Großbrand in Kehl: Polizei hält Brandstiftung für möglich
Bei einem Brand wurden am Sonntagmorgen eine Bar und ein Supermarkt in Kehl zerstört. Menschen wurden nicht verletzt. 120 Einsatzkräfte waren bis zum Nachmittag vor Ort. Der Schaden geht in die Hunderttausende.
Eine Anwohnerin hatte um 5.58 Uhr über Notruf die Feuerwehr verständigt, die mit einem Großaufgebot zum "Mix-Markt" in der Vogesenallee im Gebiet "Wolfsgrube" aufbrach. Beim Eintreffen der Rettungskräfte brannte es nach Polizeiangaben bereits stark im Inneren der Bar. Vier Trupps der Feuerweher gelang es zwar, die Scheiben einzuschlagen und den Innenraum zu betreten. Dort wüteten die Flammen jedoch bereits so stark, dass ein Übergreifen des Brandes auf den Lebensmittelmarkt, der sich ebenfalls in dem einstöckigen Gebäude befindet, nicht verhindert werden konnte. Personen befanden sich bei Brandausbruch nicht mehr im Gebäude.
In der Bar "Insomnia" hatte das Feuer nach Angaben der Stadt Kehl vor allem die Dachkonstruktion in Mitleidenschaft gezogen. Weil der stellvertretende Feuerwehrkommandant Roland Walter, der den Einsatz leitete, eine "gefährliche thermische Aufbereitung" nicht ausschließen konnte, zog er die Feuerwehrkräfte aus dem Innenangriff zurück.
Gebäude war nicht mehr zu retten
Das Gebäude stand zwischenzeitlich in Vollbrand. Die Feuerwehr Kehl, die Unterstützung von den Drehleitern aus Offenburg und Oberkirch erhielt, musste das Gebäude kontrolliert niederbrennen lassen. Der Brandort ist weiträumig abgesperrt. Gegen 7 Uhr zündete dann das gesamte Gebäude laut Pressemitteilung der Stadt durch. Eine Brandbekämpfung war nur noch von außen möglich. Inmitten der Rauchschwaden schlugen die Flammen meterhoch durch das Flachdach. Die Feuerwehrleute bauten sogenannte Riegelstellungen auf, um die dicht um den Brandherd liegenden Gebäude – darunter mehrstöckige Wohngebäude – zu schützen. Diese wurden nicht in Mitleidenschaft gezogen. Zeitweise wurden gleichzeitig 4500 Liter Löschwasser aus 15 C-Rohren und drei Wasserwerfern abgegeben, schreibt die Stadt weiter.
Gegen 10.30 Uhr war der Brand unter Kontrolle. Drei Stunden später begann dann ein Abbruchunternehmen in Abstimmung mit dem Gebäudeeigentümer und der Kriminalpolizei mit dem Abriss von Gebäudeteilen, um die unter der eingestürzten Decke liegenden Brandnester gezielt zu bekämpfen. Von oben wurde das ganze Ausmaß des Brandes sichtbar: Der Gebäudekomplex war komplett niedergebrannt, das Dach hatte sich planenartig über die Supermarktregale gelegt. Nach ersten Schätzungen der Polizei entstand ein Schaden von mindestens 500.000 Euro.
Wegen der starken Rauchentwicklung wurden die Anwohner zwischenzeitlich mit Lautsprecherdurchsagen aufgefordert, die Fenster zu schließen. Zeitweise war eine dichte Rauchsäule über der Kehler Innenstadt zu sehen. Eine Gesundheitsgefährdung habe jedoch zu keiner Zeit bestanden, versichert die Kehler Feuerwehr in einer Pressemitteilung.
120 Einsatzkräfte über Stunden vor Ort
Über mehrere Stunden waren die Feuerwehren aus Kehl, Oberkirch, Willstätt, Offenburg und Achern im Einsatz. Die Verpflegung der mehr als 120 Einsatzkräfte wurde durch 20 Kräfte des Deutschen Roten Kreuzes sichergestellt. Das THW unterstützte die Polizei bei der großräumigen. Vor Ort waren zudem Bedienstete des Kriminaldauerdiensts, der Energieversorger E-Werk Mittelbaden, Badenova und der technischen Dienste Kehl sowie die Geschäftsleitung der Familienheim Mittelbaden und die Gebäudeeigentümer. Auch Oberbürgermeister Toni Vetrano hat sich nach Angaben der Stadt vor Ort ein Bild von der Lage gemacht.
Zur Brandursache und Schadenshöhe können derzeit noch keine Aussagen getroffen werden. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Zeugen werden gebeten sich bei der Kriminalpolizei (0781/21-2820) zu melden.
Bar-Betreiber spricht von Benzin und Molotow-Cocktails
Die Betreiber der Shisha-Bar "Insomnia", in dem das Feuer ausgebrochen war, gaben auf ihrer Facebook-Seite an, dass Unbekannte das Feuer mit Benzin und Molotow-Cocktails entfacht hätten.
"Wir müssen euch mit Bedauern mitteilen, dass euer Club Insomnia nach einem Großbrand in der Nacht von Samstag auf Sonntag komplett ausgebrannt ist. Nach einem schönen Abend mit euch hat sich jemand Zutritt zum Club verschafft, der eine große Menge Benzin und Molotovcoctails dabei hatte. Dieser Vorfall wird uns nur noch stärker machen; der Club Insomnia wurde Opfer seines Erfolgs und wird in ein paar Monaten nach den nötigen Baurabeiten wieder zurück sein. Das ganze Team schickt euch viele Grüße und läd euch ein, im "Diamant Blanc" einige gemütliche Abende zu verbringen", teilten sie auf Facebook mit. Entsprechende Gerüchte waren am Sonntag auch auf der Facebook-Seite der Kehler Zeitung geäußert worden.
Nous avons le regret de vous annoncez que votre club Insomnia a été complètement calciné suite à un incendie important...
Posted by Insomnia on Sonntag, 10. Januar 2016
Kriminaltechniker ermitteln vor Ort
Diese Angaben konnte die Polizei am Montagmorgen auf Anfrage von BO.de nicht bestätigen. "Es wird in alle Richtungen ermittelt", erklärte Polizeisprecher Wolfgang Drescher. Der Verdacht der Brandstiftung habe sich bislang nicht erhärtet. "Es wird aber sicher noch einige Tage dauern, bis hier genauere Informationen vorliegen", so Drescher. Am Mittag präzisierte die Polizei ihre Angaben in einer Pressemitteilung: "Während Brandstiftung nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen möglich erscheint, wird eine politisch motivierte Tat nach bisherigen Erkenntnissen ausgeschlossen.", teilte das Polizeipräsidium mit. Kriminaltechniker seien seit Montagvormittag mit der Spurensicherung beschäftigt. Nach Informationen von BO.de hat sich der Verdacht der Brandstiftung im Laufe des Tages offenbar erhärtet. Zur Wochenmitte wird laut Polizei zudem ein Experte für Brandursachenforschung am Brandort erwartet.