Kehl - Auenheim

Rudolf Aymanns: Heilsbringer im Elendsviertel

Michael Müller
Lesezeit 4 Minuten
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30. März 2016

(Bild 1/2) »Sag mal Aaaaaah!«: Rudolf Aymanns bringt mit seinem Engagement für »German Doctors« medizinischen Hilfe zu Menschen, bei denen sonst keine Hilfe ankommt. ©Archiv Rudolf Aymanns

Er ist pensionierter Arzt »im Un-Ruhestand«: Schon mehrfach war Rudolf Aymanns aus Auenheim für die Hilfsorganisation »German Doctors« in Ländern der Dritten Welt auf Hilfsmission unterwegs. Demnächst geht es für den fast 70-Jährigen wieder nach Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch.

»Es war eine Zeit, wo ich mir viele Fragen gestellt habe«, erinnert sich Rudolf Aymanns an seinen ersten Einsatz für die Organisation »German Doctors«. »Ich wollte nicht in der Alltags-Routine versinken, sondern auch mal was anderes machen, woanders was Gutes tun.« Und so bewarb er sich. Sein erster Einsatz führte ihn 1989 nach Cali (Kolumbien), wo er in einem Elendsviertel arbeitete. Auch auf den Philippinen war er im Einsatz – für eine »Rolling Clinic«, die medizinische Versorgung auch in entlegene arme Dörfer bringen wollte. »Wir haben unser Material sogar mit Wasserbüffeln transportiert«, erinnert er sich. 

Start am 15. April
1992 ging es für Rudolf Aymanns erstmals nach Dhaka. Am 15. April bricht er erneut zu einem Einsatz in die Hauptstadt von Bangladesch auf. Bis zum 27. Mai wird der pensionierte Mediziner aus Auenheim dort arbeiten. Es ist bereits sein vierter Einsatz auf dem indischen Subkontinent.

Beim ersten Mal war Bangladesch ein Land, das sehr darauf bedacht war, sich kulturell und religiös abzugrenzen von den Nachbarn. Es gab fast keine englischsprachigen Schilder; sich dort zurechtzufinden war entsprechend schwer. »Ich war dort Analphabet«, erinnert sich Aymanns. Inzwischen hat sich in dieser Hinsicht einiges verbessert. 

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Furchtbare Arbeitsbedingungen
Geblieben ist die Armut. Viele Menschen müssen sich als Tagelöhner verdingen – etwa in der Landwirtschaft oder auf dem Bau. Und bei uns sind noch die furchtbaren Bilder von den Zuständen in den Textilfabriken im Gedächtnis, wo die Menschen unter teils katastrophalen Bedingungen und unter Missachtung elementarster Sicherheitsbedingungen für einen Hungerlohn schuften. 

Entsprechend schlecht steht es um die Volksgesundheit. So können sich die meisten Menschen keine Krankenversicherung leisten. Zum Glück sind in einigen Elendsvierteln von den »German Doctors« und ihrem lokalen Partner Schulen eingerichtet worden, wo in zwei bis drei Schichten unterrichtet wird. Die Kinder können dort nicht nur den staatlichen Hauptschulabschluss machen, sondern erhalten auch täglich eine warme Mahlzeit. Dies eröffnet den Kindern nicht nur Chancen auf bessere Berufe. »Bildung ist die wichtigste Gesundheitsvorsorge«, ist Aymanns überzeugt. Auch hat der Staat Programme aufgelegt, etwa zur Familienplanung; und es gibt eine Reihe von Tuberkulose-Zentren, die oft an Krankenhäuser angeschlossen sind, und die »German Doctors« verweisen die Patienten auch an diese Zentren  – aber »eine Behandlung dort scheitert manchmal schon daran, dass die Patienten nicht das Geld haben, um mit Rikscha oder Bus dorthin zu gelangen«, erzählt Aymanns. 

Kaum eine Chance gegen Krebs
Folglich hat man es dort auch mit Krankheiten zu tun, die wir in Deutschland schon kaum noch kennen. Tuberkulose etwa ist nach wie vor ein Thema – trotz der Anstrengungen des Staates. »TB ist auch eine Armutskrankheit«, sagt Aymanns. Auffällig sei auch die hohe Zahl von Hautkrankheiten und schlecht heilenden Wunden – wegen der schlechten hygienischen Verhältnisse. Auch Erkrankungen aufgrund von Vitaminmangel und Unterernährung bei Kindern sind keine Seltenheit. Die Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken fordern ebenfalls ihren Tribut. Und für Krebspatienten bleibe oft nur »ermunterndes Zureden – und schmerzstillende Medikation«.

Doch aller Erschwernisse und Probleme zum Trotz – Aymanns ist vor allem die Fröhlichkeit und Dankbarkeit der Menschen im Gedächtnis geblieben. Und »man wird sehr demütig und bescheiden«, sagt er, »weil man sieht, mit wie wenig Mitteln man Hilfe leisten kann, und weil man immer wieder vor Augen geführt bekommt, wie gut es uns hier in Deutschland geht.« Es wird daher wohl sicher nicht sein letzter Einsatz in Bangladesch sein. »Wir werden hier noch viele Jahre gebraucht.«

Stichwort

»Armenhaus« Bangladesch

Bangladesch ist der am dichtesten besiedelte Flächenstaat weltweit. In dem kleinen Land, das etwa doppelt so groß ist wie Bayern, leben etwa 160 Millionen Menschen. Gleichzeitig gehört es zu den ärmsten Ländern der Erde: 32 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. 
Das jährliche Bevölkerungswachstum liegt in den Städten bei 25 Prozent. Die Lebenserwartung beträgt etwa 66 Jahre – in Deutschland sind es 79. 61 von 1000 Kindern sterben, bevor sie das fünfte Lebensjahr erreicht haben – in Deutschland sind es nur fünf. Und 48 Prozent der Kinder unter fünf Jahren leiden an Unterernährung (Zahlen von »World Vision«).

Stichwort

»German Doctors«

»German Doctors« ist eine als eingetragener Verein organisierte, international tätige Nichtregierungs­Organisation, die Ärzte in Projekte in der Dritten Welt entsendet – etwa auf die Philippinen, auf den indischen Subkontinent oder nach Afrika. 
Anders als etwa »Ärzte ohne Grenzen«, die vor allem Katastrophenhilfe leistet, ist es das Ziel von »German Doctors«, die Gesundheit der Menschen in Entwicklungsländern auch langfristig zu verbessern. Die Ärzte arbeiten ehrenamtlich im Jahresurlaub oder im Ruhestand für einen Zeitraum von etwa sechs Wochen. Den Flug dorthin müssen sie zur Hälfte selbst zahlen. 
Die Organisation wurde 1983 gegründet – damals hieß sie noch »Ärzte für die Dritte Welt«. Seitdem waren laut eigenen Angaben mehr als 3000 Mediziner bei über 6400 Einsätzen tätig. Sie werden vor Ort von Partnerorganisationen unterstützt.
Wer die Arbeit von »German Doctors« unterstützen will, kann mit einer Spende helfen. Konto: Evangelische Bank, IBAN DE12 5206 0410 0004 8888 80, BIC GENODEF1 EK1.

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