Kehl
Dossier: 

Kehler Trambrücke: So könnte sie heißen

Klaus Körnich
Lesezeit 6 Minuten
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17. Januar 2017

Noch namenslos: die Trambrücke über den Rhein. ©Lukas Habura

Es gibt Spekulationen über einen Namen für die Trambrücke. Offenbar wird auf Straßburger Seite der französische Politiker André Bord (s. Stichwort) als Namensgeber hoch gehandelt. Wir haben uns bei Kehlern umgehört, was sie von dem Vorschlag halten und welche Namen sie gut fänden.

Hans-Ulrich Müller-Russell, Vorsitzender Historischer Verein: »Wohl nur wenige in jüngerer Zeit verstorbene Elsässer eignen sich so gut als Namensgeber für eine deutsch-französische Brücke wie André Bord. Er hat in der Résistance für die Freiheit gekämpft und sich nach der Befreiung um die deutsch-französische Verständigung und Freundschaft verdient gemacht. Eine Alternative wäre Haidi (eigentlich: Adélaïde) Hautval aus Le Hohwald bei Straßburg. Sie wurde 1942 festgenommen, weil sie sich für Juden eingesetzt hatte. Ab 1943 arbeitete sie als Lagerärztin im KZ Auschwitz. Sie unterließ es, kranke Häftlinge zu melden, bewahrte sie so vor dem sicheren Tod. In Straßburg trägt eine kleine Straße an der Hautepierre- Klinik ihren Namen.«

Alban Meier, Pfarrer i.R.: »Mein Vorschlag zur Namensgebung: André Weckmann. Er ist einer der bekanntesten, bedeutendsten elsässischen Schriftsteller und Poeten, wirkte unermüdlich für die deutsch-französische Verständigung und Versöhnung nach dem 2. Weltkrieg. Grenzen in den Köpfen der Menschen zu überwinden, durch Förderung der Zweisprachigkeit auf beide Seiten des Rheins, schon im Kindergarten und in den Grundschulen, das Zusammenleben beider Völker zu erleichtern, war eines seiner Herzensanliegen. Ebenso sein unermüdlicher Einsatz für die Erhaltung der alemannisch-elsässischen Sprache und Kultur. Als Bürger Straßburgs schätzte er Kehl, fühlte sich bei uns wohl, stieg oft auf den Weißtannenturm und hatte in St. Maria eine geistige Heimat«

Margot Wohlbold-Melet, Ortschaftsrätin in Leutesheim:  »Mein Vorschlag zur Namensgebung der Tram-Brücke ist Erwin von Steinbach, Baumeister, geboren cirka 1244 in Steinbach (bei Baden-Baden?) und gestorben 1318 in Straßburg. Der begnadete Baumeister, der einen großen Teil des Straßburger Münsters geplant und gebaut hat, lebte mit seiner Familie  viele Jahre in Straßburg, war aber auch auf rechtsrheinischer Seite ein gefragter Baumeister/Architekt, zum Beispiel erbaute er auch den Turm des Freiburger Münsters. Sein Konzept, das Straßburger Münster betreffend, gilt als eine der bedeutensten Leistungen der Hochgotik im zu Ende gehenden Spätmittelalter  und hätte eine Ehrung wohlverdient. Es müssen nicht immer Politiker sein. Bedeutende Kunstschaffende oder Humanisten, die über Grenzen hinweg wirkten, wären in meinen Augen einer Ehrung würdig.«

Klaus Gras, Gästeführer: »Ein André Bord ist in Kehl und Umgebung nicht bekannt. Hinzu kommt noch, dass wir seit über 70 Jahren Frieden haben und nicht immer wieder an diese schreckliche Zeit des 2. Weltkrieges erinnert werden sollen. Meine Idee ist, dass die Trambrücke einen Namen tragen muss, der links wie rechts von der Brücke einigermaßen bekannt ist, wie zum Beispiel Albert-Schweitzer-Brücke. Dieser Mann ist 1875 im Elsass geboren und in Kehl haben wir eine Straße und eine Schule, die diesen Namen trägt. Demzufolge ist Schweitzer sowohl auf der französischen wie deutschen Seite vielen Menschen ein Begriff. Er wurde 1952 zum Friedensnobelpreisträger ernannt. Er hat zudem den späteren Bundespräsidenten verheiratet – in Straßburg mit einer Straßburgerin. Also erneut ein Symbol für Deutschland und Frankreich. Für mich gibt es keinen bessere Namen als Albert-Schweitzer-Brücke.«

