Appell an die Vernunft der Fahrer
Die Mühlenbacher Hagsbachstraße führt zwischen den Gebäuden des Schulzenhofs hindurch. Da die Situation dort sehr unübersichtlich ist, fürchtet Mary Neumaier um die Sicherheit ihrer Kinder. Ein Antrag auf Geschwindigkeitsreduzierung wurde abgelehnt.
Mühlenbach. Der Schulzenhof liegt idyllisch eingangs des Mühlenbacher Hagsbachtals. Zwar schlängelt sich die Gemeindestraße genau zwischen den Hofgebäuden hindurch, doch der Verkehr ist im Außenbereich überschaubar. Genau hier liegt aber auch ein Problem. Denn wenn auf der Straße gefahren wird, dann oft schneller, als es in Anbetracht der unübersichtlichen Strecke angebracht wäre – da sich die Straße nicht innerhalb der geschlossenen Ortschaft befindet, gilt theoretisch Tempo 100.
»Klar, 100 fährt niemand«, sagt Mary Neumaier, die mit ihrer Familie im Schulzenhof lebt. Aber auch Tempo 60 sei noch zu schnell, wenn etwas Unerwartetes hinter der Kurve auftauche – ob es nun ein Schlepper sei oder ein Kind. »Ich habe eins meiner Kinder schon mal im letzten Moment weggezogen, und bei Feriengästen kam es auch schon zu brenzligen Situationen«, erzählt sie. Da auf der Straße nur wenige Autos fahren, sei es schwierig, den Kleinen begreiflich zu machen, dass dort eine Gefahr lauert. Hinzu komme, dass der Hof auf der einen, Leibgeding, Schweinestall und ein Schopf aber auf der anderen Straßenseite sind.
Deshalb habe sie schon mehrfach das Gespräch mit Mühlenbachs Bürgermeister Karl Burger gesucht und eine Geschwindigkeitsreduzierung beantragt. Der Antrag sei aber in einer nichtöffentlichen Gemeinderatssitzung abgelehnt worden. »Es ist schade, dass nicht einmal ein Vor-Ort-Termin anberaumt wurde«, bedauert die Mutter von drei Kindern im Alter von einem, fünf und sechs Jahren.
»Keine Chance«
»Wir haben uns bei den Behörden erkundigt, die haben uns aber zu verstehen gegeben, dass eine Geschwindigkeitsreduzierung wahrscheinlich sowieso keine Chance auf Genehmigung hätte«, schildert der Mühlenbacher Rathauschef auf Anfrage. Denn es handle sich zwar um eine Gemeindeverbindungsstraße, entschieden werde über solch einen Fall aber von Polizei und Straßenverkehrsbehörde im Rahmen einer Verkehrsschau. »Wir können nicht einfach von uns aus ein Schild aufstellen«, erklärt Burger. Vor Jahren habe es schon einmal ein, zwei solche Fälle im Außenbereich gegeben. »Die wurden klar abgelehnt, weil die Behörde sagt, dass es nichts bringt«. verrät er. Denn damit ein Tempolimit eingehalten wird, müsse die Geschwindigkeit auch kontrolliert werden – und dies sei kostenaufwendig.
In keinem Verhältnis
»Solche Kontrollen müssen immer über die Untere Straßenverkehrsbehörde in Haslach laufen«, führte er weiter aus, »sie muss die Kosten tragen, hat aber auch die Einnahmen«. Diese stünden jedoch bei solch einer Gemeindeverbindungsstraße mit nur wenig Verkehr in keinem Verhältnis.
»Man sollte immer so fahren, dass man in Sichtweite bremsen kann«, appelliert er an die Bürger, denn in mehr als 90 Prozent der Fälle seien es Anwohner, die zu schnell unterwegs sind. Auch Mary Neumaier hofft auf Einsicht der Autofahrer. »Es geht mir nicht darum, jemanden anzuprangern«, stellt sie klar. Sie wolle lediglich auf das Problem aufmerksam machen. »Ich denke, dass vielen die Gefahr einfach nicht so bewusst ist. Als ich noch keine Kinder hatte, bin ich auch schneller gefahren«, bekennt sie. Aus diesem Grund versuche sie, die Leute gezielt anzusprechen, bislang allerdings mit mäßigem Erfolg.
Vor einigen Jahren habe es Überlegungen gegeben, die Straße im Zug einer Sanierung zu verlegen, sodass sie nicht mehr zwischen den Hofgebäuden hindurch führt. »Das wäre ein wahnsinns Kostenaufwand gewesen«, erklärt der Bürgermeister, weshalb es nicht dazu gekommen ist. Die Verwaltung habe damals sogar Ausgleichsstockmittel beim Regierungspräsidium beantragt. »Die haben uns aber klar zu verstehen gegeben, dass sie eine Straßenverlegung als puren Luxus ansehen und nicht fördern werden.« Nun bleibt Mary Neumaier nur, auf die Vernunft der Autofahrer zu hoffen. »Es ist ja im Wohl aller. Niemand will schließlich ein Kind anfahren.«