Kampagne für mehr Migranten im öffentlichen Dienst
Merdan Seker aus Willstätt, Student an der Kehler Hochschule, ist das Gesicht einer Imagekampagne des Landes Baden-Württtemberg, mit der um mehr Migranten im öffentlichen Dienst geworben wird.
Kehl/Willstätt. »Vorteile statt Vorurteile« ist so etwas wie das Lebensmotto von Merdan Seker aus Willstätt. Der 20-jährige Student der Kehler Hochschule ist frisch gebackener Botschafter der Kampagne »Vielfalt macht bei uns Karriere«, mit der das baden-württembergische Integrationsministerium für eine interkulturelle Öffnung des öffentlichen Dienstes wirbt. Hintergrund: Zwar hat im Südwesten jeder vierte Arbeitnehmer einen Migrationshintergrund, dieser Anteil beträgt im öffentlichen Dienst jedoch gerade einmal 14 Prozent.
Der Willstätter will helfen, Vorurteile abzubauen – gegenüber den Beschäftigten und Beamten im öffentlichen Dienst und in der Verwaltung, aber auch gegenüber Ausländern. Sekers Familie stammt aus der Türkei, ist kurdischer Abstammung. Seine Eltern waren unter schwierigsten Umständen Anfang der 90er nach Deutschland gekommen, kurz darauf kam Merdan zur Welt: »Wir hatten es am Anfang sehr schwer. Mir und meiner Familie ist damals geholfen worden. Ich weiß deshalb, was es bedeutet, Hilfe zu bekommen«, sagt er und fügt hinzu: »Deshalb möchte ich anderen Menschen helfen.«
Merdan Seker hat sich schon während seiner Schulzeit für andere eingesetzt. Am Einstein-Gymnasium engagierte er sich gegen Rassismus und erhielt dafür den Bildungs- und Sozialpreis der Stadt Kehl. An der Oberlinschule in Kork hat er mit behinderten Kindern gearbeitet, in der Alevitischen Gemeinde ist er in der Jugendarbeit aktiv. Zudem berät das aktive SPD-Mitglied als Studienbotschafter des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Berufsschüler und Gymnasiasten bei der Studienwahl.
Vor wenigen Tagen ist eine weitere Aufgabe dazu gekommen: Seker ist einer von zehn Botschaftern der Imagekampagne für mehr Migranten im öffentlichen Dienst. Als er seinen Freunden erzählte, dass er an der Hochschule Kehl studieren will, sei er mit den üblichen Beamten-Vorurteilen konfrontiert worden, berichtet er. Der öffentliche Dienst hat ein Image-Problem. Keine Frage. Gegen diese Vorurteile will Merdan Seker etwas unternehmen und wirbt deshalb für die Vorteile der Verwaltung. Vorteile statt Vorurteile: »Die Verwaltung ist der Motor von allem. Ohne gute Verwaltung funktioniert nichts«, ist Seker von den Vorteilen überzeugt. »Eine super Erfahrung« sei seine Arbeit als Image-Botschafter, das Foto-Shooting bei einer Werbeagentur in Stuttgart habe viel Spaß gemacht. Am Donnerstag hat er Integrationsministerin Bilkay Öney kennengelernt. Sie ist Migrantin und alevitisch – wie er auch.
Wenn im Juli seine Praxisphase an der Hochschule beginnt, wird er für ein halbes Jahr im Willstätter Rathaus arbeiten. Später verbringt er ein Auslandssemester in Mersin (Türkei), danach will er die Arbeit im Migrationsamt des Kreises kennenlernen. Er hat das Studium gewählt, »um etwas verändern und bewegen zu können, um etwas Bleibendes zu schaffen«. Stolz wäre er, sagt er im Image-Video, »wenn ich in einem guten Team in der Verwaltung arbeiten würde«. Im Februar 2017 ist Merdan Seker mit dem Studium fertig. Dann startet er in seinen Traum-Beruf. Und wer weiß? Vielleicht sieht man den Willstätter eines Tages auf dem Chefsessel in irgendeinem Rathaus wieder. Damit es künftig auch mehr Rathaus-Chefs mit ausländischen Wurzeln gibt. Denn auch das würde sicher helfen, Vorurteile abzubauen. Vorteile statt Vorurteile: Das ist das Lebensmotto von Merdan Seker.