Kehl

Vortrag über Johannes Beinert aus Eckartsweier

Heidi Ast
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08. März 2017

Stefan Woltersdorff stellte im Club Voltaire sein jüngstes Buch über Johannes Beinert vor. ©Heidi Ast

Der Club Voltaire in Kehl präsentiert regelmäßig besondere Lesungen und Vorträge. Am Montag erhielten die Besucher einen Blick aus der Perspektive eines ungewöhnlichen Mannes des 19. Jahrhundert hier aus der Region. Und der Andrang im Club war groß.
 

Kehl. Eingeladen hatte der Club Stefan Woltersdorff, der sein neuestes Werk »Johannes Beinert – biographische Erzählung« vorstellte. Erzählt wurde die faszinierenden Lebensgeschichte eines Bauernkindes aus Eckartsweier, das es bis zu einer Professur brachte.

Johannes Beinert, geboren 1877 als Sohn einer armen Bauernfamilie, schaffte es trotz drakonischer Lehrmethoden der damaligen Zeit und dem harten Leben eines Bauernkindes, was nur wenigen in dieser Zeit gelang: den Sprung in die gehobenene Mittelschicht.

Woltersdorff beginnt seine Erzählung mit dem Ende des 38-Jährigen im Schützengraben der Schlacht bei Somme 1916. Damals kamen 1,5 Millionen Granaten in zwei Wochen zur Detonation. Trommelfeuer, das so dicht gesetzt war, dass man keinen einzelnen Schuss mehr unterscheiden konnte, beendete auch Johannes Beinerts Leben.

Eindringlich untermalt Woltersdorff dieses Schlachtbild mit prägnanten Fakten.Beinert, der mit 16 Jahren das scheinbar Unmögliche schaffte und in Karlsruhe sein Examen machen durfte. Den Aufsatz über einen Jahrmarkt konnte er nicht schreiben, da er nie einen gesehen hatte. Stattdessen durfte er über die Hanfernte schreiben und bestand. Seine Begeisterung war so groß, dass er durch sein neues Zimmer in der Zöglingsunterkuft hüpfte und das Bett kaputt machte. 

Gegner der Prügelstrafe

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Er war ein bekennender Gegner der Prügelstrafe und er, der auf dem Land aufgewachsen war, glaubte nicht, dass ein Mann den Menschen geschaffen haben sollte. 

Mit 16 Jahren besuchte er die heute Pädagogische Hochschule in Karlsruhe. Er war ein neugieriger junger Mann, der nicht nur englisch, französisch und latein lernte, sondern der auch in vielenStädten studierte und lebte, wie in Mannheim, welches damals im Zuge der Industrialisierung förmlich explodierte und Beinert einen politischen Drall gab, da dort die Armut und soziale Ungerechtigkeit groß waren. Er war in Heidelberg, welches, wieder aufgebaut durch Menschen aus ganz Europa, dadurch selten liberal und voller interessanter Inspiration für einen jungen Mann war.

Er freite ohne Erfolg im katholischen Freiburg und schrieb in Leipzig seine Doktorarbeit über Johann Michael Moscherosch, einem Barockdichter aus Willstätt. 

Berührende Einblicke

Unter Beinerts Leitung entstand 1912 eine neue Lehrerbildungsanstalt, an der auch junge Frauen zu Lehrerinnen ausgebildet wurden, in Lahr. Und über all dies schrieb der Mann, der inzwischen verheiratet war und zwei Kinder hatte. Der rastlose Beinert veröffentlichte viele Bücher mit historischen Abhandlungen. »Die Geschichte des badischen Hanauerlandes unter Berücksichtigung Kehls« erschienen 1919 im Verlag Morstadt, eines der stimmungsvollsten. Erhalten sind ebenfalls seine Tagebücher und Briefe, die einen berührenden Einblick in die damalige Zeit und in das Leben eines Reformers erlauben.

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