OR stellt Sinn des FSC-Zertifikats in Frage
Auch wenn das Thema FSC-Zertifizierung und Rehwild-Abschussquoten den Gemeinderat bereits passiert hat, hat der Querbacher Ortschaftsrat auf seiner Sitzung am Montagabend eingehend über das komplexe Themenfeld beraten.
Um das FSC-Siegel für Holz aus dem Kehler Wald behalten zu dürfen, fordert die Zertifizierungsorganisation eine drastische Erhöhung der Abschussquoten für Rehwild. Der zu hohe Rehbestand verhindere die Naturverjüngung, was wiederum eine der Grundvoraussetzungen für das Siegel sei, heißt es. Das Thema ist mehrfach in den Ortschaftsräten, den Ausschüssen und im Gemeinderat diskutiert worden. So gesehen ist Querbach spät dran.
Dennoch sei es wichtig, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen, betonte Ortsvorsteher Heinz Haag. Schließlich sei die Vergabe der Jagdpachten Sache der Ortschaften und nicht der Stadt. Der Ortsvorsteher machte keinen Hehl daraus, dass er die rigiden Vorgaben des FSC, die die Jäger so erbittert bekämpfen, ebenfalls ablehnt. Schließlich habe sich gezeigt, dass die Zertifizierung den Holzerlös nicht steigere, so Haag. Zudem werden 80 bis 85 Prozent des Holzes als Brennholz verwendet, wofür ein Siegel sowieso nicht notwendig sei. »Nur fünf Prozent aller Wälder in Deutschland sind FSC-zertifiziert«, sagte er. »Warum können wir nicht zu den 95 Prozent gehören, die das nicht haben?« Das Siegel lasse dem Waldeigner kaum Gestaltungsmöglichkeiten, es rechne sich nicht und bringe nur Ärger und Streitigkeiten.
Jagdpächter Günther Jockers legte dar, dass die vom Gemeinderat festgelegte Abschussquote im Korker Wald von mindestens 50 Rehen pro Jahr – ursprünglich wurden von den Gutachtern 63 getötete Tiere gefordert – immer noch eine »gigantische Zahl« sei. Dies bedeute nicht nur Druck auf die Rehpopulation, sondern auch mentalen Stress für die Jäger. Er erinnerte daran, dass die Jagdpächter laut Pachtvertrag zwei Drittel der Kosten für den Baumschutz zu übernehmen haben – Hülsen, Zäune, Neuanpflanzungen. »Also haben auch wir Interesse, Rehe zu schießen«, sagte er. »Aber wir sehen uns nicht als Schädlingsbekämpfer.« Hegeringleiter Rainer Hempelmann merkte an, dass ein leergeschossenes Revier Rehe aus den angrenzenden Wäldern anziehe.
»Ein Reh kennt keine Gemarkungsgrenze«, sagte er. Er zeigte sich enttäuscht, dass die im Februar von Vertretern der Stadt und den Jägern getroffene Zielvereinbarung plötzlich nichts mehr wert sein soll. Schließlich seien die Pächter kompromissbereit gewesen und hätten sich zu einer moderaten Erhöhung der Quote bereiterklärt und gegen ihre Überzeugung die Wildtierfütterung eingestellt.
Einstimmig beschloss der Rat, einen Antrag auf kritische Überprüfung der FSC-Zertifizierung zu stellen und den Dialog mit den Jägern wieder aufzunehmen. »Wir sollten an den Runden Tisch zurückkehren und uns nichts überstülpen lassen«, so die einhellige Meinung des Gremiums.