Alternativer Plan für Freibad für alle Altersgruppen
Sie hatten nur acht Wochen Zeit – die haben sie genutzt. Am Samstag präsentierte die BI Hausach der Presse ihren Vorschlag fürs Kinzigtalbad: Knapp 60 Prozent mehr Wasserfläche, mehr Attraktionen für Familien, und nach der Kostenschätzung von Fritz Planung zudem preiswerter.
Die Feststellung von Bürgermeister Manfred Wöhrle, dass nach der Kostenexplosion für Freibad und Kinzigtalbad das Freibad wegfallen könnte, elektrisierte einige Hausacher. Nachdem das Freibad dann zwar nicht gestrichen, aber auf eine Wasserfläche von nur 698 Quadratmeter noch weiter abgespeckt wurde, gründete sich eine Bürgerinitiative mit dem Ziel, gemeinsam mit der Stadt Hausach das Freibad für Familien zu vertretbaren Kosten attraktiv zu halten.
Enttäuscht vom Lehmann-Entwurf
Acht Wochen hatte die BI Zeit, eine Alternative auszuarbeiten, vergangene Woche war Abgabeschluss. Am Freitag ging der Vorschlag des Büros Fritz Planung ins Rathaus, am Samstag stellte ihn die BI im »Dorfwirtshäusle« der Presse vor. In der Einwohnerversammlung habe der Bürgermeister noch mitgeteilt, dass sich das Freibad noch im Entwurfsstatus befinde, so die BI in ihrer Presseerklärung. Sie war enttäuscht vom Lehmann-Entwurf mit Drei-Becken-Anlage ohne Kinderbad, der laut Reinhard Welle »in der Badequalität, im Design und in der Ökonomie nicht unseren Vorstellungen entspricht«.
Am 15. Juli sei mit der Besichtigung des Badeparks mit Bürgermeister und Gemeinderat der Grundstein für das BI-Konzept gelegt worden. Und dieses halten die leidenschaftlichen Freibadfreunde für sehr schlüssig. Sie hätten einfach unwahrscheinliches Glück gehabt, dass sie mit der Firma Fritz Planung einen versierten Schwimmbadplaner gefunden hätten, der auch noch bereit war, eine Entwurfsplanung mit Kostenschätzung in nur acht Wochen kostenlos zu erstellen. Und so könnte das Freibad aussehen – im Vergleich zum bestehenden Lehmann-Entwurf:
Kosten:
3,013 Millionen Euro statt der von Lehmann geschätzten 3,15 Millionen Euro. Würde man die zusätzlichen Attraktivitäten wie Kinderbecken, neue Sprunganlage und große Erlebnisrutsche abziehen, läge man bei knapp 2,7 Millionen Euro. Man hätte somit auch noch »Manövriermasse«, um notfalls ein Ausufern der Kosten zu vermeiden. Die Kostenersparnis bei wesentlich mehr Wasserfläche komme vor allem daher, dass Fritz Planung die Kubatur des bestehenden Bades erhalten und nur stellenweise verkleinern will. So können bestehende Wände mit einem Edelstahlbecken ausgekleidet werden, das dann ringsum einen Schwallwasser-Überlauf bekommt.
Wasserfläche:
1100 Quadratmeter statt 698 beim Lehmann-Entwurf. Damit könnten drei der bisher sechs 50-Meter-Bahnen für die Schwimmer erhalten bleiben, zwei würden verkürzt auf 25 Meter. An besucherstarken Tagen könnte das Schwimmerbecken auf durchgängig 25 Meter gekürzt und damit der Nichtschwimmerbereich vergrößert werden. Letzterer misst ohne Vergrößerung 382 Quadratmeter (Lehmann-Version 216) und behält die Charakteristik mit der breiten Eingangstreppe.
