Zauberhaftes Hobby

Katrin Bamberg aus Sand ist Märchenerzählerin

Anna Teresa Agüera
Lesezeit 4 Minuten
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24. Dezember 2016

©Foto Lienert

Es war einmal eine zauberhafte Erzählerin mit dem Namen Carlina Acaulis, die Silberdistel. Sie lebte mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in einem gemütlichen Haus am Rande von Sand.

Dort ist sie allerdings unter ihrem bürgerlichen Namen Katrin Bamberg bekannt. Sie ist Märchenerzählerin, hat an Weiterbildungen bei der Europäischen Märchengesellschaft teilgenommen. Schon allein das klingt märchenhaft. 
Erzählen ist eine alte Kunst.

Ablesen, das muss sie nicht. Sie schaut ihren Zuhörern direkt in die Augen. Auf die Frage, wie sie sich all die fantastischen Geschichten merken kann antwortet sie: »Ich habe die Märchen nicht im Kopf, ich habe sie im Herzen.« Ihre Märchen erzählt sie jedes Mal anders. »Sie machen auch etwas mit mir. Sie verändern mich.« 

Mit ihren Bildern lässt sie in den Köpfen ihrer Zuhörer Welten entstehen. Die Figuren werden lebendig. Dinge beschreibt sie nicht. Wie etwas aussieht, bleibt jedem selbst überlassen. Die Ruhe, die sie ausstrahlt, sorgt für Geborgenheit. »Vielleicht verstehen Kinder den Text nicht immer, sie spüren aber die Wärme.« 

Bambergs Liebe zu Märchen hat früh angefangen. Ihr Vater hat Geschichten erzählt – gerade wenn es draußen dunkel war. »Dann haben wir eine Leinwand an den Schrank gehängt, mit einem Dia-Projektor Bilder an die Wand geworfen und Geschichten erzählt.« Auch ihre vier Kinder hat Bamberg in die Märchenwelt mitgenommen. Irgendwann sei sie dann im Kindergarten und in der Schule aufgetreten. So hat das seinen Lauf genommen. »Es ist das schönste Hobby, das man haben kann.«

Was ist das Böse?

Für sie ist es nicht einfach nur erzählen, sie überbringt Botschaften: »Was will das Märchen sagen?« Jeder verarbeitet ein Märchen anders: »Nehmen wir Rotkäppchen und den bösen Wolf.« Für Kinder ist der Wolf vielleicht wirklich ein Wolf, aber für Erwachsene? Was ist das Böse? Versuchungen, denen ein junges Mädchen ausgesetzt ist?

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Ohne das Böse kann ein Märchen übrigens nicht funktionieren. Das Gute siegt und das Böse wird vernichtet. Kinder feiern das ganz besonders. Sie empfinden die Ungerechtigkeit und wollen, dass wieder alles in Ordnung ist. Dass sich die böse Stiefmutter von Schneewittchen in brennenden Schuhen zu Tode tanzen muss oder die böse Hexe von Hänsel und Gretel im Ofen verbrannt wird, empfinden sie nicht als grausam. Sie leiden nicht mit. Für sie ist die Hauptsache, dass das Böse verschwindet. »Das gehört einfach dazu. Deshalb werden die Kinder noch lange nicht brutal.«

Bis die 48-Jährige – »Das ist das schönste Alter zum Erzählen« – ein neues Märchen gefunden hat, muss sie sehr viel lesen. »Ich picke mir die Rosinen raus.« Im wahrsten Sinne des Wortes. Unter 80 Märchen findet sie vielleicht eins, das ihr gefällt.

Ihre Zuhörer sind zwischen zwei und 100 Jahre alt. Egal in welchem Alter, das Publikum hängt an Bambergs Lippen, lauscht ihren Geschichten. Die sind übrigens in Sächsisch. Ein Zuhörer habe einmal gesagt: »Das ist doch gerade das Schöne, das hört sich so anders an.« 

»Kinder brauchen diese Märchenbilder einfach.«

Den Jüngsten zeigt sie die Welt der Gebrüder Jacob und Wilhelm Grimm. »Kinder brauchen diese Märchenbilder einfach.« So lernen sie von den Bremer Stadtmusikanten, was Freundschaft bedeutet, und dass sie zusammen, als Team, alles schaffen können. Schüler nimmt sie schon mal mit auf eine Reise und erzählt Märchen aus verschiedenen Ländern. 

Bei den Erwachsenen muss sie tiefer in die Trickkiste greifen. Sie sind lebenserfahren. Hört für Kinder ein Märchen mit einer Heirat auf, so fängt eins für Erwachsene vielleicht gerade da an. »Dann kommen doch erst die spannenden Jahre.« Auch dann endet die Geschichte natürlich mit einem »Happy End« – sonst wäre es doch kein Märchen! Im Senio­renheim greift sie wieder auf die Gebrüder Grimm zurück und gibt dort ihren Zuhörern ein Stück Kindheit wieder.

Bamberg selbst hat kein Lieblingsmärchen. »Es gibt einfach so viele schöne.« Waren Märchenerzähler früher vor allem in der Winterzeit gefragt, reist sie inzwischen das ganze Jahr über in ihren märchenhaften Gewändern durch die Ortenau.

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