Kehls Schwimmer kämpfen um ihr Bad
Am Sonntag fand das Frühjahrsschwimmen des Kehler Schwimmvereins im Hallenbad statt. Die quirlige Wettkampfstimmung war überschattet von der bevorstehenden Schließung des Bads. Alle hoffen, dass es irgendwie weitergehen kann.
Am 23. April endet die Hallenbadsaison – auf unbestimmte Zeit. Bei der jüngsten (nicht öffentlichen) Gemeinderatssitzung wurde bekannt, dass am Dach so erhebliche Schäden festgestellt wurden, dass an eine Wiedereröffnung nicht zu denken ist. Für den 1921 gegründeten Kehler Schwimmverein ein Fiasko, denn damit wird nicht nur der äußerst erfolgreichen Wettkampfgruppe, sondern auch allen anderen Aktiven des Vereins die Sportstätte entzogen. Sieben Monate im Jahr wird im Hallenbad trainiert, nur vier sind es im Freibad. Auch die Schwimmkurse würden sterben.
Für den Verein kam das plötzliche Aus überraschend. »Mich hat eine Bekannte angerufen und gesagt, schau mal auf die Internetseite der Stadt«, erzählt der Vereinsvorsitzende, Sven Pieber. Besonders ärgert den Verein, dass es trotz der seit Jahren bestehenden Diskussionen um das etwa 50 Jahre alte Hallenbad keinen Plan B gibt. »Das Bad ist seit 15 Jahren immer wieder Thema im Gemeinderat«, sagt Trainer Pascal Mnich. »Es war doch klar, dass das irgendwann kommt.«
Dass zu einer Stadt wie Kehl ein Hallenbad gehört, ist auch in der Politik Konsens. So waren einige Gemeinderäte zum Wettkampf gekommen, um ihre Anteilnahme zu signalisieren. Sie stellten aber auch klar, dass es eine Schnellschuss-Lösung nicht geben kann. Der Sommer soll genutzt werden, um ein Konzept zu erstellen, das dem Verein über die Runden hilft, so Werner Müll (SPD). Wolfgang Maelger (Grüne) berichtete von Überlegungen, das Schwimmerbecken im Auenheimer Freibad im Winter mit einer Traglufthalle zu überdachen oder ein »Bad von der Stange« hinzustellen, das mit 4,5 Millionen Euro zu Buche schlüge. »Wir werden uns so ein Bad anschauen und unsere Techniker fragen, wie schnell man das bauen könnte«, sagte er.
Werner Müll gab jedoch zu bedenken, dass viele Bürger ein Bad mit mehr Attraktionen wünschen. »Man kann ja nicht nur ein Bad für den Schwimmverein bauen. Wenn man was Richtiges will, muss man mindestens das Vierfache hinlegen«, sagte er. Dem Verein dagegen wäre eine baldige Dachsanierung des bestehenden Bades am liebsten. Damit könne man noch fünf bis acht Jahre gewinnen und in dieser Zeit ein neues Bad errichten. Danach könnte das alte Hallenbad zu einer Sporthalle umfunktioniert werden. Ganz einmotten könne man das Gebäude sowieso nicht: Die Heizung des Bades versorgt auch das Einstein und die Schulsporthalle mit Wärme.
Für die Spitzensportler bedeutet das Hallenbad-Aus noch viel mehr. »Uns wird die Sportart weggenommen«, sagt Ella Seiter (16), die viermal wöchentlich ins Training geht. Sie schwimmt seit acht Jahren und gehört zu den erfolgreichsten Schwimmerinnen des Vereins. »Kein Wasser, kein Wettkampf«, sagt auch ihre Trainerin Sandra Mnich. Auch die Eltern sind sauer: »Unseren Kindern wird die Trainingsgrundlage entzogen«, so Anke Sasse-Dünkel. So eine tolle Atmosphäre und so engagierte Trainer wie im Kehler Schwimmverein finde man nicht oft. Abseits vom Wettkampfgeschehen sei das Schwimmen auch etwas, was man fürs ganze Leben braucht, so die Odelshofenerin.
Viel Unterstützung
Für den nächsten Winter will Sven Pieber bei benachbarten Vereinen anfragen, ob die Spitzensportler dort mittrainieren können. Man habe sich schon in der Vergangenheit ausgeholfen. Mehr Sorgen macht ihm der Breitensport. Selbst wenn der Verein Trainingszeiten in umliegenden Schwimmbädern bekäme, würden sicher einige wegen der längeren Wege abspringen. Dennoch ist die Stimmung im Verein und bei den Eltern »positiv geladen«, wie er sagt: »Aus der Diskussion kommt die Stadt nicht mehr raus.« Hoffnung machen auch die 2800 Unterschriften, die binnen einer Woche für den Erhalt des Hallenbades gesammelt wurden.