Kinderbecken:
Während die abgespeckte Lehmann-Variante das Kinderbecken im Hallenbad nutzen will und draußen nur einen Wasserspielplatz anbietet, enthält der Fritz-Entwurf einen Kinderbereich mit Sonnensegel und 61,5 Quadratmeter Wasserfläche auf zwei Ebenen – eine für Kleinkinder mit 20 Zentimeter Wassertiefe, eine weitere für die größeren Kinder mit 45 Zentimeter Tiefe und einer Rutsche. Im Gesamtpreis enthaltene Kosten: 202 000 Euro.
Sprunganlage:
Was bei der Lehmann-Planung bisher noch gar nie zur Sprache gekommen sei: Nach der Auskleidung mit Edelstahl steige der Wasserspiegel um 20 Zentimeter. Man habe dann einen 4,80-Meter-Turm, ein 2,80-Meter und ein 80-Zentimeter-Brett. Dies müsse aus haftungsrechtlichen Gründen dringend auch so kommuniziert werden, hatte die BI von Fritz Planung erfahren. In deren Entwurf ist eine neue 5-3-1-Meter-Sprunganlage aus Edelstahl für 80 000 Euro enthalten.
Rutsche:
Der Vorschlag von Fritz Planung enthält eine 18 Meter lange, drei Meter breite Edelstahl-Erlebnisrutsche für 38 000 Euro anstatt der wesentlich kürzeren Kunststoff-Rutsche im Lehmann-Entwurf.
»Damit hätten wir ein Bad, das mit Kinderbecken, Erlebnisrutsche, Sprunganlage und 50-Meter-Bahnen allen Altersgruppen gerecht wird und nicht teurer wäre als der Lehmann-Entwurf«, fasste Marco Schwab zusammen.
Die Mitglieder der Bürgerinitiative hoffen nun vor allem, dass der Gemeinderat sie nicht als Querulanten sieht, sondern als Bürger, die gemeinsam mit der Stadt um die beste Lösung für Hausach ringen und die – etwa für eine Sanierung des Freibadkiosks – auch zu Eigenleistungen bereit wären. »Wir möchten nicht auf die Schulter geklopft kriegen und wir wollen auch niemanden in die Pfanne hauen«, sagte Klaus Keller. Der Alternativ-Vorschlag wird in der Gemeinderatssitzung am Montag, 26. September, öffentlich vorgestellt. Da sei auch Jochen Fritz persönlich vor Ort, um offene Fragen zu beantworten.
Die Bürgerinitiative baut fest darauf, dass die Bevölkerung bei dieser Sitzung durch regen Besuch zeigt, wie wichtig ihr ein attraktives Freibad ist.
Stolpersteine
Das Konzept der Bürgerinitiative birgt noch etliche Stolpersteine, die beachtet bzw. geklärt werden müssten:
◼ Kosten: Die Kostenschätzung des Büros Lehmann basiert bereits auf einer wesentlich sichereren Kostenberechnung für die erste Version. Fritz Planung hatte diese Berechnung noch nicht. Außerdem sind die Folgekosten noch nicht verglichen – die Reduzierung der Wasserfläche sollte vor allem die Betriebskosten senken. Da der größte Betrag aber Personalkosten sind, steigen die Folgekosten sicher nicht linear mit der Wasserfläche.
◼ Technik: Laut BI hat die Stadt Hausach auf ihre Anfrage nicht mitgeteilt, welchen Platz die Technik im Hallenbad zur Verfügung hat, deshalb ist noch nicht klar, ob die von Fritz geplante Technik dort Platz hat. Bürgermeister Wöhrle hat mehrfach betont, dass er eine Trennung der Planung von Frei- und Ganzjahresbad aufgrund der baulichen und technischen Voraussetzungen nicht sinnvoll erachtet.
◼ Recht: Weil die Fachbüros (Lehmann und Kannenwischer) in einer EU-weiten Ausschreibung ausgesucht wurden, könnte die Beauftragung eines anderen Planers laut Auskunft der Architektenkammer an die Stadt Hausach Schadenersatzansprüche auslösen.