Tauben sind in Kehl zur Plage geworden
Sie flattern und gurren fast überall: In Kehl hat sich eine regelrechte Taubenplage entwickelt. Doch die Umweltexpertin der Stadt warnt: Wer Tauben füttert, schadet nicht nur den Tieren, sondern auch den Menschen, Denkmälern und Gebäuden. Die Polizeiverordnung der Stadt verbietet deshalb die Taubenfütterung.
Brotkrumen, Essensreste und drumherum fressende Tauben: Dieses Bild bietet sich häufig in der Kehler Innenstadt. Wer Tauben füttert, will etwas Gutes tun, doch meist ist das Gegenteil der Fall, erklärt Ursula Pütz von der städtischen Umweltabteilung: »Eine nicht artgerechte Ernährung kann bei den Tieren zu Mangelerscheinungen und Krankheiten führen«, sagt sie.
Auch Stadttauben fressen normalerweise Samen, Pflanzensprossen, Insekten und Würmer – nicht aber Brot, Pommes Frites, Dönertaschen und Pizzareste, wie sie sie beispielsweise auf dem Kehler Marktplatz finden. Tauben, die nicht erkranken, vermehren sich aufgrund des Überangebots an Nahrung extrem. Die übergroße Population führt dazu, dass sich Parasiten und Krankheiten schneller unter den Vögeln ausbreiten. Tauben seien häufig von Flöhen, Wanzen, Milben oder Zecken befallen, erklärt Ursula Pütz: »Wenn die Tauben in der Nähe von Fenstern oder Balkonen nisten, können Parasiten auch in die Wohnungen gelangen.« Bei den Bewohnern könnten sie beispielsweise Allergien auslösen oder verstärken.
Gebäudebrüter
Gleichzeitig verursachen die Gebäudebrüter ein weiteres Problem: Eine Stadttaube scheidet jährlich bis zu zwölf Kilogramm Nasskot aus. Brütet sie an Häuserfassaden, landet ein Großteil davon auf Balkonen, Fensterbrettern und Vorsprüngen und verdreckt die Gebäude. Die im Kot enthaltene Säure zerfrisst Steine und korrodiert Metalle. »Der Taubenkot ist ein Problem, mal mehr und mal weniger«, sagt Walter Springmann, Geschäftsführer der Städtischen Wohnbau. »Es gab schon Fassaden, die extrem verdreckt waren und die wir reinigen mussten.« Die Säuberung mit dem Hochdruckreiniger sei allerdings aufwendig und teuer. Im Wohngebiet Kreuzmatt beispielsweise, in dem die Wohnbau ihre Häuserblocks nach und nach saniert, seien die Fensterbrüstungen ein beliebter Platz für Tauben. Die bereits sanierten Häuser haben zwar keine Fensterbrüstungen mehr, dafür aber Balkone. »Es kommt immer wieder vor, dass Mieter sich bei uns beschweren, weil Nachbarn die Tauben füttern und folglich immer wieder Kot auf ihren Balkonen landet.«
Meist seien die Fütterer ältere Menschen, die den Tauben Gutes tun wollen. Die Städtische Wohnbau informiert die Mieter deshalb per Rundschreiben über die negativen Folgen der Taubenfütterung – nicht immer mit Erfolg: »An einzelnen Balkonen mussten Spannnetze angebracht werden, weil die Belästigung durch Taubenkot nicht nachließ«, sagt Springmann. Auch bei Volker Schlenker, Leiter des städtischen Ordnungsamts, melden Kehler regelmäßig, dass sie beobachten, wie Tauben gefüttert werden. »Dabei ist das Füttern per Polizeiverordnung klar verboten«, sagt er. Wer dagegen verstößt, muss mit einem Verwarnungsgeld von mindestens 35 Euro rechnen.
Krankheiten drohen
Denn der Kot der Tiere ist nicht nur lästig, er kann auch die Gesundheit der Menschen gefährden, wie Umweltreferentin Ursula Pütz erklärt: »Durch den Taubenkot können Krankheitserreger übertragen werden.« Gefährdet seien vor allem ältere und immungeschwächte Menschen sowie Kinder. Und schließlich bringt die Taubenfütterung noch ein weiteres Problem mit sich, wie die Stadtverwaltung in einer Mitteilung schreibt: Brot und Essensreste ziehen neben den Tauben vor allem Ratten an. Ebenso wie die Tauben vermehren sich die Nager durch das Überangebot an Futter stark, ebenso wie bei Tauben kann ihr Kot Krankheiten auf Menschen übertragen.
Fütterungsverbot: Auszug aus der Polizeiverordnung
§ 13 Fütterungsverbot:
»Wild lebende Tiere (Tauben, Wasservögel, Fische usw.) dürfen auf öffentlichen Flächen sowie in Grün- und Erholungsanlagen nicht gefüttert werden. Hiervon ausgenommen sind notwendige Fütterungen im Rahmen von Hege- und Pflegemaßnahmen (z.B. Jagd und Fischerei).«