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Karl Britz, Autor heimatgeschichtlicher Bücher: »Für mich ist André Bord eine Symbolfigur der deutsch-französischen Beziehungen. Sein jugendliches Engagement gegen die Nazi-Herrschaft und die Mitwirkung in der Résistance, die ihm fast das Leben gekostet hat, haben ihn geprägt. Später hat er sich als französischer Politiker in nationalen, europäischen und regionalen Spitzenämtern um die deutsch-französische Aussöhnung verdient gemacht. Die Tram-Brücke befindet sich unweit der Stelle, wo französische Résistance-Kämpfer am 23. 11. 1944 ermordet wurden. Und nun verbindet die Tram Straßburg mit Kehl und passiert dabei das Neudorf, den Stadtteil, wo André Bord seine Kindheit verbracht hat.  Da die Brücke auch Symbol der deutsch-französischen Beziehungen ist, wäre es passend und konsequent, sie mit seinem Namen zu verknüpfen und seine Lebensleistung damit der Öffentlichkeit ins Bewusstsein zu rufen.«

Joachim Parthon, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Hanauerland: »Ich finde es sehr gut, dass diese Brücke einen Namen erhalten soll. Damit bleibt ihr das ›Schicksal‹ erspart, ewig die ›Trambrücke‹ zu sein.  Nach meinen Informationen ist André Bord, der in Straßburg geboren wurde, ein Mann, der als Namenspatron sehr  gut geeignet erscheint. Er war eine Schlüsselfigur der Aussöhnungspolitik zwischen Deutschland und Frankreich nach dem 2. Weltkrieg. Es ist ein Name, der für die deutsch-französische Freundschaft steht– ein würdiger Name für eine Brücke zwischen Deutschland und Frankreich, an einer geschichtsträchtigen Nahtstelle Europas in einer Zeit, wo wir nur hoffen können, dass die Grenzen weiterhin an trennender Bedeutung verlieren. André Bord, c’est très bon!«

Hans-Jürgen Walter, KEZ-Redakteur i.R.: »Ich bin dafür, Dinge klar, unverblümt und treffend beim Namen zu nennen, so dass jeder weiß, um was es geht – also Trambrücke. Die Tram ist Symbol und Synonym für die Begegnung von Menschen zweier Städte und zweier Nationen im Herzen Europas, für das Überwinden von Grenzen, für zukunftsorientiertes Handeln, für Mobilität und für ein umweltschonendes Verkehrsmittel. Sie steht für das Miteinander bei uns am Rhein. Die Tram schlägt Brücken, sie verbindet, also: Trambrücke.«

Carola Maute, Bezirkskantorin: »Ich finde es wichtig, mit der Namensgebung der Trambrücke auch die symbolische Wirkung des Zusammenwachsens von Europa bzw. Frankreich und Deutschland zu unterstreichen.
Mich persönlich beeindruckt es, dass das Tramprojekt möglich ist und sich die beiden Städte Kehl und Straßburg damit näher kommen und wir im Herzen von Europa somit Europa mit seiner Vielfalt leben.
Ich könnte mir den Namen André Bord gut vorstellen, um diesen Widerstandskämpfer, der sich um die deutsch-französische Freundschaft verdient gemacht hat und in Straßburg geboren ist, zu würdigen.«

Das sagen die Städte Kehl und Straßburg: Auf Nachfrage der Kehler Zeitung teilt die Stadtverwaltung Straßburg mit, dass die Namensgebung für die Trambrücke ein langwieriges Verfahren sei, an dem auch die Stadt Kehl beteiligt werden soll. Aus dem Rathaus in Kehl heißt es, dass man noch »nichts Offizielles« von der Stadt Straßburg zu diesem Thema gehört habe. Aus diesem Grund möchte sich die Kehler Stadtverwaltung derzeit auch nicht dazu äußern.

 

Stichwort

André Bord

Der 2013 im Alter von 90 Jahren verstorbene André Bord engagierte sich im 2. Weltkrieg für den Widerstand gegen die NS-Besatzer. Später wurde er zu einer der Schlüsselfiguren der deutsch-französischen Aussöhnung. Zudem arbeitete er als Minister, Staatssekretär und gehörte dem Europäischen Parlament an. 1986 wurde er Präsident der Commission interministérielle de coopération franco-allemande (Interministerielle Kommission für deutsch-französische Zusammenarbeit).

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