Marodes Pfarrhaus: Pfarrerin muss wegen Schimmel ausziehen
Ein Pfarrhaus ohne Pfarrer? In Goldscheuer ist es bald soweit: Pfarrerin Stefanie Busch und ihr Lebensgefährte werden ausziehen.
Das Pfarrhaus macht der evangelischen Kirchengemeinde Goldscheuer schon länger Sorgen. Das war schon so, bevor Stefanie Busch im Sommer 2014 Pfarrerin wurde. Bis zu ihrem Amtsantritt sollte das Gebäude eigentlich saniert sein. Doch Feuchtigkeit im Keller und der dadurch bedingte Schimmelbefall machte die Sanierung erheblich aufwändiger und teurer als geplant. Der Keller ist seit der Sanierung nicht mehr nutzbar. Auch riecht es dort offenbar auch wieder muffig. Und durch die Entfernung der Isolierung und des Estrichs im Keller ist es im Winter noch kühler im Haus.
Folge: Die Energiekosten sind unverhältnismäßig hoch. Im Frühjahr flatterte ihr eine Rechnung über eine Heizkosten-Nachzahlung von 2500 Euro auf den Tisch. Für Pfarrerin Stefanie Busch Anlass genug, die Reißleine zu ziehen. Inzwischen haben sie und ihr Lebenspartner ein Haus in Goldscheuer gekauft und werden aus dem Pfarrhaus auszuziehen. Dies sei auch mit dem Dekanat abgestimmt, so Busch.
Tatsache ist, dass der Ärger mit dem Haus schon weit in die Zeit vor ihrem Amtsantritt zurückreicht. Eigentlich, meint ihr Amtsvorgänger Frank Fichtmüller, sollte man so ein Haus denen, die es gebaut haben, »um die Ohren hauen«. »Mir kommt es so vor, als müsste man einen Leichnam reanimieren.«
Doch was soll nun aus dem Gebäude werden? Das Haus vermieten, um etwas ansparen zu können für eine richtige Sanierung? Das dürfte angesichts der derzeit herrschenden baulichen Zustände schwierig werden. Das Gebäude dem Ortenaukreis als Flüchtlingsunterkunft anbieten? Fraglich, ob das Gebäude dafür geeignet ist, weil es ziemlich einsam gelegen ist – schlecht für die Integration von Menschen fremder Herkunft. Zudem ging die Zahl der Asylbewerber zuletzt zurück, sodass der Kreis derzeit Unterbringungskapazitäten abbaut – wovon vor allem kleinere Unterkünfte betroffen sind.
Also doch abreißen? Billig wäre das auf jeden Fall auch nicht. Zudem: »Wir brauchen auch Diensträume«, gibt Kirchengemeinderats-Vorsitzende Krista Pacheiner zu bedenken. Schon jetzt habe die Kirchengemeinde die Markuskirche einschränken müssen, weil das Sekretariat im Gemeindezentrum untergebracht ist. Auch eine Sakristei fehlt. Vielleicht, sinniert sie, könne man das Wohnzimmer zur Gemeindebibliothek umfunktionieren oder für andere Gemeinde-Aktivitäten nutzen. Ideen sind also gefragt – und guter Rat ist sicher teuer. Zumal der Prozess zur Erarbeitung eines Haushaltssicherungskonzepts, dem sich die Gemeinde freiwillig unterzogen hat, noch nicht abgeschlossen ist. Dem Kirchengemeinderat dürften spannende Gespräche mit dem Dekanat und dem Oberkirchenrat bevorstehen.