Vom Standort Kehl überzeugt
»Wir machen das hier zu einem Vorzeigewerk«, zeigte sich Bürstner-Geschäftsführer Giovanni Marcon überzeugt, als er OB Toni Vetrano vergangene Woche durch die Bürstner-Produktionsstätte von Wohnwagen und Reisemobilen im Kehler Hafen führte.
Kehl (red/kk). 11 Millionen Euro investiert Bürstner nach eigenen Angaben in diesem Geschäftsjahr in den 639 Mitarbeiter zählenden Kehler Standort. Rund 35 Fahrzeuge pro Tag werden bei Bürstner in Kehl montiert.
»Wir bauen immer von innen nach außen«, erklärte Betriebsleiter Gerrit Christoph. Auf dem Produktionsband sind deshalb an einer Stelle Wagen ohne Wände und ohne Dach zu sehen, auf denen aber komplett fertige Küchen stehen. Ist die Inneneinrichtung montiert, folgen die Wände. Dann wird das Dach auf die Konstruktion gesetzt, verschraubt und verschweißt, bevor eine »rollende Wohnung« fertig ist, wie Geschäftsführer Marcon seine Produkte bezeichnet. Zum Schluss werden noch die Polster angebracht, die Bürstner in einer eigenen Näherei am Kehler Standort selbst herstellt.
Die Fahrzeuge in verschiedenen Größen und Preisklassen – die günstigsten sind ab 14 000 Euro, die preiswertesten Reisemobile ab etwa 45 000 Euro zu haben – durften die Besucher begutachten. Alle Möbel in den Wohnwagen und Reisemobilen werden auch von Bürstner selbst produziert. Dafür betreibt das Unternehmen seit 1976 ein Werk im französischen Wissembourg. Der älteste Bürstner-Standort ist Neumühl. Dort gründete Jakob Bürstner 1924 eine Groß- und Bauschreinerei. 1958 begann die Firma mit der Wohnwagenproduktion, 1986 folgte der Einstieg in den Bau von Reisemobilen. Am Gründungsstandort Neumühl wurde 2004 ein Kunden-Service-Center eingeweiht.
In diesem Sommer sei der Verkauf – vor allem in Deutschland – außerordentlich gut gelaufen, so Marcon. »Die Branche ist stark konjunkturabhängig, sodass die Wirtschaftskrise ab 2008 überall spürbar war.« Seien in Frankreich vor der Krise noch rund 23 000 Reisemobilzulassungen pro Jahr verzeichnet worden und in den Niederlanden 16 000 Zulassungen an Freizeitfahrzeugen, seien es zuletzt nur noch 16 000 (Frankreich) bzw. 6000 (Niederlanden) gewesen. »Jetzt geht der Trend wieder aufwärts«, so Marcon, »der Auftragseingang ist bereits deutlich gestiegen.« In diesem Jahr werde das Unternehmen kräftig investieren, vor allem in Kehl. »Wir bauen ein neues Logistiklager und investieren in modernere Maschinen, denn wir glauben an den zukunftsträchtigen Standort Kehl.«
Er sei froh, »dass es so innovative Firmen in Kehl gibt, die die Zeichen der Zeit erkennen«, so Vetrano. »Eine gesunde Wirtschaft bedeutet auch Ergebnisse für unsere Infrastruktur.«
Auch im Ausbildungsbereich investiert Bürstner. Bislang sei nur im kaufmännischen Bereich ausgebildet worden, so Marcon, in diesem Jahr hätten auch in der Näherei Azubis ihre Lehre begonnen. Künftig sollen angehende Holzmechaniker, Mechatroniker und Elektriker eine Ausbildung machen können. Dies sei für das Unternehmen wichtig, denn Fachkräfte seien nicht leicht zu bekommen. Viele Konkurrenten hätten ihre Werke deshalb in strukturschwachen Regionen aufgebaut, wo es leichter sei, Handwerker anzuwerben. »Das bereitet uns etwas Sorgen«, räumt Giovanni Marcon ein. Von den Chancen des Kehler Standorts sei er dennoch überzeugt.