Auch fürs Freibad zeichnet sich Lösung ab
Nachdem der Zweckverband Kinzigtalbad schon auf einen Kompromiss zusteuerte, zeichnete sich am Montagabend nach ausführlicher Diskussion im Gemeinderat auch eine Lösung fürs Freibad ab. Entschieden wird aber erst, wenn der Alternativvorschlag der Bürgerinitiative auf dem Tisch liegt.
Der Schock über die Kostenexplosion auch beim Hausacher Freibad von 2,6 auf 4,2 Millionen Euro hat sich gelegt, am Montag wurde vor allem nach vorn geschaut und über die vom Architekturbüro Lehmann ausgearbeiteten kostengünstigeren Varianten diskutiert. Um eine weitere Reduzierung der Wasserfläche wird man nicht herumkommen – aber von einer befürchteten Schließung des Freibads ist man sehr weit weg.
Architekt Gunnar Lehmann stellte die Varianten vor – im Vergleich zum Ursprungsplan mit einer Wasserfläche von 789 Quadratmetern der mit 4,2 Millionen Euro nicht zu stemmen wäre.
Minimallösung verworfen
Keine Minimallösung
Die Minimallösung für 2,76 Millionen Euro mit zwei Becken und einer Wasserfläche von 562 Quadratmetern, wurde recht schnell verworfen. Die Tendenz ging am Schluss wie beim Kinzigtalbad auch hier zu einer Variante 4.0 für 3,15 Millionen Euro mit einem Schwimmer-, einem Nichtschwimmer-
und einem Springerbecken und einer Gesamtwasserfläche von 698 Quadratmetern.
Am Kiosk gespart
Eingespart werden hier vor allem das Kioskgebäude (350 000 Euro) und die Verlegung des Kleinkinderbereichs (400 000 Euro). Beim Kioskgebäude wurde eine mobile Lösung ins Spiel gebracht, der Kleinkinderbereich kann durch eine geöffnete Fassade im Kinzigtalbad genutzt werden. Als »Gutsele« gibt es davor einen im Kinzigtal einmaligen Wasserspielplatz für die Kleinen.
Mit dieser Gesamtlösung Ganzjahresbad und Freibad konnten sich die Räte anfreunden, und ihre Fragen wurden vom Planerteam ausführlich beantwortet (siehe »Stichwort« rechts). Bei der Variante 4.0 liege auch der Hausacher Betriebskostenanteil nicht höher als beim bisherigen Bad, ergänzte Bürgermeister Manfred Wöhrle.
»Wenn Sie ein Budget beschließen, können wir starten«, sagte Lehmann. Die 3,15 Millionen Euro seien zwar noch nicht ausführlich berechnet, der Schätzung liege aber nun die Kostenberechnung für die erste Variante zugrunde. Er versprach, für das Budget die größtmögliche Wasserfläche herauszuholen.
Kosten gedeckelt
Die Räte sprachen sich am Schluss einer ausführlichen Diskussion für einen Kostendeckel von 3,15 Millionen aus. Mit einer endgültigen Entscheidung will man noch abwarten, bis die Bürgerinitiative bis spätestens 16. September eine Alternative vorgelegt hat, die derzeit vom Büro Fritz Planung erarbeitet wird.
Die endgültige Entscheidung soll dringend noch vor der Versammlung des Zweckverbands Kinzigtalbad fallen – weil die Technik der beiden Bäder eng zusammenhängt. Die nächste öffentliche Sitzung des Gemeinderats ist am Montag, 26. September, die Zweckverbandsversammlung ist am Donnerstag, 29. September.
Erklärung der Räte
In einer gemeinsamen Erklärung verwiesen alle Fraktionen des Gemeinderats noch einmal darauf, dass die Erhaltung des Hallenbads nur durch ein attraktives, zukunftsfähiges Ganzjahresbad im Verbund mit den Gemeinden des Zweckverbands möglich sei. Und das Hausach gemeinsam mit dem sanierten Freibad eine Badelandschaft bekomme, die ganzjährig geöffnet ist und alle Bedürfnisse der Bevölkerung berücksichtige.
Die Gemeinderäte betonen aber auch, dass sie mit den Mitbürgern diskutieren, ihnen zuhören, und dass sie sehr unterschiedliche Meinungen hören, die sich zum Teil erheblich von denen der Bürgerinitiative unterschieden. Alle Räte sind außerdem der Meinung, dass »alle Daten, Fakten, der Planungs- und Entscheidungsverlauf öffentlich behandelt und diskutiert worden seien (siehe Kommentar rechts). Die Erklärung im Wortlaut lesen Sie im beigefügten PDF.
