Hautnah bei den Delfinen
Selbstständig sitzen, greifen, das Gegenüber fixieren – für Dreijährige eigentlich kein Problem. Der mehrfach behinderte Lasse Ladas aus Willstätt hat nun dank einer zweiwöchigen Delfintherapie kleine Schritte in diese Richtung gemacht.
Den kleinen Lasse kennen viele in Willstätt. Da seiner Mutter während der Schwangerschaft ein Tumor aus dem Bauchraum entfernt werden musste, kam er mehrfach behindert zur Welt – Lasse ist stark entwicklungsverzögert und sehbehindert, zudem hatte er auch schon einige epileptische Anfälle.
Vor eineinhalb Jahren hörte die Familie, dass eine Delfintherapie Kindern wie ihm helfen könnte. Um die teure Behandlung in der Türkei bezahlen zu können, starteten Lasses Eltern etliche Finanzierungsaktionen, verkauften Kuchen beim Kinderbasar und Rahmkuchen am Adventsmarkt. Auch viele Vereine, Privatleute und die Bürgerstiftung Willstätt spendeten für die Therapie des Dreijährigen. »Die Anteilnahme und die Hilfsbereitschaft ist überwältigend«, sagt Mutter Severine Ladas. »Wir möchten uns ganz herzlich bei allen bedanken.«
In den Pfingstferien war es dann so weit – die vierköpfige Familie machte sich auf den Weg ins Delfintherapie-Zentrum in Marmaris an der türkischen Ägäis, wo die Therapietiere in Freiwasserbecken im Meer gehalten werden.
Bessere Körperhaltung
Jeden Morgen um halb neun durfte Lasse zu den großen Säugern, mit ihnen Kontakt aufnehmen, sie streicheln und mit ihnen schwimmen. Zusätzlich erhielt er täglich je eine Einheit Krankengymnastik und Cranio-Sakral-Therapie. Bereits nach einer Woche fiel den Eltern auf, dass Lasse anfing, den Kopf länger selbst zu halten und ohne Stütze aufrecht zu sitzen – und wenn er umgelagert werden musste, war sein Körper fester, angespannter und nicht so schlaff wie zuvor. »Das ging plötzlich viel leichter, als ob er mithelfen wollte«, so seine Mutter, die ihn nachts mehrfach umbetten muss. Auch sein Blick ist ein anderer geworden. Was und wie viel Lasse sehen kann, vermag niemand genau zu sagen. Doch wo zuvor seine Augen ziellos herumirrten, fixiert er nun Personen und Gegenstände. Auch seine Betreuerin im Willstätter Kindergarten hat die Veränderung gleich bemerkt, sagt Lasses Mutter: »Sie meinte, sie habe das Gefühl, dass Lasse sich alles neu anschauen müsse.« Beim Willstätter Sommerfest war Lasse selbstverständlich auch mit dabei – meist aufrecht im Buggy sitzend. »Sonst lehnte er sich immer an und sein Kopf hing herunter«, erzählt Severine Ladas.
Für die Familie ist klar, dass sie – wenn möglich – im nächsten Jahr wieder zu den Delfinen fliegen wollen. Nicht nur Lasses Erfolge, sondern auch die Erfahrungen anderer bestärken sie darin. »Wir haben eine Familie kennengelernt, die bereits zum dritten Mal dort war. Nach dem ersten Mal konnte das Kind sitzen, nach dem zweiten Mal hat es den Rollstuhl, in dem es angereist war, bei der Abreise geschoben«, erzählt sie. Auch wenn natürlich jeder Fall anders gelagert ist, erhoffen sie sich bei einem erneuten Besuch weitere Entwicklungsschübe für Lasse. »Wir haben immer gesagt, wir gehen ohne Erwartungen, aber mit großer Hoffnung hin«, sagt Mutter Severine Ladas. »Und diese Hoffnung hat sich erfüllt.«