Festungsstadt Straßburg Thema beim Heimatbund Auenheim
Mit der Geschichte des Forts Blumenthal beschäftigte sich eine zweitägige Veranstaltung des Heimatbundes Auenheim.
Ende des 19. Jahrhunderts zog sich ein Ring von Befestigungsanlagen rund um Straßburg und Kehl. Die Geschichte dieser Anlagen zeichnete jetzt eine Veranstaltung des Heimatbundes Auenheim nach.
Straßburg kapitulierte
In einem einführenden Vortrag ging Referent Friedrich Wein zunächst auf die Gründe zur Errichtung des Festungsrings um Straßburg ein. Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 beschossen preußische Truppen im August und September 1870 die Festung Straßburg von Norden und von Kehl aus mit ihrer überlegenen Artillerie. Am 27. September 1870 hisste Straßburg auf dem Münster die weiße Flagge und übergab einen Tag später die Festung an die Preußen.
Neuer Festungsring
Als Folge des Krieges wurde das Elsass deutsch. Die Belagerung, die übrigens Kehl zur einzigen größeren Stadt machte, die in diesem Krieg zerstört wurde, hatte die militärstrategische Bedeutung Straßburgs deutlich gemacht. Folgerichtig wurde ein neuer Festungsring um die Stadt errichtet, der aus 14 Forts und fünf Zwischenwerken bestand. Rechts des Rheins wurde der Abschnitt Straßburg-Ost mit drei Forts und zwei Zwischenwerken in einem weiten Bogen um Kehl eingerichtet. Allen lag ein weitgehend gleicher Bauplan zugrunde.
Bis zu 300 Soldaten
Das Fort Blumenthal wurde als Wasserfort bei Auenheim von 1874 bis 1878 errichtet. Bis zu 300 Soldaten waren hier kaserniert. Rund 300 Menschen arbeiteten an dem Fort, darunter viele italienische Maurer. Sie wurden in einer eigenen, nur auf der Baustelle gültigen Währung bezahlt. Somit konnten sie sich auch nur im Baustellenbereich versorgen. Zur Anlieferung des Baumaterials wurde eigens eine Bahnlinie von Neumühl nach Auenheim gebaut, die nach Fertigstellung des Forts in eine Straße umgewandelt wurde. Heute heißt die Straße im Volksmund »Bähnl«.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Festungsgürtel um Straßburg zweigeteilt. Die linksrheinischen Forts erhielten französische Namen, die rechtsrheinischen sollten – so sah es der Versailler Vertrag vor – geschleift werden. Nur die Festungsbauwerke auf Kehler Seite wurden nicht sofort gesprengt, sondern dienten weiterhin den französischen Truppen, die den Brückenkopf Kehl sicherten, als Unterkunft.
Im Fort Blumenthal waren zwei Kompanien Kolonialtruppen untergebracht; für die Offiziere wurden die Reichsbauten erstellt. Nach dem Abzug der französischen Besatzung 1926 wurde das Bauwerk gesprengt und später teilweise abgetragen. 1934 erwarb die Gemeinde Auenheim das Gelände für 12.500 Reichsmark.
Tanklager und Biotop
Im Kalten Krieg erwarb der Bund das Gelände, um dort ein Nato-Tanklager einzurichten. Es wurde militärisches Sperrgebiet. Nach dem Mauerfall und der Beendigung des Kalten Krieges erwarb die Stadt Kehl das Gelände und wandelte es in ein Naturbiotop um.
Eindruck vom Fort-Alltag
Am folgenden Tag konnten sich die Zuhörer bei einer Exkursion zu den im Bauplan ähnlichen Forts Moltke (heute Rapp) und Podbielski (heute Ducrot) auf der elsässischen Seite in Reichstett und Mundolsheim vor Ort einen Eindruck verschaffen, wie es in den Forts im Alltag zuging. Sie bekamen einen Einblick in das Leben der Soldaten und die Lebensumstände in den Befestigungsanlagen, in denen sie in rund 220 Zimmern und Funktionsräumen kaserniert waren.