Leben im Alter
Neue Einrichtung: Alle zwei Wochen kommen im Kehler "Meyerhof" Senioren zu einem Ü-65-Stammtisch zusammen. Die muntere Runde wächst und wächst.
Wie lebt es sich in Kehl? Bis zum 20. April kann abgestimmt werden.
16.04.2024
Umfrage zur Lebensqualität
Ortenauweite Umfrage der Mittelbadischen Presse: Noch bis 20. April kann teilgenommen werden.
Bei Intersport Hahn läuft der Insolvenzverkauf. Auch das Inventar kommt unter den Hammer.
16.04.2024
Insolvenz
Das Ende ist besiegelt. Nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens läuft noch bis Ende April der Ausverkauf in Frank Riebels traditionsreichem Kehler Sport-Hahn.
Kundige Gästeführer wie Stefan Woltersdorff (rechts) führt durch Ecken von Straßburg, in denen man die die Geschichte förmlich atmen hört. 
16.04.2024
Kehl
Die öffentliche Gästeführungssaison startet am 18. April. Auf insgesamt 49 Touren, darunter vier neue, können Interessierte Kehl und den Nachbarn überm Rhein erkunden.
Rainer Amann (links) übergibt die Schlüssel seines Reifenhandels an seinen Nachfolger Kujtim Shala.
16.04.2024
Reifenhandel in neuen Händen
Rainer Amann hat seinen Betrieb im Kanadaring an seinen Mitarbeiter Kujtim Shala übergeben. Sein Vater Willy Amann hatte 1947 die erste Tankstelle an der B3 eröffnet.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".