Lesen Sie morgen die Hausacher Entscheidung zum Ganzjahresbad und das Finanzierungsmodell für beide Bäder.
Auf gutem Weg
Das Hausacher Freibad ist gemeinsam mit dem Kinzigtalbad nun auf einem guten Weg. Das ist ein Verdienst der Verwaltung und des Hausacher Gemeinderats – aber auch der Bürgerinitiative Hausach, die klar gemacht hat, dass sie nur einen guten Kompromiss dulden wird. Der Gemeinderat hat zwar eine Lehmann-Variante ins Auge gefasst, zeigte sich aber offen für einen weiteren Vorschlag der BI (dessen Kostenschätzung allerdings so vage sein könnte wie die erste Lehmann-Schätzung)
In einer gemeinsamen Erklärung verweist der Gemeinderat ausgerechnet darauf, dass nur nichtöffentlich verhandelt werden darf, wenn das öffentliche Wohl dies erfordert. Liebe Gemeinderäte, ich glaube es Ihnen, dass sie seit Jahren intensiv um die Badplanung ringen. Aber vertrauensbildender wäre es gewesen, die Öffentlichkeit an diesem Ringen teilhaben zu lassen. Am Montag war dies so. In unzähligen Sitzungen davor nicht. Selbstverständlich war bei der Vorstellung des extrem reduzierten Freibads in der ersten Bürgerversammlung noch nichts entschieden, aber in vielen Diskussionen hatte sich der Gemeinderat einen Informationsvorsprung geschaffen, den die Bevölkerung nun sehr mühevoll und schmerzhaft aufholen musste.
Schwamm drüber. Das wird ja jetzt alles anders, oder?
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Fragen und Antworten
Architekt Gunnar Lehmann, Andreas Debus vom Ingenieurbüro Kannewischer und Badepark-Betriebsleiter Michael Hug beantworteten die vielen Fragen der Räte:
?: Warum kann man den Kleinkindbereich nicht belassen und sanieren?
Michael Hug: Der Wasserkreislauf ist technisch nicht mehr aktuell, der Bachlauf ist marode, da bleibt nichts mehr, was man sanieren könnte.
?: Wie ist das, wenn von draußen Schmutz ins Kinderbecken im Ganzjahresbad getragen wird?
Andreas Debus: »Ihre heutige Anlage kann das nicht reinigen, die, die neu eingebaut wird, kann das.«
?: Warum kann man auf der Südseite im Sommer nicht die gesamte Fassade des Kinzigtalbads öffnen?
Debus: Gerade in einem Schwimmbad unterliegen alle beweglichen Teile einem höheren Verschleiß. Dann müssen Sie gleich einmal einen Instandhaltungsbetrag X zur Seite legen.
?: Die Bürgerinitiative will die bisherige Struktur der drei zusammenhängenden Becken erhalten. Wo liegen die Vorteile bei drei Becken?
Debus: Gerade bei der reduzierten Wasserfläche sehen wir es als sehr wichtig an, dass Springer- und Schwimmerbereich getrennt sind, sonst muss man immer eine Bahn oder die Sprungtürme sperren. Außerdem kann man bei einem zusammenhängenden Wasserflächenprogramm die Wassertemperaturen nicht unterschiedlich fahren. Im Herbst und Frühjahr könnte dies Energiekosten sparen – ein Sportschwimmbecken muss nicht so warm beheizt werden wie ein Kinder- und Nichtschwimmer-becken.
?: Die Kostenschritte scheinen in Relation zu der Wasserfläche recht gering. Warum kann man die Wasserfläche nicht mehr weiter vergrößern?
Debus: Die Technik für beide Bäder muss im Keller des Hallenbads untergebracht werden. Heute wird die Technik dort im Wechsel genutzt. Doppelt so viel Wasserfläche heißt nicht nur doppelt so viel Technik, sondern auch doppelt so viel Aufstellfläche. Man müsste dann noch ein weiteres Technikgebäude bauen. Auch der laufende Betrieb und die Wartung sind bei zwei getrennten Technikgebäuden kostspieliger.
?: Ist die Breitrutsche bei allen Varianten vorgesehen?
Gunnar Lehmann: Ja, aber nicht aus Edelstahl, sondern aus einem günstigeren Material.
?: Wie verlässlich ist die Bausumme von 3,15 Millionen Euro für die Variante 4.0?
Gunnar Lehmann: Wir können durch die Kostenberechnung für die erste Variante die Kosten ganz anders einschätzen.