Kriminalität in Kehl: Grenzkontrollen zeigen Wirkung
Die Zahl der Straftaten in Kehl ist 2015 – gegenüber dem Vorjahr – um fast 20 Prozent gesunken. Das ist die erfreuliche Nachricht, die am Dienstag Kehls Polizei-Chef Ingolf Grunwald bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik 2015 zu verkünden hatte. Allerdings: Entwarnung konnte der Revier-Leiter noch keinesfalls geben.
Nachdem es 2014 rund 7100 registrierte Straftaten in Kehl gegeben hatte, waren es 2015 etwa 5700. Das ist ein Minus von knapp 20 Prozent. Allerdings: Rund 13 Prozent – ein hoher Anteil – aller registrierten Straftaten im Bereich des Polizeipräsidiums Offenburg werden in Kehl begangen. Rund zwei Drittel dieser Straftaten in Kehl wurden aufgeklärt, was Polizei-Chef Ingolf Grunwald als »sehr, sehr gute Aufklärungsquote« bezeichnete. Zum Vergleich: Im Bereich des gesamten Polizeipräsidiums Offenburg liegt diese Quote bei rund 60 Prozent.
Rückgang bei der Gewaltkriminalität
Erfreulich ist die Entwicklung im Bereich der Gewaltkriminalität: Hier ist ein Rückgang der Zahlen um rund 16 Prozent zu verzeichnen, was Grunwald auf die Einführung der Grenzkontrollen zurückführt. Allerdings liege die Zahl von 98 Gewaltdelikten 2015 in Kehl immer noch über dem Schnitt der vergangenen Jahre. Wegen der Grenzkontrollen ist laut Grunwald auch »das Klientel im Bereich der Königsberger Straße in Kehl nicht mehr da«.
Positiv zu bewerten sind auch die seit Jahren zurückgehenden Zahlen im Bereich der Straßenkriminalität – das sind alle Gewaltdelikte, die in der Öffentlichkeit begangen werden. Dieser Trend hat sich 2015 in Kehl fortgesetzt. Dies führt Grunwald auf die Bemühungen der Polizei zurück, »so weit es geht, Präsenz zu zeigen«.
Eine Ursache für die zurückgehende Zahl der registrierten Straftaten liegt darin, dass die Bundespolizei jetzt verstärkt in Bayern tätig ist. So sind 2015 in Kehl deutlich weniger Verstöße gegen das Aufenthalts- und Asyl-Verfahrensgesetz registriert worden als 2014.
Räder-Klau geht zurück
Rückläufig sind auch die Fahrraddiebstähle: In früheren Jahren hatte es zwischen 700 bis 800 Diebstähle pro Jahr gegeben, so Grunwald. 2015 waren es knapp 300. Hier würden sich die Rad-Codierungsaktion »Kein Fahrradklau in Kehl« und die gemeinsamen Rad-Streifen mit der französischen Polizei positiv bemerkbar machen. Die Kontrollen in diesem Bereich seien verstärkt worden, erklärte der Revier-Leiter gestern gegenüber der Presse.
Während die Zahl der Taschendiebstähle zurückgegangen ist (von 37 auf 29 Fälle) , gibt es beim Handtaschenraub einen Anstieg: Hier hat es sieben Fälle 2015 gegeben. Allerdings sei kürzlich ein Täter »auf frischer Tat ertappt worden«, wie
Grunwald berichtete. Dieser sei möglicherweise für mehrere dieser Handtaschenraub-Delikte verantwortlich gewesen.
Unterbesetzte Polizei
Nach wie vor bleibt die dünne Personal-Decke des Kehler Reviers Top-Thema. Das Revier hat 88 Planstellen, jedoch nur 75 Beamte. Die »importierte Kriminalität« aus Frankreich sorgt für eine Polizei im Dauereinsatz: »Die Arbeitsbelastung jedes Beamten ist sehr hoch – auch im Vergleich zum Land«, betonte Grunwald. Je mehr Beamte man habe, umso besser. »Das ist unverändert so.« Zumal ein neues »Aufgaben-Paket« – Stichwort: Flüchtlinge – auf die Polizei zukomme. Positiv: Aus Stuttgart ist zu vernehmen, dass die designierte neue Landesregierung zusätzliche Polizeistellen schaffen will. Wenn die Stellen nach der Arbeitsbelastung verteilt würden, so Grunwald gestern, »dann machen wir uns gute Hoffnungen« auf mehr Personal in Kehl.