Römerfunde kehren heim
Dank des Einsatzes unter anderem der ehemaligen Ortsvorsteherin Marianne Mehne kommt ein Leckerbissen für Geschichts-Freunde im Juli nach Eckartsweier: Die hiesigen Funde aus der Römerzeit sind dann im Waaghaus zu besichtigen.
Sie stammen aus einer Zeit, als hierzulande die Römer siedelten: Der sogenannte Viergötterstein und der Merkurkopf. Ersterer wurde zwischen 1895 und 1898 auf Eckartsweierer Gemarkung entdeckt, letzterer im Jahr 1922. Viele Jahre lagerten die Relikte im Keller des Landesmuseums in Karlsruhe, seit etwa zwei Jahrzehnten können sie in der archäologischen Abteilung des Museums »Ritterhaus« in Offenburg besichtigt werden. Für die Feier des Ortsjubiläums am 29. und 30. Juli kommen sie »nach Hause«. Am Festwochenende können die beiden Stücke im Waaghaus besichtigt werden. Das ist jetzt sicher, aber bis hierhin war es ein weiter Weg, wie Marianne Mehne vom Bürgerverein lebendiges Eckartsweier erzählt.
Viele Vorschriften
Wertvolle Stücke aus einem Museum, das lernten die Eckartsweierer, leiht man nicht mal eben aus. »Da wird alles vorgegeben«, sagt Marianne Mehne, »wie die Stücke verpackt werden müssen, wie der Transport vonstatten gehen muss und wie sie aufgestellt werden dürfen.«
Das alles wurde bei einem Termin im »Ritterhaus« in Offenburg mit einem Mitarbeiter des Landesmuseums genau abgesprochen. Er dokumentierte auch penibel den Zustand der Römer-Relikte. Während der schwere Viergötterstein offen stehen darf, muss der kleinere Merkurkopf in eine Vitrine. Hier konnte Kehls Stadtarchivarin Ute Scherb mit einer abschließbaren Glasvitrine aus dem Hanauer Museum weiterhelfen. Der Viergötterstein wird auf einen Sockel gestellt, rundherum muss eine Absperrung. Anfassen ist nicht erlaubt. Abgeholt und zurückgebracht können die Stücke nur an einem Montag werden, wenn das Museum nicht geöffnet hat.
Der Steinmetz hilft
In Sachen Transport stellte sich als Glücksfall heraus, dass es mit Hubert Benz im Dorf einen Steinmetz gibt, der sich auch bereit erklärte, das Vorhaben zu unterstützen. Dafür wird er für einen Transport zusammen mit einem Mitarbeiter einen halben Tag beschäftigt sein. Und auch hier stellte sich heraus, dass alles noch etwas komplizierter wird, als gedacht: Der Transporter von Benz kam nicht in Frage. Das Museum schrieb vor, dass der Transporter oben nicht offen ist, sondern verschlossen sein muss.
Trotz der vielen Hürden ist Marianne Mehne dankbar, dass die Ausleihe vonseiten des Museums ermöglicht wird. »Normalerweise gehen Leihgaben ja für längere Zeit an andere Museen. Als wir damals angefragt hatten, waren die erst mal überrascht, dass jemand so einen Aufwand für gerade einmal zwei Tage auf sich nehmen will«, erzählt die ehemalige Ortsvorsteherin. Doch dranzubleiben, hat sich gelohnt. Und die Versicherung wird von der Gemeinde Willstätt übernommen.
Die beiden Römerfunde werden am Festwochenende die zentralen Stücke einer historischen Ausstellung im Waaghaus. Dort wird es auch um ganz verschiedene Aspekte der Dorfgeschichte gehen, etwa auch um den Tabak- und Hanfanbau in früheren Zeiten, oder die Auswanderung im 19. Jahrhundert in die Vereinigten Staaten von Amerika.
Besuch aus Amerika
Aus den USA hat sich derweil bereits Besuch angekündigt. Acht Personen aus dem Dorf Almond im Staat Wisconsin haben sich angemeldet und wollen die Heimat ihrer Vorfahren aus Eckartsweier kennenlernen. Weitere Besucher kommen schon im April, weil sie im Juli keine Zeit haben. Neu geknüpft wurden die Kontakte nach Wisconsin vom jungen Eckartsweierer Michael Göpper, der das Dorf Almond vor einiger Zeit besucht hat. Er half auch bei der Korrespondenz mit den Amerikanern.
Jupitergigantensäulen
Der Viergötterstein, dessen Fragment in Eckartsweier gefunden wurde, war wiederum nur ein Teil eines religiösen Denkmals: Einer Jupitergigantensäule.
Der Viergötterstein war der Sockel, darüber kam oft ein Inschriftenstein mit der Weihung an Jupiter und dem Namen des Stifters. Auf dem sogenannten Wachgötterstein waren Abbilder der Planetengötter angebracht, geordnet nach den einzelnen Wochentagen. Die darauf kommende schlanke Säule war mit Ornamenten geschmückt, meist mit einem Schuppenmuster. Auf der Säule saß ein verziertes Kapitell, aus dem die Köpfe der vier Jahreszeiten heraustraten. Ganz oben thronte Jupiter, der höchste römische Gott, auf einem Pferd sitzend und einen Giganten niederreitend.
Die Jupitergigantensäule ist eine typische Denkmalform aus den germanischen Provinzen, die im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. errichtet wurde. Die Darstellung des Jupiter als Reiter war in Rom und Griechenland nicht üblich. Es handelte sich hier um eine Verschmelzung keltischer und römischer Glaubensvorstellungen.
Die im Gebiet der römischen Provinz Obergermanien gefundenen Überreste von Viergöttersteinen sind oft in schlechtem Zustand, weil sie – wie auch das Exemplar aus Eckartsweier – aus Sandstein gefertigt wurden.