Feuerwehrkommandant Gerhard Stech in den Ruhestand verabschiedet
Mit stehenden Ovationen haben rund 190 Gäste Feuerwehrkommandant Gerhard Stech am Donnerstag in der Feuerwache in den Ruhestand verabschiedet. Dabei wurde sein Wirken über Kehl hinaus mit einer der höchsten Auszeichnungen gewürdigt, die einem Feuerwehrangehörigen zuteilwerden kann: dem Feuerwehr-Ehrenzeichen der Sonderstufe.
Gerhard Stech war 27 Jahre lang Kommandant der Kehler Feuerwehr und wird das Amt zum 1. Dezember an seinen vom Gemeinderat designierten Nachfolger Viktor Liehr übergeben.
Das Feuerwehr-Ehrenzeichen der Sonderstufe »ist eine sehr seltene Auszeichnung für herausragende Verdienste«, erklärte Ministerialdirigent Hermann Schröder aus dem Innenministerium. Stech habe weit über Kehl hinaus Bleibendes geschaffen: »Das Bild, das man in Deutschland und Europa von der Feuerwehr hat, ist geprägt von der Feuerwehr Kehl«, sagte Schröder und erinnerte an den Nato-Gipfel 2009. In der Planung wie im Einsatz habe Stech diesen »souverän durchgezogen«. Schröder rief die teils dramatischen Szenen wieder ins Gedächtnis, als zum Beispiel deutsche Feuerwehrfahrzeuge, die zum Löschen der auf der Straßburger Rheinseite in Brand gesteckten Gebäude über die Europabrücke gefahren waren, von Krawallmachern angegriffen wurden. Er habe Tränen in den Augen gehabt, als das letzte deutsche Feuerwehrfahrzeug mit unverletzter Mannschaft nach Kehl zurück fahren konnte.
Er habe schon viele Verabschiedungen von Feuerwehrkommandanten erlebt, sagte Reinhard Kirr, Dezernent für Sicherheit und Ordnung beim Landratsamt, aber noch nie habe er dabei so viele wichtige Persönlichkeiten aus Feuerwehrkreisen gesehen. 25 Jahre lang habe er mit Stech zusammengearbeitet, »konstruktiv gestritten, furchtbar Langweiliges und Hochinteressantes« mit ihm bearbeitet. »Fachlich bis ins Detail präzise« habe er ihn dabei erlebt, sehr innovativ, aber auch wieder konservativ und bodenständig. Dass es im Kreis eine saubere, geordnete Führungsstruktur gebe, »ist dein Verdienst«, betonte er. Er habe ihn im Einsatz als beeindruckenden Kommandanten erlebt, »der sich den Atemschutz aufgezogen hat und reingegangen ist«.
In seiner Zeit als Kommandant in Kehl seien 4,8 Millionen Euro investiert worden, 1,5 Millionen Euro Zuschüsse habe das Land beigesteuert – in diesen Beträgen seien aber nur die großen Beschaffungen wie die Fahrzeuge enthalten. Dennoch habe das Konzept von Gerhard Stech dazu geführt, dass die Feuerwehr heute weniger Fahrzeuge habe als früher. Er habe »Entscheidungen gegen den Strom und für die Zukunft getroffen«, lobte Kirr.
Er sei „froh und dankbar“, sagte OB Vetrano, dass er Stech noch als Kommandanten habe kennen lernen dürfen. Dies sei nur dem Umstand zu verdanken, dass er seinen Ruhestand aus freien Stücken um drei Jahre nach hinten verschoben habe – ein Beweis dafür, dass er seine Kommandantentätigkeit nie nur als Brotberuf verstanden habe. Bei den fünf Großbränden in dieser Zeit habe er »in jeder Minute das Gefühl von Sicherheit gehabt«. Stech zeichne sich »durch hohe Professionalität aus, die ihn mit Besonnenheit in ruhiger Art so agieren lässt, dass sich dies auf seine Mannschaft überträgt«.
»Ich habe die Erfahrung gemacht – und hier denke ich, darf ich auch für meine beiden Vorgänger im Amt und den Gemeinderat sprechen –, dass Gerhard Stech stets nach Lösungen gesucht hat, die genau zur teilweise speziellen Aufgabenstellung in Kehl passen«, so Vetrano. Stech habe es zudem geschafft, hauptamtliche Kräfte und Feuerwehr-Freiwilligezu einer Mannschaft zusammenzuschweißen.
Michael Wegel, der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, hob vor allem Gerhard Stechs Verdienste um die Einrichtung der Wechselladergemeinschaft auf der Ebene der großen Kreisstädte hervor – das Konzept habe über die Ortenau hinaus Nachahmer gefunden. Aus der gemeinsamen Zeit wusste er einige Anekdoten zu erzählen.
Für sein grenzüberschreitendes Engagement dankte André Hetzel, der Vizepräsident der Feuerwehr des Departements Unter-Elsass Stech. Das deutsch-französische Feuerlöschboot, zu dessen Erfindern er gehöre, sei zu einem internationalen Symbol geworden.
Seine »Kompetenz, seine unvergleichliche Souveränität und gleichzeitig seine Menschlichkeit«, strich Ingolf Grunwald, der Leiter des Kehler Polizeireviers, heraus. »Gerhard Stech war Garant für einfache, aber praktikable Lösungen«, lobte der Polizeichef.
Stech beschrieb die 27 Jahre als Kommandant und seine gut 41 Dienstjahre bei der Stadt Kehl als »glückliche und bewegte Zeit«. Dankbar sei er vor allem dafür, dass es während seiner Kommandantentätigkeit in der Feuerwehr weder zu schweren Unfällen noch zu einem Unglück gekommen sei.Stech wird seine Arbeit als stellvertretender Kreisbrandmeister noch ein weiteres Jahr lang ausüben.