E-Werk Mittelbaden überprüft Stromleitungen
Auf dem Monitor des Messwagens schlängeln sich farbliche Linien ineinander. Hin und wieder ist ein kleiner Ausschlag zu beobachten, doch die »Kabel-Doktoren« des E-Werks Mittelbaden, die derzeit in Kehl die 20 000-Volt-Kabel auf Herz und Nieren testen, sind mit ihrem »Patienten« zufrieden.
Im Regelfall halten die Kabel eine Lebensspanne von 40 Jahren weitgehend problemlos aus. Dennoch überprüft das E-Werk Mittelbaden unter Einsatz eines Messwagens prophylaktisch die Mittelspannungskabel in Kehl und anderen Städten in regelmäßigen Abständen. Dabei führen die E-Werk-Fachkräfte so genannte Diagnoseprüfungen im gesamten Versorgungsgebiet durch, um bereits im Vorfeld mögliche Schäden aufzudecken, die zu einem späteren Zeitpunkt zu einer Versorgungsunterbrechung führen könnten.
Für die Diagnoseprüfung wird die betroffene Kabelstrecke für den Zeitpunkt der Messung freigeschaltet und von beiden Seiten abgeklemmt. Da diese Strecken problemlos überbrückt werden können, führt dies zu keiner Beeinträchtigung der Versorgung der Stromabnehmer. Diese Tests werden mittlerweile mit Hilfe von modernen Rechnern durchgeführt.
Dabei würden mit der Teilentladungs- und Verlustfaktormessung zwei Messverfahren gleichzeitig zum Einsatz kommen, erklärt Werner Brucker, Bezirksstellenleiter beim E-Werk Mittelbaden - Methoden, die nur der Fachmann versteht, die sich aber als sehr effektiv erwiesen haben. Neben den Gesamtzustand des Kabels können damit auch eventuelle Schwachstellen zuverlässig ermittelt werden. Das Gesamtergebnis helfe dabei, den Zustand der Kabelstrecke in die Kategorien »neu«, »stark gealtert« und »kritisch« einzuteilen, erklärt der Fachmann.
Oft waren in der Vergangenheit nur Allgemeinaussagen wie »Patient lebt noch oder nicht mehr« möglich. Das hing nicht selten vom Stand der Technik ab. Mittlerweile ist eine komplexere Diagnose möglich, die mit einem grundlegenden »Vorsorge-Check« vergleichbar ist und einen differenzierten Gesamtbefund ermöglicht. Die Messergebnisse können direkt im Messwagen vor Ort auf einem Monitor ausgewertet und der Zustand des Kabels ermittelt werden. »Liegen die Werte in einem kritischen Messbereich, besteht Handlungsbedarf und es werden sofort die notwendigen Reparatur- oder Ersatzmaßnahmen eingeleitet«, erklärt Oliver Kerz, Leiter vom Netzservice Nord beim E-Werk Mittelbaden.
Seit 2004 haben die »Kabel-Doktoren« vom E-Werk Mittelbaden in seinem Netz insgesamt 550 Kabelstrecken mit einer Gesamtlänge von rund 280 Kilometern überprüft. Auf Grund dessen können kurz- oder mittelfristig gezielte Maßnahmen eingeleitet werden. So werden frühzeitige Schwachstellen im Netz erkannt und Stromausfälle für Kunden verhindert. Kommt es trotzdem einmal zu einem Kabelfehler, rückt der Kabelmesswagen zur Fehlerortung an - »dies zu jeder Tageszeit«, wie die Mitarbeiter vom E-Werk Mittelbaden betonen.