Kehl

Schüler kämpfen für jungen Afghanen

Nina Saam
Lesezeit 3 Minuten
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19. Februar 2017
Fahim Abbasi (Mitte) ist als Afghane von der Abschiebung bedroht. Die SMV der Beruflichen Schulen kämpft dafür, dass er in Deutschland bleiben und eine Ausbildung beginnen darf. Von links Mahsun Ongur, Jessica König, Fahim Abbasi, Manam Laghzaoui und Marc Staad.

Fahim Abbasi (Mitte) ist als Afghane von der Abschiebung bedroht. Die SMV der Beruflichen Schulen kämpft dafür, dass er in Deutschland bleiben und eine Ausbildung beginnen darf. Von links Mahsun Ongur, Jessica König, Fahim Abbasi, Manam Laghzaoui und Marc Staad. ©Nina Saam

Fahim Abbasi floh vor neun Jahren vor den Taliban nach Deutschland. Der junge Afghane spricht fließend deutsch und möchte im Sommer eine Lehre beginnen. Das wurde ihm aber vom Migrationsamt untersagt, weil er jederzeit abgeschoben werden kann. 

Ein Leben ohne Sicherheit, immer mit der Angst im Nacken, dass es morgens an der Tür klingelt: Der 27-Jährige rechnet jeden Tag mit der Abschiebung. »Ich kann nachts nicht mehr schlafen«, sagt er. Seit acht Jahren lebt Fahim Abbasi in Deutschland, hat hier die Mittlere Reife und den Führerschein gemacht, hat eine eigene Wohnung und viele Freunde. Momentan besucht er die Metall-Vorbereitungsklasse an den Beruflichen Schulen Kehl und hat einen Ausbildungsplatz in Aussicht – wenn er ihn antreten dürfte. Mitte Januar kam ein Brief vom Migrationsamt, dass er auf Weisung des Regierungspräsidiums Karlsruhe keine Genehmigung für die Ausbildung bekomme, da er »aktuell vollziehbar ausreisepflichtig« sei, wie es in dem Schreiben heißt.

Dabei hat Fahim Abbasi bereits jahrelang in Deutschland gearbeitet, erst als Küchenchef bei einer Bulettenbrater-Kette, dann zwei Jahre als Maschinenbediener bei einem Automobilzulieferer in Appenweier. Die Firma hätte ihn gerne behalten, doch 2014 wurde seine Arbeitserlaubnis nicht mehr verlängert, weil er keinen Pass hat. 

Krieg und Chaos 
»Die Hälfte aller Afghanen haben keinen Pass«, weiß der Leiter der Beruflichen Schulen (BSK), Peter Cleiß. »In dem Land herrscht seit 45 Jahren Krieg, da ist Chaos.« Um einen Pass zu beantragen, müsste Fahim Abbasi auf die afghanische Botschaft – doch Asyl-Anwälte raten davon ab: Zu groß die Gefahr, dass er bei Beantragung des Passes sofort abgeschoben wird. Das Amt hingegen besteht auf seine »Mitwirkungspflicht zur Feststellung seiner Identität«. Eine Zwickmühle.

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Dabei würde Fahim Abbasi auch in seine Heimat zurückkehren – wenn das Leben dort sicher wäre. Er verließ Afghanistan vor neun Jahren, weil er bedroht wurde. Der damals 18-Jährige leitete bei einem UN-Hilfsprojekt eine Schulkantine. »Eines Tages kamen die Taliban zu mir, sie wollten, dass ich nicht für die Ausländer, sondern für sie arbeite«, erzählt er. Viermal bedrängten sie ihn, dann beschloss Abbasi zu fliehen. Ein halbes Jahr dauerte die Flucht über den Iran, Griechenland, Italien und Frankreich. Sein Antrag auf Asyl wurde 2011 abgelehnt, da nach Meinung der Behörden keine Lebensgefahr bestehe. Eine Arbeitsbewilligung bekam er dennoch.

Als diese ihm 2014 entzogen wurde, betreute er sechs Monate lang ehrenamtlich im Bereich »Offene Hilfen« Bewohner der Diakonie Kork. »Es hat mich verrückt gemacht, nicht arbeiten zu dürfen«, sagt Abbasi. »Bei der Diakonie Offenburg hat man mir gesagt, dass ich dort etwas tun könnte.« Seit 2015 ist er an den BSK, ein Lehrer vermittelte ihn schließlich an die Firma Mann nach Willstätt, wo er eine Lehre als Konstruktionsmechaniker beginnen könnte. Ein Praktikum hat er dort bereits absolviert. »Ich würde ihn als Lehrling einstellen, wenn er eine Arbeitserlaubnis hätte«, sagt Firmenchef Holger Mann. »Aber so ist mir das zu unsicher.«

Die SMV der Beruflichen Schulen hat Unterschriften gesammelt und sich an Abgeordnete der Region, den OB und die Kehler Zeitung gewandt. Auch Schulleiter Peter Cleiß steht hinter der Aktion seiner SMV. »Fahim ist ein vorbildlicher Schüler, gut integriert und soll jetzt abgeschoben werden – das ist nicht zu verstehen«, sagt Schülersprecher Marc Staad. So empfindet es auch seine Mitstreiterin Jessica König. »Integration gelingt ja nicht bei jedem«, sagt sie. »Und jetzt soll einer, bei dem es mustergültig abläuft, bald im Flieger sitzen. Da wird das Engagement vieler mit den Füßen getreten.«

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