Präventionskampagne gegen Taschendiebstahl
Vor Weihnachten machen deutsche und französische Polizeibeamten in Supermärkten des Kehler Reviersbereichs auf die Zunahme im Bereich der Taschendiebstähle aufmerksam. Am Freitag ging es im Kaufland auf »Streife«.
Die Frau, die im Supermarkt vor einem Regal mit Tütensuppen nach einer schnellen Mahlzeit Ausschau hält, ist abgelenkt: Ein junger Mann will wissen, wo er im Supermarkt H-Milch findet. Die Frau wendet sich ab von ihrem Einkaufswagen – und damit auch von ihrer Handtasche, die sie zwischen Nudeln, Eiern und Joghurt geparkt hat. Dass eine Hand nach ihrem Hab und Gut greift, bemerkt sie aus dem Augenwinkel dennoch: Mit einem beherzten Griff entreißt sie dem Dieb seine Beute. Und der ist beeindruckt: »Ich dachte, die putzt mir gleich eine!«, sagt ein überraschter Gerhard Fehrenbach.
Besonders großer Markt
Fehrenbach – er ist Beamter auf dem Kehler Polizeirevier – ist an diesem Freitagnachmittag mit seiner jüngeren Kollegin Elena Berger in Zivil im Kaufland unterwegs, um Kunden schon während ihres Einkaufs auf ihr Fehlverhalten aufmerksam zu machen. Die beiden Polizisten, die am kommenden Donnerstag auch in einem Willstätter Edeka-Markt präsent sind, haben sich in Kehl bewusst den Markt im Sundheimer Rheintalcenter für ihre Präventionskampagne ausgesucht: groß, unübersichtlich, hohe Regale – das macht es Dieben leicht, glaubt Berger. Sie sei im Kaufland besonders vorsichtig, ergänzt das »schlagfertige« erste Opfer des Duos, die Kehlerin Patricia Thelen: Eine Freundin, die hier arbeite, habe ihr erzählt, dass hier besonders viel gestohlen werde.
Auf ihrer »Streife« zwischen Gemüseabteilung, Frischetheke und Kassenbereich gehen den Polizisten noch weitere Kunden ins Netz – allesamt Frauen. Dass es die Damen Langfingern zumindest leichter machen, liegt Fehrenbach zufolge an der Mode: Männer tragen ihre Wertsachen in aller Regel eng am Körper in den Hosentaschen.
Besonders erschrocken reagiert eine Französin. Sie hat kaum ein paar Worte mit dem Lockvogel gesprochen, da steht schon Gerhard Fehrenbach mit einer Tasche in der Hand vor ihr – inklusive prall gefülltem Portemonnaie, Smartphone und was frau sonst noch bei sich trägt. »Wenn ich zwei bis drei solcher Geldbeutel habe, dann ist das ein guter Tagesverdienst«, sagt der Polizeibeamte mit einem Schmunzeln und gleichzeitig ernstem Unterton in der Stimme.
Nicht nur zur Weihnachtszeit haben Langfinger Hochkonjunktur. Im zurückliegenden Jahr seien mehr denn je Taschendiebstähle zur Anzeige gebracht worden, so Fehrenbach. Beliebte Tatzeit: der Kehler Messdi; häufiger Tatort: die Umkleiden von Modegeschäften, in denen Wertsachen während des Kleiderkaufs häufig einfach liegengelassen werden. Viele Geschäfte des Revierbereichs werden deshalb mit Aufklärungsflyern beliefert.
Das Info-Material verteilen – während Fehrenbach und Berger im Kaufland Einkäufer ansprechen – an einem Info-Stand Hansjürgen Frank und Sebastièn Weiss. Während der deutsche Polizeibeamte auf Kehler und Co. zugeht, klärt sein Kollege von der Straßburger Police Nationale seine französischen Landsleute auf, die zumindest gefühlt an diesem Nachmittag den überwiegenden Anteil der Kundschaft ausmachen. »Ich finde das gut, dass man hier so offen angesprochen wird«, sagt die Straßburgerin Francine Murser, die mit nach außen geöffneter Umhängetasche geradezu eine Einladung an Taschendiebe ausspricht.
Besser aufpassen will künftig jeder der Kunden, den das Quartett an diesem Nachmittag aufgeklärt hat; die Polizisten wissen aber auch, dass die guten Vorsätze kaum bis zum neuen Jahr anhalten.
Informiert
Und wenn's passiert ist ...
... empfiehlt die Polizei folgendes Vorgehen:
◼ Andere auf den Dieb aufmerksam machen und zur Mithilfe auffordern.
◼ Sich um das Opfer kümmern.
◼ Täter einprägen.
◼ Als Zeuge zur Verfügung stellen.
◼ Gestohlene Karten sperren lassen.
◼ Anzeige bei der Polizei.
Schutz gegen Taschendiebe
Das empfiehlt die Polizei zum Schutz gegen Taschendiebe:
◼ So wenig Bargeld und EC-/Kreditkarten wie möglich mitnehmen.
◼ Nicht alles in eine Tasche stecken, sondern verteilen.
◼ Umhängetaschen immer mit der Verschlussseite zum Körper hin tragen.
◼ In Menschenmengen besonders gut aufpassen.
◼ Handtaschen nie herumliegen lassen.
(Quellen: Info-Flyer; »Schlauer gegen Klauer!«, Hrsg. Programm Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes«, Stuttgart.)