Eckartsweier blickt zurück
So langsam laufen sich die Eckartsweierer warm für das Jahrhundertjubiläumsfest am letzten Juliwochenende dieses Jahres: Sie gestalteten ein großes Festbankett am Freitagabend in der Halle an der Schutter.
Stefan Woltersdorff war im besten Sinne des Wortes der Stargast des Festbanketts am Freitag in Eckartsweier. Wie schon über den großen Sohn des Dorfes Eckartsweier Johannes Beinert im vergangenen Jahr berichtete er über das Entstehen und Werden des Dorfes, wobei »berichten« zu kurz gegriffen ist; Woltersdorff ließ die vielen Zuhörer in der Halle teilhaben an der langen Geschichte des Dorfes, ließ sie all die Grausamkeiten und Zerstörungen durch die vielen Kriege miterleben.
Das Dorf ist natürlich wesentlich älter als die jetzt gefeierten 700 Jahre, begann Woltersdorff seinen Blick auf die Geschichte, sonst würde man nicht so viele Funde aus der Römerzeit immer wieder noch machen. Als Ausgangspunkt für das Jubeljahr wird daher das bislang älteste Dokument genommen, in dem Eckartsweier, oder in einer seiner Schreibweisen, die sich im Laufe der Zeit immer wieder etwas verändern, urkundlich in Form einer Schenkung oder eines Erbes erwähnt wird.
Auswanderergeschichten
Lebhaft erzählte der Historiker, wie sich die Bevölkerung aus den unterschiedlichen Herkunftsländern, durch Religionen oder nach totalen Zerstörungen des Dorfes immer wieder veränderte, wie sich die Menschen immer wieder gezwungen sahen, nach Straßburg oder anderswohin zu fliehen und wieder neu anzufangen. Er erklärte auch, woher eigentlich der Name des Dorfes Eckebrechtswilare kommt oder kommen könnte, wie einige Familiennamen aus ganz frühen Zeiten stammen und sich verändert haben – so zum Beispiel Hörderer oder Beinhard. Und immer wieder fand der Vortragende lustige oder lebhafte geschilderte Ereignisse der Geschichte.
Auch das Thema Auswanderung in Notzeiten im 19. Jahrhundert, als 263 Eckartsweierer nach Amerika auswanderten und dem Hunger entflohen, ließ Woltersdorff nicht aus. Natürlich kamen auch die Herrschaften über das Hanauerland und damit über das Dorf in seinen Ausführungen nicht zu kurz. Er berichtete, wie die Herrschaft durch Heirat oder Erbschaft auf andere übergegangen ist. Auch die Aufstände im 16. Jahrhundert oder im 19. Jahrhundert und die namhaft bekannten beteiligten Eckartsweier wurden ausgiebig besprochen. Lang anhaltender Beifall nach eineinhalb Stunden intensiver Information über die Vergangenheit war der Dank der vollen Halle für den inhaltsreichen Vortrag.
Begonnen hatte der Abend mit launigen Grußworten des Ortsvorstehers Erich Nagel und des Bürgermeisters Marco Steffens. Der Musikverein unter der Leitung seines Dirigenten Bernhard Hoffmann stimmte mit frischen Märschen auf den Abend ein, der Männerchor mit Alexander Asberger ebenso mit heimatlichen und fröhlichen Liedern. Einen kräftigen Farbtupfer trugen die Tänzerinnen und Tänzer der Hanauer Tanzgruppe auf die Bühne. Und alle Beteiligten erhielten ihren verdienten Beifall. Als dann zum Ende des Programms das Badnerlied von den Blasmusikern angestimmt wurde, erhob sich das Publikum und sang kräftig mit.
Es wurde noch ein langer Abend bis in die Mitternacht, gut bewirtet mit belegten Broten und allerlei Trinkbarem von den vielen Vertretern der örtlichen Vereine, und vielen Gesprächen über die Geschichte des Dorfes und mit so manchem Detail, das für die Besucher neu war.