Lesung zur Interkulturellen Woche
Der Dolmetscherpool Kehl und das Institut für deutsche Sprache (IDS) luden am vergangenen Donnerstagabend in die Mediathek zu einer literarisch-akustischen Reise in nahe und ferne Länder ein.
Wie schon im vergangenen Jahr durften sich die Besucher der Lesung in die unterschiedlichen Klangwelten fremder Sprachen »einhören«. War es 2014 noch eine recht intime Veranstaltung gewesen, wie Tanja Henk vom IDS bemerkte, so freuten sich die Veranstalter in der diesjährigen Interkulturellen Woche über deutlich mehr Zuhörer. Diese erlebten in knapp 90 Minuten zehn Vorleser in zehn Sprachen und damit zehn verschiedene Menschen.
Den Anfang machte Youssuf Haas aus dem Sudan, der seit 1988 in Achern lebt, mit der arabischen Prophetengeschichte von Yusuf und seinen Brüdern und einer deutschsprachigen Übertragung. »Es geht nicht darum, die Sprache zu verstehen, sondern sie zu hören«, bereitete er die Zuhörer auf seine Lesung vor.
Immerhin dürfte aber der Klang des Auszuges aus Bernard Werbers Werk dem Kehler Publikum sehr vertraut gewesen sein, den Nelly Torregrosa auf Französisch vortrug.
Nicht nur durch verschiedene Sprachen, auch durch verschiedene Genres führten die Vorleser an diesem Abend, so folgten auf den Science-Fiction-Roman aus dem Nachbarland das kurze Gedicht »Der Stern« des rumänischen Romantikers Mihai Eminescu und »große Kinderliteratur«, wie Henk bemerkte: »Das kleine Gespenst« von Otfried Preußler, aus dem Minghuan Lu auf Chinesisch vorlas. Ihre neunjährige Tochter Sarah schloss dem das deutsche Original an, was mit doppeltem Applaus des Publikums honoriert wurde. Jules Verne auf Türkisch, »Bel Ami« von Guy de Maupassant auf Russisch gelesen von der Ukrainerin Iuliia Kononenko – so ging es interkulturell weiter.
Unterhaltsamer Abend
Ein kurzweiliger Abend, der sicher von seinem Abwechslungsreichtum und den unterschiedlichen Akteuren profitierte. Von der Geschichte des Schahs von Persien, über eine litauische Sage ging es schließlich nach Brasilien zu den »Capitães da Areia«, den Herren des Strandes, und dem Überlebenskampf einer Bande von Straßenjungen.
Beeindruckt von der Vielfalt der Sprachen zeigte sich Claudia Mündel vom Dolmetscherpool am Ende dieser, wie Tanja Henk den Abend bezeichnete, »ganz großen Reise durch viele verschiedene Länder«.