Kehl

Labormobil untersucht Brunnenwasser auf Kehler Marktplatz

Daniel Wunsch
Lesezeit 4 Minuten
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30. August 2016

(Bild 1/4) Harald Gülzow analysierte in seinem Labormobil die Brunnenwasserproben der Kehler. ©Daniel Wunsch

Am Montagmorgen konnten die Kehler ihr Brunnenwasser untersuchen lassen: Experte Harald Gülzow vom VSR-Gewässerschutz kam mit seinem Labormobil auf den Marktplatz und analysierte Wasserproben.
 

Eigentlich war ein Zeitfenster von zwei Stunden angesetzt. Um 9 Uhr am Montag war die Schlange vor dem Labormobil jedoch schon so groß, dass Harald Gülzow erst gegen 11.30 Uhr die letzten der 105 Brunnenwasserproben der Kehler entgegennehmen konnte. »Solch einen Andrang erlebe ich selten. Im Schnitt sind es ungefähr 30 Proben, die ich sonst auswerte«, erklärt der Physiker. Gülzow, der sich während seines Studiums mit  der Entwicklung von Messgeräten in der Ökologie beschäftigt hatte, arbeitet seit rund 16 Jahren beim VSR-Gewässerschutz, einem Verein, der Anfang der 1980er-Jahre aus einem Zusammenschluss verschiedener Bürgerinitiativen an Rhein und Main entstanden ist.

Und in dessen Auftrag ist er dreimal die Woche von Ostern bis Mitte September mit seinem Labormobil von Geldern (NRW) an der deutsch-niederländischen Grenze aus in fast ganz Deutschland unterwegs – nur die südlichen Teile Baden-Württembergs und Bayerns gehören nicht dazu. In diesem Labormobil untersucht er Proben von Brunnenwasser. Wie gut das Wasser aus dem eigenen Brunnen zum Trinken, Baden oder Gießen geeignet ist, konnten die Kehler am Montag herausfinden und dabei verschiedene Untersuchungen wählen. 

"Kleine Gießwasseruntersuchung"

Für zwölf Euro gab es beispielsweise eine »Kleine Gießwasseruntersuchung«, bei der der Fachmann vor Ort im Anschluss an die Abgabe der Wasserproben diese auf Nitrat-, Säure- und Salzgehalt untersuchte. Die Variante nutzten neben neun weiteren Bürgern auch Dieter Preiß aus Leutesheim und Horst Treffinger aus Kork. Beide besitzen eigene Brunnen und wollten »einfach mal wissen, wie gut unser Wasser ist.« Vor allem im Sommer müsse Preiß seinen rund zehn Ar großen Garten mit vielen Blumen, Pflanzen, Obst und Gemüse regelmäßig mit ungefähr 200 Litern Wasser gießen. »Der Brunnen ist sieben Meter tief, und wir haben keine Landwirtschaft außenherum. Daher glaube ich nicht, dass das Wasser verunreinigt ist. Trotzdem interessiert es mich, und ich komme gern hierher, um zu schauen, wie frisch mein Wasser ist.« 

Und er sollte mit seiner Vermutung Recht behalten: Nachdem Gülzow mit Hilfe verschiedener Tests die Wasserproben untersucht hatte, konnte dieser um kurz nach 12 Uhr das Ergebnis verkünden: »Ihr Wasser ist in Ordnung, nur leicht basisch. Mit drei Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l) liegt die Probe im unteren Bereich.« Erst ab 50 mg/l müsse man sich Sorgen machen; doch das ist in Kehl gar nicht und in der Ortenau nur an wenigen »Hot-Spots« der Fall. »Der Salzgehalt ist auch in der Norm, Ihr Gießwasser ist für alle Pflanzenkulturen geeignet.« Ein ähnliches Ergebnis erhielt auch der zweite Wartende, Horst Treffinger. Alles in allem habe das »unbelastete« Kehler Grundwasser »traumhafte Werte«, so Gülzow – zumindest für die elf untersuchten Wasserproben.

Alternative zum kostbaren Leitungswasser

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Das Wasser aus dem eigenen Brunnen stellt eine gute Alternative zum kostbaren Leitungswasser dar, meint Gülzow, doch leider verschmutzten dort, wo viel Landwirtschaft betrieben werde, Nitrate und Pestizide häufig das Grundwasser. Auch könnten durch verschiedene Einflüsse Krankheitserreger ins Wasser gelangen. »Dem Bürger zeigen wir, wie hoch die möglichen Belastungen und Gesundheitsrisiken seines Wassers sind, und wie man diese Risiken minimieren kann, für uns als Verein ist es wichtig, Infos über den Zustand des oberflächennahen Grundwassers zu erhalten. Wir untersuchen auch Seen, Flüsse, Quellen und in speziellen Fällen auch Leitungswasser.« 

Sinn der Aktion solle es auch sein, das Brunnenwasser so unbelastet wie möglich zu halten. Die Qualität des Grundwassers verzeichnet der Verein auch auf seiner Homepage. Außerdem beantwortet der Experte immer freitags zwischen 9 und 12 Uhr Fragen unter • 0 28 31/976 33 42 oder E-Mail brunnen@vsr-gewaesserschutz.de.

Für Eisen und Bakterien extra bezahlen

Wer wie Walter Fillhardt aus Zierolshofen eine andere Untersuchung – beispielsweise die »Garten- und Brauchwasseruntersuchung« – beantragt hatte, bei der auch Eisen und Bakterien analysiert werden, muss extra bezahlen und zwei bis drei Wochen Geduld aufbringen. Dann wird ihm ein Gutachten über sein Brunnenwasser per Post zugeschickt. Der frühere Landwirt Fillhardt habe mittlerweile nur noch einen Brunnen im Garten stehen. Im Filter  habe er Eisenspuren gefunden: »Ich will sehen, was in meinem Wasser so alles drin ist.«

Eigentlich kommt Gülzow nur alle zwei bis drei Jahre nach Kehl, wie er berichtet – am Montagmittag hatte er noch einen Termin in Rastatt. Aufgrund des hohen Interesses überlegt der Umweltschützer aber, bereits im nächsten Jahr wieder mit seinem Labormobil auf den Marktplatz zu kommen, um Wasserproben der Kehler Bevölkerung zu analysieren. 

www.vsr-gewaesserschutz.de

Hintergrund

Wasseranalyse

Bei der Analyse der Wasserproben nahm Harald Gülzow zunächst von jedem der elf Behälter ein paar Tropfen und gab diese in eine Säuremischung. Zusammen mit einem Indikator entstand ein Farbstoff, an dem er ablesen konnte, ob viel oder wenig Nitrat pro Liter in dem Brunnenwasser enthalten war. In der Ortenau hätten bis auf wenige Ausnahmen rund um Offenburg (10 bis 20 Prozent der Brunnen haben mehr als 50 mg/l Nitrat im Wasser) nur fünf Prozent der Brunnen den Wert erreicht – auch dank eines Schutzprojektes der Landesregierung. 
Den pH-Wert (Säure- und Salzgehalt) ermittelte der Fachmann über Handmessgeräte, die eine Spannung an einer speziellen Membran misst. »Alles über einem pH-Wert von 6 ist zum Bewässern geeignet, Trinkwasser sollte mindestens 6,5 aufweisen, alle Werte um 7,5 sind optimal«, erklärte ­Gülzow.    wun

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