Kehl
Stadtbus soll auf Touren kommen
Hans-Jürgen Walter
12. Dezember 2002
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Für ein Stadtbusnetz in Kehl wird eine Konzeption erarbeitet. Sie soll bis Mitte des neuen Jahres vorliegen. Den Auftrag dafür erhielt die Nahverkehrsberatung Südwest.
Kehl. Den Auftrag für die Busnetzkonzeption vergab der Umwelt- und Technikausschuss in seiner jüngsten Sitzung mit sieben Ja-Stimmen bei fünf Gegenstimmen. Diese kamen von der CDU/FDP-Fraktion. Zwar ist auch diese für einen Stadtbus. Doch angesichts der prekären Finanzsituation wollte sie das Geld für das Gutachten erst dann bereitstellen, so Hans-Theo Faller, wenn absehbar sei, dass die Konzeption auch realisiert werden kann.
Für einen Stadtbusverkehr in der Kernstadt und den Ortsteilen muss nach Aussage von Dietmar Maier von der Nahverkehrsberatung Südwest von einem sechsstelligen Betrag ausgegangen werden.
21 000 Euro für Konzept
Das Angebot der Nahverkehrsberatung für das Gutachten beläuft sich auf rund 21 000 Euro. Für diese Summe gibt es laut Bürgermeister Jörg Armbruster im laufenden Haushalt eine Mitteldeckung. Er plädierte deshalb dafür, das Gutachten in Auftrag zu geben, um es vielleicht 2004 umsetzen zu können: »Das Jahr der Landesgartenschau würde sich gut eignen für die Anfangsphase.« Dieser Auffassung schloss sich die Ausschussmehrheit an.
Die Erstellung eines neuen Buskonzeptes hat das Bürgerprojekt ÖPNV (öffentlicher Personennahverkehr) angeregt, das aus der Bürgerbeteiligung für das Leitbild der Stadt Kehl entstanden ist. Das Bürgerprojekt hat auch die Nahverkehrsberatung Südwest als Fachbüro empfohlen.
In ihre Konzeption einbeziehen wird die Nahverkehrsberatung das vom Öko-Institut Freiburg 1997 vorgelegte Stadtbus-Konzept. Dessen Umsetzung scheiterte an den zu hohen Kosten. Zudem war es ausschließlich auf die Kernstadt abgestimmt. Dietmar Maier bezeichnete dieses Konzept als den »Mercedes« unter den Stadtbuslinien. Neue Fahrzeuge wären erforderlich gewesen.
Ziel Halbstundentakt
Die Nahverkehrsberatung dagegen schlägt vor, die vorhandenen Regionalbuslinien zu nutzen und so zu ergänzen, dass ein gutes Stadtbusangebot entsteht mit einem Halbstunden- bis maximal einem Stundentakt. Als Beispiel nannte Maier den Stadtbus in Rottweil mit rund 25 000 Einwohnern. Dort hat die Nahverkehrsberatung in das Buskonzept den Schülerverkehr integriert. Der Stadtbus könne deshalb kostendeckend betrieben werden. Betreiber der Linie sind die Stadtwerke.
Auch in Kehl kann laut Maier für das Stadtbusnetz auf den Schülerverkehr aufgebaut werden. Nicht außer Acht zu lassen sei dabei der Schülertransport in der Freizeit. Im Fahrplan der Regionallinien seien mitunter Lücken von zwei bis drei Stunden. Ziel sei es, diese Lücken mit den vorhandenen Bussen zu schließen.
Ein Bürgerbus, wie ihn die Gemeinde Willstätt eingesetzt hat, stößt laut Dietmar Maier in Kehl aufgrund der Größe der Stadt an seine Grenzen. Vorstellbar wäre allenfalls, einen Bürgerbus aus derzeit schlecht bedienten Ortsteilen in die Kernstadt einzusetzen.
Die Gemeinde Willstätt hat nach Angaben ihres Ordnungsamtsleiters Dieter Vögele den Bürgerbus im vergangenen Jahr mit rund 30 000 Euro abgerechnet. Er bringt kostenlos auf drei Touren am Vormittag und vier Touren am Nachmittag die Bewohner aus den Ortsteilen in den Kernort und zurück. Mit dem 2000 eingeführten Willstätter Bürgerbus wurden im ersten Jahr 5300 Fahrgäste befördert, 2001 waren es 5400 Fahrgäste. »Mit dem Bürgerbus«, konstatierte Vögele, »konnte Kaufkraft in der Gemeinde gebunden werden.«
Unabhängig von dem jetzt in Auftrag gegebenen Busnetzkonzept für Kehl sollen die Gespräche mit der Stadt Straßburg wegen einer Streckenverlängerung der CTS-Linie 2 bis zum Kehler Bahnhof weiter geführt werden.