Ein letztes Mal mit dem Müllwagen durch Kehl
Vor genau 40 Jahren ging es auf seine letzte große Fahrt: am 31. Dezember 1976 sammelte zum letzten Mal ein Wagen der Stadt Kehl den Müll ein. Mit dabei war auch Hermann Gruseck. Er blickt für die Kehler Zeitung zurück.
Zum Abschluss hatten sich Hermann Gruseck und seine Kollegen ihren Protest auf ganz eigene Art und Weise kundgetan: Der Trauerkranz mit einer Schleife schmückte den Müllwagen. Zum letzten Mal ging ein Müllwagen der Stadt Kehl am 31. Dezember 1976 auf die Fahrt. Nach 25 Jahren war es das: die Müllentsorgung wurde privatisiert.
»Wir waren schon ein bisschen traurig«, erinnert sich Gruseck. Mit 15 Jahren war er 1963 zur Stadt Kehl gekommen, ab 1970 war er Fahrer des Müllwagens. Gefallen habe ihm die Entscheidung nicht. »Aber die Stadt hat eben so entschieden.«
Noch gut erinnert sich der heute 68-Jährige an seine Zeit am Bauhof. Nicht nur der Müll war sein Tagesgeschäft. Auch für Aushilfen im Wasserwerk, beim Feldwegbau, bei Räumarbeiten oder auch im Schlachthof wurde er eingeteilt. »Morgens um 7 Uhr mussten wir im Halbkreis antreten«, erzählt der gebürtige Altenheimer, »und dann wurden die Aufgaben für den Tag verteilt.« Hans Lutz hatte zu dieser Zeit das Sagen am Bauhof. Lutz, gleichzeitig Kommandant der Kehler Feuerwehr, war es auch, der Gruseck 1989 vom Arbeitsplatzwechsel überzeugte: »Er meinte, dass ich für den Beruf geeignet wäre.« Bis 2008 war Gruseck als Berufsfeuerwehrmann aktiv, bevor er in Rente ging.
»Wir haben schon ein schönes Stückle erlebt.« Gruseck weiß noch genau, wie der Tagesablauf bei der Müllabfuhr war. Drei- oder viermal sei er jeden Tag zum Müllplatz in der Graudenzer Straße gefahren. Dort wurde der Müll dann mit Klärschlamm übergossen. »Nach drei Jahren wurde das Ganze dann gesiebt und als Kompost verkauft.« Plastik oder Metallreste seien dann zum »Vogelloch« an der alten Kinzig, auf dem heutigen Gelände der »Köhler Paper Group«, gefahren worden: »Den Sperrmüll hat man dann angezündet. Der Rest wurde einfach in die Grube gekippt und mit einer Raupe geebnet.«
Methoden, die heute unvorstellbar sind. Ab 1977 wurde der Müll dann nach Appenweier, und von dort in die Verbrennungsanlage nach Straßburg gefahren worden. »Heute geht alles nach Ringsheim«, sagt Gruseck.
Die Arbeit auf dem Müllwagen sei vor allem für seine Kollegen ein hartes Pflaster gewesen: die »Kübelmänner« mussten die Tonnen noch per Hand entleeren. »Die hatten anfangs auch noch keine Sicherheitsschuhe. Nur eine Schürze, eine Mütze und ein Paar Drei-Finger-Handschuhe gab es von der Stadt.« Auf Trittbrettern am Heck des Wagens fuhren Grusecks Kollegen Werner Wegel und Wilhelm Hüber durch Kehl. »Der eine war immer am Rauchen«, erinnert er sich mit einem Lächeln. Die Glocke als Zeichen zum Weiterfahren wurde hingegen kaum benutzt: »Der eine konnte ganz gut pfeifen.«
Bis auf ein paar Fotos hat Hermann Gruseck nur noch wenige Andenken an seine Zeit bei der Müllabfuhr. Lediglich die Erinnerung an seine 30., und gleichzeitig letzte Fahrt durch Kehl, bleibt.