Wie die Zeugnisnoten bekannter Kehler ausfielen
Am Mittwoch ist der letzte Schultag vor den großen Ferien. Tausende Schüler aus der Region haben in den vergangenen Tagen ihre Zeugnisse erhalten. Wir haben bei bekannten Kehlern und Willstättern nachgefragt, welche Erinnerungen sie an ihre Zeugnisse aus ihrer Schulzeit haben.
Renate Schmidt, Pfarrerin aus Willstätt: Mathe war für mich ein Graus. In der achten Klasse hatte ich eine 5. Ich weiß schon, warum ich nicht Bankkauffrau geworden bin, sondern Pfarrerin. Deutsch mochte ich dagegen sehr. Jedoch habe ich mir oft die Note durch die fehlende mündliche Mitarbeit verdorben: Ich hatte Angst, etwas Falsches zu sagen. Das hat sich dann später geändert: Denn in der zwölften Klasse lernte ich meine Freundin kennen, eine echte »Berliner Schnauze«. Sie half mir, mutiger zu werden. Ich bin noch heute mit ihr befreundet. Mein bestes Zeugnis hatte ich in der vierten Klasse mit sieben Einsern. Dann kam ich ins Gymnasium und hatte die erste 4 in Latein. Da habe ich gemerkt: Ganz ohne Lernen geht es nicht.
Joachim Parthon, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Hanauerland: Die Grundschulzeit war schrecklich. Zu Beginn zwei Kurzschuljahre und 36 Kinder in der Klasse. Grausam – und am zweiten Schultag wurde mir bewusst, da musst du nun immer hin – dorthin, wo der Rektor noch den Rohrstock gebrauchte. Ich fand Baumhaus bauen, Seifenkistenrennen, Fußballspielen und Frösche fangen viel interessanter. So ergab es sich, dass ich in der Grundschule Zeugnisse erhielt, bei denen ich mich fast nur verbessern konnte.
Danach folgte die Realschule und dann das Gymnasium. Ich entdeckte den Spaß am Lernen, engagierte mich, wurde Klassensprecher, aktiver Sportler, jobbte neben der Schule, besuchte den Steno- und Schreibmaschinenkurs, die Tanzschule und, und, und. Alle Aktivitäten schadeten meinen schulischen Leistungen nicht; ganz im Gegenteil. Die 3 verschwand aus meinen Zeugnissen, langsam aber stetig. Ich bin daher meinen Eltern und meinen Paten sehr dankbar, dass sie mir die Zeit gaben mich zu entwickeln. Das erste »sehr gut« gab es in Klasse 9 im Fach Geschichte.
»Die 3 ist die 1 des kleinen Mannes«: Dieses Zitat stammte von meinem Klassenlehrer an der Oberstufe des Gymnasiums. Dieser strenge, fröhliche und hoch gebildete Humanist war drei Jahre lang mein Lehrer. Ein Glücksfall – zumindest für mich. Damit fand meine Schulzeit, die so schrecklich begann, ein sehr gutes und versöhnliches Ende.
Rolf Thüm, Juwelier Thüm: Ich war kein guter Schüler. Das hat wohl damit zu tun, dass ich schon jung eingeschult worden bin – am 15. April 1953 (s. Foto) mit gerade mal sechs Jahren. Mein schlechtestes Zeugnis hatte ich in der 3. Klasse – mit einigen Dreiern und Vierern. Zu der Zeit ist mein Vater gestorben und ich war mit meinen Gedanken natürlich woanders. In Mathe war ich immer schlecht. Aber zum Glück war ja Hans Stiefel mein Sitznachbar in der Falkenhausenschule. Mit seiner Hilfe habe ich mich in Mathe auf eine 3 gerettet. Gut war ich in Sport und Musik, da hatte ich immer eine 1 oder eine 2 und auch in Gemeinschaftskunde, da war ich unschlagbar. Mit 14 bin ich dann schon auf die Uhrmacher-Schule nach Pforzheim gegangen. Die habe ich mit einem »sehr gut« abgeschlossen.
Dominikus Spinner, Direktor des Kehler Einstein-Gymnasiums: Mein bestes Zeugnis war – gefühlt – mein Abiturzeugnis: Mit einem Durchschnitt von 2,1 war ich sehr zufrieden. Die schlechteste Note hatte ich mehr oder weniger konstant in Mathematik: fünf Punkte (+, -) – das entspricht einer 4. Die Schule war für mich eine »Interessenseinrichtung«: Ich konnte mich ganz meinen Interessen widmen: Literatur, Theater, Philosophie, Religion und Geologie waren meine großen Themen. Vor allem habe ich mich aber für Biologie interessiert. In der Abiturprüfung habe ich – zur Überraschung aller – 15 Punkte geschrieben. Mathematik konnte man zu meiner Zeit in der Oberstufe nach zwei Halbjahren abwählen – das war wahrscheinlich meine Rettung!?
Ich war ein durchschnittlicher Schüler, der die Schulzeit u. a. dazu genutzt hat, persönlich zu wachsen. Insofern bin ich jenen Lehrern sehr dankbar, die vor allem Haltungen forderten und gefördert haben: Dies hat auch meine Studienfachwahl beeinflusst: In der kirchlichen Jugendarbeit engagiert, war es für mich selbstverständlich, Theologie zu studieren. Dass ich Lehrer geworden bin, war mehr oder weniger Zufall, über den ich heute sehr froh bin!