Nicht an seinem Stuhl gesägt
Die Ära Werner Müll ist nun auch offiziell in Auenheim zu Ende: Das Gremium billigte am Dienstag seinen Antrag auf Ausscheiden aus dem Ortschaftsrat. Das Ortsteil-Parlament wird jetzt durch Nachrücker Stefan Heidt komplettiert.
Kehl-Auenheim. Vor 25 Jahren kam Werner Müll (63) als Nachfolger von Richard Schneider ins Amt des Auenheimer Ortsvorstehers. Es war fraglos eine erfolgreiche Ära: Der Aufbau einer konstruktiven Zusammenarbeit mit den Badischen Stahlwerken beim Thema Schadstoff-Emissionen und Umweltschutz, der Wiederaufbau des Freibades, der Ausbau der Grundschule zur Ganztagseinrichtung, die Investitionen in die Sporthalle und in den Ausbau von Krippengruppen im Kindergarten, die Erschließung von neuen Baugebieten, das Gewerbegebiet Auenheim-Süd, die Organisation der 1125-Jahr-Feier 2013 oder die bevorstehende Eröffnung des neuen Netto-Marktes – all das kann sich Müll maßgeblich mit auf seine Fahne schreiben.
Doch nun ist Schluss: Am Dienstag billigte der Ortschaftsrat in einer außerordentlichen Sitzung Mülls Antrag auf Ausscheiden aus dem Gremium.
Ohne Begründung raus
Mitte September hatte Werner Müll seine diesbezügliche Absicht verkündet (wir berichteten). Zuvor war er bei der Abstimmung im Ortschaftsrat über die Besetzung des Ortsvorsteherpostens seiner Gegenkandidatin Sanja Tömmes (Freie Wähler) unterlegen. Laut Gemeindeordnung kann ein gewähltes Mitglied eines kommunalen Gremiums auf Antrag ohne weitere Begründung ausscheiden, wenn es dem Gremium mindestens zehn Jahre angehörte oder mindestens 62 Jahre alt ist. Beides trifft auf Müll zu – somit war die Billigung des Antrags im Grunde reine Formsache.
Sein Ausscheiden aus dem Ortschaftsrat erlebte Müll nicht selbst mit. Er war zwar, wie Ortsvorsteherin Sanja Tömmes bestätigte, zu der Sitzung eingeladen worden; er hatte sich jedoch unter Hinweis auf die zeitgleich terminierte Sitzung der SPD-Gemeinderatsfraktion, deren Sprecher er ist, entschuldigt. »Ich muss als Fraktionssprecher entscheiden, wo ich mehr gebraucht werde«, so Müll auf Nachfrage.
Die Terminansetzung für die außerordentliche Sitzung verteidigte die neue Ortsvorsteherin Sanja Tömmes: »Der Ortschaftsrat muss wieder vollzählig sein. Von daher war mir der schnelle Termin wichtig.«
Terminlich nicht gepasst
Müll hatte zuvor auch an keiner der vorherigen Sitzungen des neuen Ortschaftsrates teilgenommen. »Aber immer entschuldigt«, bekräftigt Müll. »Es hat halt terminlich nicht immer gepasst.« Allerdings hatte er zuvor aus seiner Enttäuschung über die Art und Weise seiner Abwahl keinen Hehl gemacht.
»Ich habe nie an seinem Stuhl gesägt«, bekräftigt dagegen Sanja Tömmes. »Es war eine demokratische Wahl.« Wichtig sei jetzt, dass wieder Ruhe einkehrt und man zur Sacharbeit zurückkehren kann. Tömmes äußerte die Hoffnung, dass sich Werner Müll im Gemeinderat weiter wie bisher für die Belange des Ortsteils einsetzt. »Er wird dafür von mir mit allen nötigen Informationen und Unterlagen versorgt«, versicherte sie.
Mülls Platz am Ratstisch nimmt künftig Stefan Heidt ein. Er hatte bei der Ortschaftsratswahl am 25. Mai 414 Stimmen erhalten und war damit auf dem ersten Nachrückerplatz der Liste SPD/Bürgerliste gelandet. Er wurde in der Sitzung von Sanja Tömmes verpflichtet.