Kehl

Kontakt über »Senioren-Facebook«

Von Gerd Birsner
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17. April 2015

Beatrice Wolff und Hans-Dieter Zinßmeister organisieren Treffen und mehr für Senioren beiderseits des Rheins. ©Gerd Birsner

Es geht hoch her am Nebentisch. Deutsch, französisch und elsässisch wird da parliert, gelacht, gefrotzelt, Späßle gmacht. Iwwer de Rhin und wieder niwwer. Kurz nach Zwölf ist es, und auf dem Tisch dampfen bereits Grumbeerebrei, Suuri Nierle und handgeschabte Spätzle um die Wette. Wer um diese Zeit wochentags in der Wirtschaft sitzt, hat entweder Urlaub oder ist bereits im wohl verdienten Ruhestand angekommen.
Und in der Tat, da sitzen so rund ein Dutzend »Lit«, die jede Menge Lebenserfahrung und ihre arbeitsame Zeit lange hinter sich haben. Deutsche und Franzosen, Badener und Elsässer. Einer unter ihnen muss heute die Zeche bezahlen, denn der hat Geburtstag. Keinen runden, auch keinen halbrunden. 74 wird der knitze Elsässer – und doch Grund genug für dieses gesellige Rentnergrüppchen, ihn hochleben zu lassen. Auf badisch und elsässisch.
Es geht hoch her da drüben. Beatrice Wolff nippt an ihrem Weinglas. Sie hat längst die Vorzüge des badischen Weines entdeckt und bestellt noch e Viertele Durbacher Weißherbst. Damit prostet sie in die Runde, mit dem Immerfroh neben ihr stößt sie an. Der ist ein in Willstätt-Hesselhurst »Ringschmeckter«.  Mensch, den kennt man doch? Klar, es ist Hans-Dieter Zinßmeister, ein ins Hanauerland gezogener Ur-Kinzigtäler.
72 ist er, und »der erste Lack ist ab«, augenzwinkert der bis 1995 im Amte waltende Chef des Kultur-und Tourismusbüros Gengenbach. Doch abgeblätterter Lack lässt den launigen Hans-Dampf keineswegs aufs Rentner-Ruhebänckchen sinken. Im Gegenteil: Wer in dieser Branche mal gearbeitet hat, möchte die Schönheiten seiner Heimat preisgeben, will, dass andere es da auch schön finden, wo man sein Herzblut verloren hat: Die heimische Scholle. Seit er bei »Amiez« ist, hat seine Tourismusleidenschaft wieder Wasser auf die Mühlen bekommen. »Denne iwwer’m Rhin mol zeije, wie scheen mir›s hen«.
Und er will beweisen, dass de Flammekuche im Badische au net schlechter schmeckt wie im Elsass. Und so organisiert er für die Mitglieder von »Amiez« Flammenkuchenessen im Schwanen in Hesselhurst, Datschkuchenbacken in Gengenbach, gemeinsames Schluchzen am Schluchsee, Füße baden im Bodensee. Dorthin geht es mit selbstversändlich mit dem Zug, und wenn der Zinßmeister auf dem Bahnsteig in die Pfeife trillert, dann spuren die Elsässer und tanzen nach des Badeners Pfeife.
Internetportal »Amiez«
Zinßmeisters Französisch-Kenntnisse heißen Beatrice Wolff. Die wird im September 75 und ist mit Leib und Seele bei »Amiez«. Schließlich ist sie schon lange Witwe und hatte vor fünf Jahren im Internet Kontakt gesucht und ist dabei auf die Seite von »Amiez« gestoßen – eine Art Facebook für Senioren, »für älteri Lit halt«. »So en Kaschde kummt mir net ins Huus« – damals wollte sie noch nichts wissen von solchen Blechdackeln, vornehm formuliert »PC« oder »Ordinateur«. Doch inzwischen ist das anders. Sie übersetzt die Ausflugsideen von Hans-Dieter ins Französische, stellt sie auf die »Amiez«-Webseite, ist sein Internet-Sprachrohr auf der anderen Rheinseite.
Nein, Liebe ist es nicht.  »Obwohl«, Beatrice schwärmt,  »charmant ist er schon …« Sogar so, dass die frauenüberschüssige Elsass-»Amiez«-Abteilung ihn aufgefordert hatte, auch mal seine Kumpels mitzubringen. Das wiederum gestaltet sich schwierig: »Amiez«-Mitglieder können nur Menschen mit französischer E-Mail-Adresse werden. Alleinstehende, die neue Freunde finden möchten,  auf der Suche nach Menschen mit gleichen Interessen. Klar, ganz ungefährlich ist das nicht. »Do kumme au schun mol lätzi Lit, die Schokolade-Gedanke hen«, verrät Beatrice, aber die sind schnell wieder weg vom interaktiven »Amiez«-Fenster: »Wer drei Klage het, fliegt rus«.
Es sind so 20 bis 30 Lit vun de andere Sit und ohne Schokolade-Gedanke, die gerne dem Ruf des Wahl-Hesselhursters folgen. Auf der Webseite von »Amiez« werden auch auch gemeinsame Kinobesuche oder Tanzbeinschwingen  angeboten. Hiwwe un driwwe. Und bald auch in den Mai. Und die frauenüberschüssigen Elsässerinnen? Die juckt das nicht, denn im Elsass tanzen die Frauen auch gerne mit Ihresgleichen. Und das gefällt dem Zinßmeister. Auch, dass es driwwe net ganz so streng pünktlich und somit deutsch zugeht. Und was ist mit Amors Pfeil? Hast der jetzt endlich mal ins Schwarze getroffen?  Hans ist schon anderweitig belegt. »Er het eini vun iwwerm Rhin.« Un Beatrice? »ich bin so beschäftigt mit em Organisieren, dass ken Zit iwwrigbliebt für so ebbes…«

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