Lieder über die weibliche Seele
Vergnügliche Lieder und Chansons von Liebe, Leid und anderen Köstlichkeiten servierten »Dilles & Co.« den Besuchern am Samstag in der »Kulturfabrik« Goldscheuer.
Warum sind Männer und Frauen eigentlich so verschieden? Diese Frage beschäftigt die Menschheit mindestens schon seit Adam und Eva. Und sie war und ist immer wieder Quell für viele vergnügliche, hintersinnige und nachdenklich stimmende Lieder.
Einige Schätze aus diesem Fundus haben »Dilles & Co.« zu einem vergnüglichen Kleinkunstprogramm zusammengestellt. Aber auch Eigenkompositionen waren unter den »Liedern von Liebe, Leid und anderen Köstlichkeiten«, die sie am Samstag in der »Kulturfabrik« Goldscheuer zum Besten gaben.
Ruth und Andreas Dilles sind in der »Kulturfabrik« keine Unbekannten: Bereits mit dem Ensemble »Theo & Die Feuerlilien« spürten sie dem zwischenmenschlichen Beziehungs-Chaos nach. Nun präsentierten sie sich mit einem neuen Programm.
Überraschungsgäste
Der Fundus ihres »Schatzkäschtle« ist nahezu unerschöpflich: Schlager wie Vicky Leandros’ Hit »Ich liebe das Leben«, das Ruth Dilles dem französischen Staatspräsidenten Francois Hollande und dessen inzwischen verflossener Geliebten Valerie Trierweiler widmete, waren ebenso darunter wie freche Chansons aus dem Wien und Berlin der 20er-Jahre. Es sind vorwiegend Lieder, die die weibliche Seele beschreiben – das Durcheinander von Gefühlen, Fantasien und Leidenschaften, über die Abgründe und Sehnsüchte in uns allen. Es sind Geschichten wie die über eine Frau, die von einem Nachbarn, den offenbar ein böses Geheimnis umgibt, eigentlich nur sexuell ausgenutzt wird – und doch geht sie jeden Abend zu ihm, weil sie sich von ihm magisch angezogen fühlt. Oder der Walzer »Zärtlich allein«, wo sie schildert, wie eine Frau ihre Einsamkeit zu verdrängen versucht, indem sie für sich selbst den Tisch hübsch deckt und alles so herrichtet, als würde sie jemandem zum Rendezvous empfangen – und die doch nur sich selbst als Gesellschaft hat.
Als Überraschungsgäste traten Silke Kreutzer-Brehier, Herbert Leidenheimer und Axel Hille vom »Theater der zwei Ufer« auf, bei dem Ruth Dilles ebenfalls als Regisseurin und »Spiritus Rector« tätig ist. Die drei präsentierten eine szenische Lesung. Ein Liebespaar trifft sich seit sechs Monaten jeden Abend. Eines Abends, als er sie nach Hause fährt und auf dem Weg kurz anhalten muss, kommen ihr merkwürdige Gedanken: Braucht er vielleicht mehr Freiraum? Bedränge ich ihn zu sehr? Und wohin soll unsere Beziehung führen? Ehe? Kinder? Bin ich bereit für so eine Verpflichtung? Währenddessen denkt er nur über den nächsten Ölwechsel für sein Auto nach und ärgert sich, warum offenbar das Getriebe hakt, wo er doch das Auto gerade erst aus der Werkstatt geholt hatte...
Gefühlskino
Andreas Dilles (Piano), Wolfgang Joho (Violine) und Julian Erhard (Schlagzeug) sorgten derweil für eine unaufdringliche, aber markante Instrumentalarbeit. Welch ausgezeichnete Instrumentalisten sie sind, bewiesen sie vor allem beim »Czardas« am Ende des ersten Teils, bei dem sie mit wundervollem Sinn für Dynamik ganz großes Gefühlskino im Kopf erzeugten.
Warum sind Männer und Frauen so verschieden? Diese Frage vermochte der Liederabend am Ende nicht wirklich zu beantworten. Doch wenigstens schlugen »Dilles & Co.« am Ende versöhnliche Töne an: »Ich liebe deine Andersartigkeit« hieß die letzte Zugabe, mit der sie ganz sachte die Besucher in die Nacht entließen. So isses eben!