Tiefengeothermie: Fonroche gibt Straßburger Projekt auf
Lange wurde hart darum gerungen, jetzt steht es offenbar kurz vor dem Aus: Die Tiefengeothermie-Betreiberfirma Fonroche hat gestern angekündigt, auf ihr Erdwärme-Projekt in der Straßburger Robertsau verzichten zu wollen.
Der Chef der Firma Fonroche Géothermie, Jean-Philippe Soulé, hat gestern in der Tageszeitung DNA angekündigt, das Tiefengeothermie-Projekt in der Straßburger Robertsau aufzugeben. »Wir werden unsere Anfrage für diese Bohrung zurückziehen«, kündigte Soulé in dem elsässischen Blatt an. Die öffentliche Anhörung des Tiefengeothermie-Projekts im Straßburger Ölhafen habe ergeben, dass die Tiefengeothermie ein weiterer Risiko-Faktor in einem Gebiet sei, das gegen technische Risiken geschützt wird. Das Unternehmen widerspreche ausdrücklich dieser Meinung aus technischer Sicht, nehme aber Rücksicht auf diese Auffassung. Die geplante Bohrstelle befindet sich inmitten von so genannten Seveso-Industriebetrieben. Dies sind Unternehmen mit einem hohen Gefahrenpotential.
Soulé begründet den Rückzug von dem Projekt mit dem nicht verstummenden Widerstand auf französischer und deutscher Seite und mit der Erklärung des Straßburger Oberbürgermeisters Roland Ries, mit der er diese ablehnende Haltung gegen das Straßburger Projekt unterstützt habe. Die Aufgabe des Projekts in der Straßburger Robertsau bedeute jedoch nicht, so Soulé weiter, dass sich Fonroche aus den anderen Tiefengeothermie-Vorhaben im Elsass zurückziehe. Der Fonroche-Chef hofft nach eigener Aussage weiter auf die Zustimmung des Präfekten für das Tiefengeothermie-Projekt in Eckbolsheim bei Straßburg, und das Unternehmen bereitet den Angaben zufolge auch die Kommunikationskampagne für die öffentliche Anhörung des Projekts in Vendenheim, ebenfalls bei Straßburg, vor. Sie beginnt am 11. September.
»Wir sind glücklich«
Jean Daniel Braun von der Bürgerinitiative ADIR aus der Straßburger Robertsau und die Bürgerinitiative (BI) gegen Tiefengeothermie im südlichen Oberrheingraben mit Sitz in Kehl-Goldscheuer, die gemeinsam gegen das Projekt im Straßburger Ölhafen gekämpft haben, teilten gestern mit, »glücklich« darüber zu sein, dass der Betreiber sein Vorhaben in der Robertsau nicht mehr weiter verfolgen wird.
Die beiden Bürgerinitiativen verweisen darauf, dass auch die deutsche Seite – der Kehler Hafen liegt rund 700 Meter von der geplanten Bohrstelle entfernt, Kehl-Auenheim etwa 2,4 Kilometer und die Kehler Kernstadt 2,3 Kilometer – von möglichen Auswirkungen des Straßburger Projekts betroffen gewesen wäre. Aufgrund dieser Betroffenheit habe es auch rund 600 Einwendungen von deutscher Seite gegen das Vorhaben gegeben.
»Enorme Altlasten«
»Nachdem sich dann auch die Stadt Kehl und Straßburg gegen das Projekt ausgesprochen hatten, war klar, dass das Vorhaben gescheitert ist«, erklärt Hans Roser, stellvertretender Vorsitzender der BI. »Im Grunde hätte der technische Sachverstand der Projektentwickler schon zuvor erkennen müssen, dass eine Tiefenbohrung so nahe an bewohntem Gebiet, direkt am Rhein und auf einem Gelände mit enormen Altlasten nicht zu vertreten ist.«
»Doch Zeit zum Verschnaufen gibt es im Elsass nicht«, meint der deutsche BI-Vertreter, denn weitere Geothermie-Projekte bei Straßburg würden demnächst angegangen, wie Illkirch-Grafenstaden bei Straßburg. »Die Offenlegung des dortigen Verfahrens mit der Möglichkeit von Einsprüchen wurde durch ein Versäumnis der französischen Behörden ohne öffentliche Beteiligung der deutschen Seite begonnen«, kritisiert Roser. Es bleibe daher die Frage, ob das Verfahren, wegen dieses Versäumnisses, überhaupt volle Gültigkeit habe, so der BI-Vertreter.