Artensterben auch im Kinzigtal: Rückkehr für Luchs und Wolf?
Am Freitag ist der Tag des Artenschutzes, der im Jahr 1973 ins Leben gerufen wurde. Das Offenburger Tageblatt hat mit der Biologin Sabrina Schröder über bedrohte und ausgestorbene Tiere und Pflanzen gesprochen.
»Weltweit gibt es etwa acht Millionen Tier- und Pflanzenarten, ein Drittel davon sind vom Aussterben bedroht«, weiß Sabrina Schröder. Die studierte Biologin und stellvertretende Parkleiterin des Alternativen Wolf- und Bärenparks in Bad Rippoldsau-Schapbach erklärt: »Diese acht Millionen Arten sind nur noch ein Prozent dessen, was es jemals auf der Erde gegeben hat.« Viele Tiere und Pflanzen seien durch Naturkatastrophen ausgestorben, etwa durch Vulkane, Trockenheiten oder die Eiszeit, die die Dinosaurier ausgerottet hat. »Seit der Industrialiesierung trägt aber auch der Menschen einen großen Teil dazu bei, dass Arten aussterben. Etwa durch die Lebensraumzerstörung und natürlich auch die Umweltverschmutzung«, weiß die 28-Jährige.
»Der Lebensraum der Tiere wird durch wachsende Städte und die Autobahnen weggenommen, teilweise aber auch so verschmutzt, dass die Tiere abwandern oder eben aussterben.« Im vergangenen Jahr habe man das bei Insekten stark gemerkt, Bienenzahlen würden kontinuierlich abnehmen und auch die Singvögel würden immer weniger werden. »Das ist ein Teufelskreis, denn ohne die Insekten findet keine Befruchtung statt, und ohne diese sterben Pflanzen aus, die wiederum Nahrung für die Insekten sind.«
»Nur« in Europa ausgerottet
Berühmte Beispiele für ausgerottete Tierarten der Region sind natürlich Wolf und Luchs: »Die Hoffnung ist groß, dass sie zurückkehren. Leider denken aber immer noch sehr viele schlecht über diese Tiere. Der Wolf, der ja in Deutschland unter Naturschutz steht, wurde in den vergangenen Jahren 17-mal illegal abgeschossen«, sagt Schröder traurig. Dabei könne man von Glück reden, dass sowohl Luchs als auch Wolf nie ausgestorben, sondern, »nur« in Europa ausgerottet wurden. »Die Bedingungen für eine Rückkehr sind gegeben. In erster Linie ist natürlich der Artenschutz der Grund dafür aber auch die Nahrung: »Da es hier seit Ewigkeiten keine Wölfe und Luchse mehr gibt, ist der Schwarzwald wie ein Büfett für die Tiere, der Mensch aber ist immer noch eine Gefahr.«
Daher ist Aufklärung das Wichtigste, weiß Schröder: »Der Mensch muss wissen, wie er die Natur erhalten kann. Er muss aber auch genau so wissen, wie er sie zerstört, denn selbst ein kleines Bonbonpapier, das achtlos weggeworfen wird, ist ein Angriff auf die Natur. Der Regen trägt es in die Flüsse, über diese gelangt es ins Meer und dort verschmutzt unser Müll das Wasser, wodurch Wale und andere Tiere verenden.« Generell sei das Müllverhalten sehr wichtig, die gelben Säcke gerade in Baden-Württemberg ein Problem – andere Bundesländer hätten längst die gelbe Tonne.
Auch Möbelkauf hat Einfluss auf den Artenschutz
Auch der Möbel- und Kaffeekauf hat Einfluss auf den Umwelt- und Artenschutz: »Kaufe ich Möbel, die aus nachwachsenden Ressourcen hergestellt werden oder wurde dafür Holz in Madagaskar gerodet? Kaffee aus Kolumbien wird mit dem Flugzeug und dem Schiff transportiert, das verschmutzt die Umwelt.« Auch der Fleischkonsum trage zur Zerstörung von Ökosystemen bei, denn: Für das Hauptfutter Soja werden große Flächen Regenwald und damit Lebensraum vieler Tiere zerstört.«
Und dabei sei jede Pflanze und jedes Tier unglaublich wichtig: »Es gibt so viele verschiedene Ökosysteme, etwa Wasser. Darin leben Tiere und Pflanzen. Wenn eines dieser Tiere oder Pflanzen ausstirbt, hat das immer Folgen für das ganze System.«