Ständiger Kampf ums Überleben
Gunter Haug las aus seinem neuesten Buch »Die Töchter des Herrn Wiederkehr« im Handwerksmuseum. Des Rätsels Lösung muss der Leser aber alleine herausfinden.
Kehl-Kork. Am Freitagabend wurde den meist älteren Besuchern durch den Lesestoff von Autor Haug eindrucksvoll vor Augen geführt, wie hart das Leben im 19. Jahrhundert gewesen ist. Besonders natürlich für Tagelöhner und ganz besonders für Frauen aus diesen Schichten.
Was sich die heutige junge Generation überhaupt nicht mehr vorstellen kann, war damals ein Kampf ums Überleben, der durch hinzukommende Krankheiten und komplizierte Geburten schnell verloren war.
Akribische Einsichten
Gunter Haug, langjähriger Zeitungs-, Radio- und Fernsehredakteur sowie Autor des Bestsellers »Niemands Tochter« und »Niemands Mutter«, geht einigen diesen Schicksalen nach – die akribische Einsichten in Familienregister auf Ämtern und Kirchen sind hier mittlerweile seine »Spezialität« geworden.
Mit »Die Töchter des Herrn Wiederkehr« erzählt Haug die wahre Lebensgeschichte der armen Dienstmagd Margret, die zudem die Urgroßmutter von Karin Haug ist, des Autors Ehefrau.
Margret wurde mit 14 Jahren Dienstmagd im Gasthaus Krone« in Rappenau. Sie putzte, kochte, wusch die anfallende Wäsche der Gaststätte im kalten Bach. Morgens und abends musste sie einen Fußweg von jeweils sechs Kilometern zwischen Elternhaus und Arbeitsplatz zurücklegen. Bei Wind und Wetter, ohne festes und schützendes Schuhwerk, das konnten sich arme Leute nicht leisten.
Nebenher kümmerte sie sich noch um die Tochter des Wirts, weil dessen Ehefrau krank war und später verstarb. Dreimal wurde sie Mutter von unehelichen Töchtern. Alle drei nahm ihre Stiefmutter Rosina unter ihre Fittiche, denn Margrets Mutter Christina war schon mit 47 Jahren verstorben. Sie hatte elf Kinder geboren.
Margret verriet den Vater ihrer Kinder auf kein Bitten und Drängen ihrer Verwandten hin. Die Familiengeschichte führte teilweise auch nach Kork. Denn von hier kamen ab und an Pakete mit dem Absender aus einer Apotheke Wiederkehr.
Einige Tatsachen wurden zwar verändert, aber Autor Haug bröselte mit viel Geduld und Recherche die Zusammenhänge auf. Dennoch verriet er während seiner interessanten Lesung nicht, wer denn nun der Vater der drei Töchter war.
Denn ganz zuletzt gab es hier eben doch ein Geständnis von Margret – das aber darf der Leser des Buches selbst herausfinden.
Stichwort - Kurzbiografie von Gunter Haug:
◼Jahrgang 1955
◼Geboren in Stuttgart-Bad Cannstatt
◼Abitur am Gymnasium Münsingen, Zivildienst in Tübingen, Studium der Landesgeschichte, Empirische Kulturwissenschaften, Neuere Geschichte Universität Tübingen. Abschluss: Magister
◼Von 1972 bis 2005 erst freier Zeitungsmitarbeiter, dann Zeitungs-, Radio- und Fernsehredakteur bei Südwestpresse (Alb-Bote), Südwestfunk (SWF), Süddeutscher Rundfunk (SDR) und Südwestrundfunk (SWR),
◼Ab 1989 zunächst Leiter der SWF Fernsehnachrichtenredaktion, später Leiter der gemeinsamen Fernsehnachrichten von SWF und SDR.
◼Ab 1994 Abteilungsleiter für landeskundliche Fernseh-Sendungen und Sondersendungen beim SWF, dem späteren SWR.
◼Gründer des »Festivals der Spielleute« – »einer Fernsehsendung der ganz besonderen Art, die im heutigen volksdümmlich orientierten Fernsehprogramm natürlich keinen Sendeplatz mehr hat...«
◼Ehrenamtlicher Dozent für Medienmanagement 2001 bis 2003 an der Fachhochschule Künzelsau
◼Seit März 2005 hauptberuflich als »nur noch« freier Autor, Schriftsteller und Moderator tätig – mit Wohnsitz in Schwaigern im Landkreis Heilbronn
◼Seit November 2013 Erster Vorsitzender des Vereins für Informations- und Meinungsfreiheit« Stuttgart