Schwof von der ersten Minute an
Über 400 Jahre bringen die sechs Herren von der Band »Red Devils« zusammen auf die Bühne. Ihr Abschiedskonzert am Samstagabend im »Löwen« in Leutesheim machte deutlich, warum es der Band nicht so leicht fällt, ihre Bühnenzeit zu beenden.
Als die »Red Devils« 1963 anfingen gemeinsam Musik zu machen, waren die Songs, die am Samstag zu hören waren, heiß und neu. Keine Oldies, wie es jetzt unter dem Bandemblem prangt. Als die Band anfing, waren die Mitglieder im Alter zwischen 15 und 18 Jahren. Damals brauchten die »Red Devils« noch eine Sondergenehmigung, um nach 22 Uhr spielen zu dürfen. Früher in rot glitzernden Sakkos, Rüschenhemd und mit Fliege eroberten die Musiker die Herzen zahlreicher Fans. Die Band entwickelte sich zu einer der gefragtesten Tanzkapellen in der Ortenau. Und das ist auch immer noch ihr Credo.
Ihr Programm geht an diesem Abend bis halb eins. Bis auf den Schlagzeuger Rudolph Ross, den es nach Bayern verschlagen hat, spielt die sechsköpfige Band in Originalbesetzung. Quasi wie bei den Rolling Stones. An diesem Abend ist die Kleidung etwas legerer als in den Anfangszeiten. Rote Poloshirts aber müssen sein, wie es sich für ihren Bandnamen gehört.
Der Saal ist gefüllt und die Tanzfläche ebenso. Bereits ab dem ersten Stück schieben sich die Paare über die Tanzfläche. Stücke von Creedence Clearwater Revival, Tom Fogerty oder »Pretty Woman« von Roy Orbison – ein Rundumschlag durch die Tanz- und Rockmusik der 60er- und 70er-Jahre. Die Sets sind »altersgerecht«, wie Bandleader Klaus Köhler ankündigt. Sowohl für das Publikum als auch für die Band. Kleine Sets mit drei bis vier Stücken. »Damit ihr zwischendurch mal was trinken oder euch unterhalten könnt.«
Bunte Schmetterlinge
Die Lichtstrahler werfen bunte Schmetterlinge und Blumen an die Decke des Saales. Auf den Tischen sieht man kein einziges Mobiltelefon liegen. Im Foxtrottschritt zu »Have you ever seen the rain« von Creedence Clearwater Revival – die Instrumentierung der Band kann sich sehen lassen. Klassisch darf natürlich das Keyboard bei den 60er-Jahre-Songs nicht fehlen. Mit zwei Saxophonen, Gitarren, Schlagzeug und Bass entführen die Musiker ihr Publikum in eine andere Ära.
Die Gesichter der tanzenden Paare sind teilweise verschwitzt und auf jeden Fall gut gelaunt. Im »Löwen« ist Großeinsatz hinter der Theke angesagt und jede Menge Kellnerinnen sind unterwegs, um Viertele und Deftiges an die Tische zu bringen.
Das Stück »Proud Mary« wird »nice and easy« dargeboten und hat nicht soviel Dampf, wie in der Version von Ike und Tina Turner. Die Tanzfläche ist aber sofort wieder gefüllt und so entsteht der Eindruck, dass eine große Lücke entstehen wird, wenn die »Red Devils« ihre Instrumente endgültig in die Kiste packen.
Als der Keyboarder »Samstagabend«, ein Stück von Peter Maffay, interpertiert, kommen die beiden Saxophone bravourös im Stil der Blues Brother zum Einsatz.
»Gute alte Zeit«
1966 trennten sich die Wege der Band und seit 1991 ist man wieder im Namen des „Rock’n’ Roll« unterwegs – seit 1993 steht der Zusatz »Oldies« unter ihrem Bandnamen. Die Musiker und ihr Publikum sind aufeinander abgestimmt.
An diesem Abend gehen die Besucher sehr wahrscheinlich mit dem Gefühl nach Hause, dass die »gute alte Zeit« wirklich gut war.