Lernen von den Deutschen
Was können Nordwestafrikaner von der Deutschen Verwaltung lernen? Offenbar viel: Eine marokkanische Delegation war jüngst zu Gast an der Hochschule Kehl, um sich eingehend zu informieren.
Kehl. Um einen Eindruck vom deutschen Verwaltungssystem zu bekommen, hat eine Delegation marokkanischer Kommunalpolitiker vom 29. September bis 2. Oktober der Hochschule Kehl einen Besuch abgestattet. Das Interesse richtete sich auf die deutsche Fort- und Weiterbildungsstruktur im Verwaltungsbereich. Marokko will, nachdem 2011 die Verfassung geändert wurde, sein Verwaltungssystem dezentralisieren.
Die Zusammenarbeit zwischen den marokkanischen Kommunalpolitikern und der Hochschule kam auf Initiative der Professoren Hansjörg Drewello und Kay-Uwe Martens zustande. Organisiert hatte den Austausch Raoul Dansi, Student des deutsch-französischen Masterstudiengangs »Management von Clustern und regionalen Netzwerken« an der Hochschule Kehl und der Universität Straßburg, sowie Absolvent eines Praxissemesters bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Marokko, die dort ein Städtenetzwerk aufbaut.
Dem vor einem Jahr gegründeten Verband der Bürgermeister gehören inzwischen mehr als 1500 Mitglieder an. Martens und Drewello reisten im Sommer nach Marokko, um mögliche Kooperationsfelder mit den Marokkanern zu definieren. Drewello: »Wir sehen viel Potential für gemeinsame Projekte, die beispielsweise auch unsere Studierenden im Masterstudiengang aktiv mitbegleiten können.« Und Student Dansi sagt: »Ich habe meine theoretischen Fachkenntnisse durch das Praktikum in Marokko vertieft. Außerdem konnte ich mehr praktische Aufgaben selbstständig übernehmen, was mich für meine berufliche Zukunft sehr gut vorbereitet hat.« Neben der Aufgabe, den Austausch mit den marokkanischen Kommunalpolitikern zu organisieren, hat er zudem von der GIZ gleich im Anschluss an sein Praktikum einen Auftrag als Fachberater erhalten.
Duales Studium
Die Teilnehmer der marokkanischen Delegation, unter ihnen neben Bürgermeistern auch Vertreter des Innenministeriums interessierten sich vor allem für die duale Konzeption des Bachelorstudium mit praktischen und theoretischen Phasen. An der Diskussion um Bachelor- und Masterstudiengänge der Hochschule sowie die grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in der Oberrheinregion beteiligten sich auch die Professoren Joachim Beck, Jürgen Fischer und Ewald Eisenberg, der das europäische Verwaltungssystem und verschiedene Dezentralisierungsmodelle erläuterte.
Auch Stuttgart besuchen die Nordwestafrikaner. Sie waren zu Gast beim Städtetag und dem Verband der Verwaltungsbeamten.
Zurück in der Ortenau gab Dominik Fehringer, verantwortlich für das Standortmarketing bei der Wirtschaftsregion Ortenau, Einblicke in ein kommunales Netzwerk aus Politik und Wirtschaft.