Positive Bilanz für »Leuchtturmprojekt« Kehl
Es gilt als »Leuchtturmprojekt« der Bürgerstiftung Kehl: 40 Studenten der Hochschule Kehl betreuen demenzkranke Senioren im Dr.-Friedrich-Geroldt-Haus. Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Jörg Armbruster, hat jetzt nach dem ersten Jahr eine positive Bilanz gezogen.
Es wird miteinander geredet, vorgelesen, zugehört oder spazieren gegangen. Die Betreuung von Demenzpatienten durch Studenten im Altenpflegeheim Dr. Friedrich-Geroldt-Haus läuft »hervorragend«, wie Bürgerstiftungs-Chef Jörg Armbruster bilanziert: »Die Demenzpatienten freuen sich auf die jungen Studenten, die sie in der Zeit zwischen Abendessen und ins Bett gehen betreuen und ein wenig Abwechslung bieten – sie sind dankbar und genießen die Zuwendung.«
2013 hatten sich 17 Studenten gemeldet, 2014 sind es schon 40 Studenten – immerhin zehn Prozent aller Studienanfänger. »Die Studenten, die zu 40 Prozent später im sozialen Bereich arbeiten werden, können damit nicht nur helfen, sondern ihre soziale Kompetenz ausbauen«, erklärt Armbruster.
»Man darf keine Hemmungen haben auf die ältere Menschen zuzugehen«, erläutert Student Denis Lehmann. Seine Kollegen Kai Horna und Martha Wietrzykowski, die auch ehrenamtlich dabei sind, wollen diese Erfahrung auf keinen Fall missen: »Die Reaktionen der Demenzpatienten sind entsprechend positiv.« Die Studenten engagieren sich in den Vorlesungsmonaten im Altenheim. In den vier Prüfungs- und Ferienmonaten übernehmen Mitglieder der Stifterfamilie ehrenamtlich diese Aufgabe.
Finanziert wird das Projekt von der Bürgerstiftung Kehl – das Geld stammt aus Spenden. Die Kehler haben für das Projekt 2013 insgesamt 11 400 Euro und 2014 bisher fast 5000 Euro gespendet. Damit konnte der Gesamtaufwand des ersten Jahres von
16 000 Euro gedeckt werden. Zusätzlich wurden im Demenzbereich zwei Projekte mit 4200 Euro gefördert. Für das zweite Jahr werden für die Fortsetzung rund 20 000 Euro gebraucht.
Den Impuls zum Projekt gab die Mutter einer Mitstifterin, die im Geroldt-Haus lebt. Diese machte darauf aufmerksam, dass vor allem in den Abendstunden bei den Bewohnern Langweile aufkommt, viele hätten um diese Zeit noch das Bedürfnis nach Bewegung oder nach Gemeinschaft. Eine angemessene Betreuung sei aber in den Abendstunden über den Pflegesatz nicht abgedeckt. Die Besuche der Studenten dienen nun der Entlastung der Verwandten und der Erweiterung des sozialen Umfelds der Betroffenen, die wegen der Erkrankung oft wenig Kontakte haben. »Deshalb begrüßen wir die Initiative und sind sehr dankbar für das zusätzliche Angebot«, freut sich Stephan Müller, Leiter des Geroldt-Hauses.
Für ihre Aufgabe werden die Helfer geschult. Bisher fanden zwei Schulungen zum Thema Demenz und den Umgang mit den Betroffenen statt.
Der nächste, praktisch orientierte Vortrag für die Studenten und die Stifterfamilie findet am Donnerstag, 23. Oktober, von 17 bis 19 Uhr in der Hochschule Kehl, Raum 209 (Altbau), statt. Hier werden die Themen »Aktiv und mittendrin – alte Menschen sinnvoll beschäftigen«, sowie »Denken, spielen und bewegen – Praxisbeispiele für kleine Gruppen und Einzelbetreuung« behandelt. Eine Anmeldung ist nicht nötig. »Es wäre wünschenswert, wenn noch weitere Mitglieder der Stifterfamilie ins Betreuungsteam kommen und sich die Vorträge anhören würden«, so Armbruster.