Verpackungshersteller Jaco - Ideen aus Kunststoff
Jeder hat sie schon einmal in der Hand gehabt, die runden Kunststoffröhrchen für Tabletten aller Art. Dass diese Produkte bei der Firma Jaco in Leutesheim hergestellt werden, wissen jedoch die wenigsten.
Von außen sieht das Gelände der Firma »Dr. Jaeniche GmbH & Co KG« oder kurz Jaco in Leutesheim aus wie die meisten mittelständischen Unternehmen: mit Produktionshalle, Bürogebäude und – wie in diesem Fall – zehn großen Silos für die Rohstoffanlieferung. Für viele überraschend ist es allerdings, dass es sich bei Jaco um einen weltweit führenden Hersteller von bedruckten und unbedruckten Kunststoffverpackungen für Nahrungsergänzungsmittel, für die Pharma- und die Kosmetikindustrie handelt. »Ideen aus Kunststoff«, ist das Motto.
Produkte gelangen in die ganze Welt
Das in Leutesheim ansässige Unternehmen beliefert nicht nur Deutschlands größte Lohnhersteller, die wiederum die großen Drogerie- und Lebensmittelketten ausstatten, die Produkte gelangen auch über die Kunden von Jaco in die ganze Welt. Dabei kann der Verpackungshersteller ganz individuell auf die Wünsche seiner Kunden eingehen und dank des hausinternen Werkzeugbaus schnell und flexibel reagieren. Bis zu 1,5 Millionen Artikel verlassen bei Jaco täglich das Gebäude. Gearbeitet wird in der Produktion rund um die Uhr in drei Schichten, wie Geschäftsführerin Verena Multhaupt beim Besuch von neun Lesern der Kehler Zeitung im Rahmen der Aktion »Offenes Werkstor« erzählt.
So werden vor allem viele der bekannten Tablettenröhrchen für Brausetabletten in Leutesheim hergestellt – mehr als 300 Formen sind es im Standardsortiment. Doch das war es noch lange nicht: Weitere Kunststoffprodukte sind zum Beispiel Runddosen, Messlöffel (–becher) sowie Salzstreuer, Inhalierer oder Kolbenstangen für Spritzen. Auch Süßstoffspender habe Jaco schon produziert, weiß Verena Multhaupt bei der Vorstellung ihres Familienbetriebes, der 1956 gegründet wurde.
135 Mitarbeiter sind beschäftigt
Vor 60 Jahren also kam der Firmengründer Wilhelm Jae-niche sen. als einer der Ersten auf die Idee, Spritzgusserzeugnisse aus Kunststoff herzustellen. Bis heute ist Jaco ein familiengeführtes Aubildungsunternehmen mit bis zu zwölf Auszubildenden pro Jahr. Seit 2007 leitet die 35-jährige Urenkelin nun schon mit ihrem Vater Willy Jaeniche als geschäftsführende Gesellschafterin in vierter Generation die Firma, die derzeit 135 Mitarbeiter beschäftigt.
Beim Rundgang durch das im Jahr 2013 eingeweihte Erweiterungsgebäude, das eine Produktions- und Lagerfläche von insgesamt 3500 Quadratmetern umfasst, konnten sich die staunenden Besucher von der Herstellung der Kunststoffröhrchen ein Bild machen. Im hauseigenen Werkzeugbau werden bei Jaco die Formen konstruiert, hergestellt und gewartet. Dieses spezialisierte Know-how erlaube die Herstellung von optimierten Werkzeugen und minimiert das Risiko von Werkzeugausfällen, wie Abteilungsleiter Edouard Guzda erklärt.
Optimaler Produktionsprozess
Moderne Spritzgießmaschinen seien dafür verantwortlich, dass in Verbindung mit den Werkzeugen ein optimaler Produktionsprozess und eine maximale Leistungsfähigkeit sichergestellt ist, betont Multhaupt beim weiteren Gang durch das mittlerweile aufgrund der vielen Maschinen sehr laut gewordene Umfeld.
Nach einer Fahrt über ein führerloses Transportsystem, das jede Spritzgießmaschine mit allen Drucklinien flexibel verbindet, bringt das indirekte Offsetdruckverfahren (Letterset-Druck) die Bilder auf die Röhren. Bei dieser Technologie arbeitet Jaco mit bis zu acht verschiedenen Farben. »Neben der daraus resultierenden Qualität und höchstem Druckstandard sind wir in der Lage, ein Gesamtvolumen von rund 350 Millionen Röhren im Jahr zu bedrucken«, so die Geschäftsführerin.
"In-Mould-Labeling-Verfahren" bei Röhren umgesetzt
Neben dem herkömmlichen Druckverfahren hat Jaco aber auch das »In-Mould-Labeling-Verfahren« (IML) bei Röhren umgesetzt. »Damit kann Jaco auch schwierige Druckbilderfolien in kurzer Zeit umsetzen. IML eignet sich besonders für Premiumprodukte durch schärfere Druckqualität. Hier sind auch Metallic-Farben wie Gold und Silber möglich.
NÄCHSTE FOLGE: Die Willstätter Verwaltung zieht in die Alte Mühle. KEZ-Leser durften einen exklusiven Blick ins neue Rathaus werfen.
Historie
1949/50: Bau des Fabrikgebäudes zunächst für die Tabaklagerung, -sortierung und -fermentierung.
1956: Gründung der Fabrik Dr. Jaeniche GmbH & Co KG in Leutesheim durch Wilhelm Jaeniche sen. und Beginn der Kunststoffverarbeitung.
1959: Jaco spezialisiert sich auf Verpackungen für die Pharmaindustrie und Einführung der Offset-Druck-Technologie sowie der Siebdruck-Technologie.
1965ff: Jaco internationalisiert sich unter der Leitung von Herbert Jaeniche: Gründung der Jaco S.A. Kirchheim, der Jaco S.A. Barcelona und der Jaco Europack in England.
1994: Jaco führt die ISO-9000-Zertifizierung ein.
2004: Jaco führt als erster im Röhrenbereich die 8-Farb-Technologie ein und entwickelt sich unter Wilhelm Jaeniche Junior zum Technologieführer.
2006: Jaco setzt die IML-Technologie für Brausetablettenröhren.
2007: Verena Jaeniche tritt in die Geschäftsleitung ein.
2013: Bezug des Erweiterungsbaus.
2014: Relaunch der IML-Technologie mit einem 32-fach Werkzeug.
Wussten Sie,...
...dass ein Silo für den Kunstoffgranulat-Rohstoff (Polypropylen, Polystyrol) eine Kapazität von 60 Tonnen hat?
...dass der Kunststoff in ein Röhrchen innerhalb von 0,12 Sekunden eingespritzt wird – und bis es unbedruckt fertig ist, 8 bis 10 Sekunden vergehen?
...dass die Deckel der Kunststoffröhrchen selbst nicht von Jaco hergestellt werden, sondern von einer Partnerfirma?
...dass die Firma rund eine Millionen Röhrchen pro Tag herstellt und bedruckt?
...dass die Firma im Jahr 2015 einen Umsatz von 19,39 Millionen Euro erwirtschaft hat?
...dass bei Jaco alle energetischen Abläufe und ökologische Standards von einem »Energie-Monitoring«, einem vollautomatischen Computer-System, sowie einem Energie-Manager überwacht werden?