Kehl

Kehls letzter Kripo-Chef geht

Martin Egg
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26. Januar 2015

(Bild 1/2) Günther Weiss vor seiner bisherigen Dienststelle in der Bierkellerstraße. ©Martin Egg

Günther Weiss war Kehls letzter Kripo-Chef. Am Donnerstag wird der Erste Kriminalhauptkommissar verabschiedet. Bekanntheit erlangte Weiss vor allem durch sein Engagement für Sinti und Roma.

Mit Günther Weiss (60 Jahre) wird am Donnerstag Kehls letzter »Kripo-Chef« verabschiedet – Leiter der Kehler Außenstelle der Kriminalpolizei Offenburg ist Weiss aber seit dem 1. Januar 2014 schon nicht mehr. Damals wurde die Außenstelle im Zuge der Polizeistrukturreform förmlich aufgelöst. Nur weil in Offenburg bis zur Realisierung eines Erweiterungsbaus kein Platz sei, seien in der Bierkellerstraße gegenüber dem Rathaus noch zwei Organisationseinheiten tätig, die innerhalb des sich über die Landkreise Ortenau, Rastatt und den Stadtkreis Baden-Baden erstreckenden Polizeipräsidiums zentral Kriminalität bearbeiteten, erklärt Weiss: »Das hat nichts mehr mit dem alten Zuständigkeitsbereich zu tun.«
Bereits 1977 kam Günther Weiss, der in Aach im Landkreis Stockach geboren ist, zur Kehler Kripo, kämpfte zunächst gegen Kfz-Kriminalität, wurde Dezernatsleiter für den Bereich Raub-, Eigentums- und Jugendkriminalität, anschließend für die Bekämpfung von Tötungs-, schweren Körperverletzungs- und Brandstiftungsdelikten. 2004 wurde er stellvertretender Kripo-Chef in Kehl, wechselte 2008 als Leiter in die Lahrer Kriminalaußenstelle, um 2009 in die Stadt am Rhein zurückzukehren, in die Fußstapfen des scheidenden Kripochefs Hans Jogerst zu treten und den im selben Jahr stattfindenden Nato-Gipfel kriminalpolizeilich für den Bereich Kehl zu leiten. Sein letztes Dienstjahr – ohne Führungsverantwortung – widmete Weiss der Bekämpfung politisch motivierter Straftaten.

Kehls Sicherheit

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Die Sicherheit, glaubt Weiss, leide nicht unbedingt darunter, dass es vor Ort in Kehl keine Kripo mehr gebe. Leidtragende seien höchstens die Bürger, die gegebenenfalls längere Wege (nach Offenburg) zurücklegen müssten. Objektiv betrachtet, findet Weiss außerdem, gibt es in Kehl nicht mehr oder weniger Kriminalität als in anderen Städten vergleichbarer Größenordnung. Dass die Statistik an dieser Stelle möglicherweise eine andere Sprache spricht, hängt in seinen Augen lediglich mit der besonders hohen Polizeidichte in der Grenzstadt zusammen – soll heißen: Weil neben Schutzpolizei und Kripo auch noch Bundesgrenzschutz und Wasserschutzpolizei patrouillieren, werden naturgemäß mehr Delikte aufgedeckt.
Weiss weiß aber auch, dass das subjektive Sicherheitsempfinden der Kehler ein anderes ist – bedingt durch die Nähe zur Großstadt Straßburg und den höheren Ausländeranteil in der Stadt: »Viele Kehler fühlen sich in ihrer eigenen Stadt fremd«, glaubt der Erste Kriminalhauptkommissar.
Nicht nur für die öffentliche Sicherheit machte sich Günther Weiss immer stark, sondern auch für die ethnische Minderheit der Sinti und Roma: Weiss’ Vater, selbst ein Sinto,  gehörte zu den Wenigen, die in der Zeit des Nationalsozialismus das KZ Auschwitz überlebt haben.
Als es durch die Grenzöffnung nach dem Schengener Abkommen in den 1990er-Jahren immer mehr zuvor in Straßburg lebende Roma zum wilden Campieren nach Kehl zog, setzte sich Weiss mit dem damaligen Polizeirevierleiter Jürgen Neff und Ordnungsamtschef Willi Müll, unterstützt durch den damaligen Oberbürgermeister Günther Petry, für den seit 1998 existierenden Durchreiseparkplatz in Auenheim ein.

Vorträge vor Studenten

Das Engagement für Sinti und Roma will Günther Weiss im Rahmen seiner Mitgliedschaft im baden-württembergischen Landesverband auch nach seiner Pensionierung fortsetzen. Seit Jahren spricht er dazu regelmäßig vor Studenten der Polizeihochschule, allgemeiner Schulen und auf Einladung anderer Organisationen auch außerhalb von Baden-Württemberg. Ebenso möchte sich Weiss, wie er es bisher getan hat, im Bereich des Tierschutzes einbringen – unter anderem als Inspektor der Tierhilfs- und Rettungsorganisation.
Der Leiter der Kriminalpolizeidirekton Offenburg, Roland Haug, wird Weiss am Donnerstag, 29. Januar, die Pensionierungsurkunde des Landes Baden-Württemberg aushändigen – verbunden mit einem Rückblick auf nahezu 44 Jahre Polizeidienst.

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