Der Kehler Einzelhandel prüft neue Wege, das Einkaufen in der Stadt attraktiver zu gestalten und so auf die Aufgaben in der Zukunft gewappnet zu sein. Aus Gesprächen im vergangenen Sommer mit dem Thema »Vision 2025« ist eine erste und in der Ortenau einzigartige Dienstleistung entstanden. Ein neuer Lieferservice, der schon vorhandene Ressourcen einbindet. »Zehn Einzelhändler sind eine Kooperation mit drei Apotheken eingegangen«, erklärte Fiona Härtel gestern bei der Vorstellung des Konzepts in den Räumen des Stadtmarketings. »Wir haben den stationären Einzelhandel nach Stärken und Schwächen durchleuchtet und müssen uns, auch gegenüber den Online-Anbietern, neuen Herausforderungen stellen«, erklärte Ralf Seebacher von Expert Oehler. 

Sechs Faktoren stellten sich besonders in den Vordergrund: die aktuelle und zukünftige Verkehrssituation, die vorhandenen Parkmöglichkeiten, die demografische Entwicklung der Kunden, die Auswirkungen der Grenzkontrollen, die Bauarbeiten an der Tramlinie und der Einfluss des Internethandels auf den stationären Einzelhandel. 

»Wir sind sowieso unterwegs«

In Gesprächen mit den Apotheken vor Ort wurde die Idee geboren, den von diesen angebotenen Lieferservice auch für Produkte des Einzelhandels zu nutzen. »Wir sind sowieso unterwegs und können daher auch Waren des Einzelhandels ausliefern«, sagte Viktor Weber von Rohans Anker-Apotheke. Dadurch komme auch der Umweltaspekt zum Tragen, unnötige Fahrten würden reduziert. 

In den vergangenen sieben Wochen wurde eine Art Testlauf gefahren und von den Kunden schon in Anspruch genommen. Die Öffentlichkeit sei über das neue Angebot bewusst noch nicht informiert worden, sondern es seien erst mal Erfahrungen gesammelt worden. 

Die Resonanz sei positiv gewesen. Durch den neuen Lieferservice sollen sich die Kunden angesprochen fühlen, denen es entweder nicht möglich ist, ihre Einkäufe selbst nach Hause zu bringen oder die wegen gerade nicht vorrätiger Ware nochmals in die Geschäfte müssten. »Waren, die bis 12 Uhr gekauft oder bestellt werden, könnten, wenn vorrätig, noch am selben Tag zwischen 16 und 18 Uhr ausgeliefert werden«, berichtete Ralf Seebacher. 

Praktisch umgesetzt sieht es wie folgt aus: Die Kunden vereinbaren mit dem betreffenden Einzelhändler die Lieferung, die Ware wird an einen zentralen Ort gebracht und eine der drei teilnehmenden Apotheken übernimmt im monatlichen Wechsel die Anlieferung. 

Waren bis zu 15 Kilogramm

Ausgeliefert werden Waren bis zu 15 Kilogramm zu einem Unkostenbeitrag von 2,99 Euro. »Die Auslieferung von Medikamenten bleibt selbstverständlich kostenlos«, erwähnte Gerald Albrecht von der Stadtapotheke. Abgerechnet wird der Lieferservice direkt mit dem Einzelhändler, bei der Anlieferung selbst wird keine Zahlung an der Haustür möglich sein. 

Im Prinzip könnten Kunden auch direkt bei dem jeweiligen Händler eine Bestellung aufgeben, ohne ins Geschäft zu kommen. Dies müsse aber in direkter Absprache mit dem jeweiligen Geschäft abgeklärt werden. »Der Kunde möchte eine attraktivere Innenstadt, und mit dem Lieferservice wird ein Betrag dazu geleistet«, schlug Fiona Härtel einen Bogen zu weiteren Projekten, die in naher Zukunft noch angegangen werden.