Bau der vierten Windkraftanlage schreitet voran
Hoch über dem ruhigen Wolftal glänzen die Windräder in der Sonne. Der Wind bläst stramm an diesem Herbstmorgen auf dem Gipfel des Teuschenecks. Seine Kraft lässt sich förmlich spüren – und man kann sich gut vorstellen, dass sich die Erzeugung von Windenergie hier rentieren muss. »Der Standort auf dem Kupferberg ist ertragreich, sonst würde sich dieser Bauaufwand nicht lohnen«, erklärt Hans-Georg Bechthold aus Gmund am Teg in Bayern. Er ist der Betreiber der bestehenden Anlagen und Bauherr des neuen, vierten Windrads.
Der Aufwand, von dem er spricht, ist enorm: Die Forststraße auf den Berg musste ausgebaut und asphaltiert werden, eine kilometerlange Leitung kam in den Boden. Am Standort wurde ein riesiger Platz planiert und das Fundament aus 70 Kubikmetern Beton und 70 Tonnen Stahl gegossen.
100 Bausegmente
Neben dem über 200 Meter hohen Kran, der allein aus Dutzenden Einzelteilen besteht, wurden rund 100 Bausegmente zum Teil in Schrittgeschwindigkeit über die enge und steile Straße auf den Kupferberg gebracht. Eine logistische Meisterleistung, zumal Transport und Aufbau der Beton- und Stahlteile Hand in Hand erfolgen müssen, denn der Platz an der Baustelle ist sehr begrenzt.
Die in Ostfriesland produzierten Bauteile wurden mit dem Schiff an den Mannheimer Hafen gebracht und zwischengelagert. Von dort transportiert eine Fachspedition die Teile ins Wolftal zum Umladeplatz. Fast zehn Kilometer müssen die Laster dann noch auf Spezialfahrzeugen zurücklegen, bis sie auf dem Kupferberg sind. »Spektakulär«, meint Hans-Georg Bechthold begeistert und knipst schnell ein paar Fotos, als ein rund 50 Meter langes Rotorblatt auf der Freifläche hoch oben über dem Wolftal ankommt.
Gefährliche Arbeiten
Der Zusammenbau der großen Teile muss nicht nur für die Verlängerung des Kranarms unterbrochen werden. Einige Male windet es auf dem Teuscheneck in 860 Metern Höhe so stark, dass keines der tonnenschweren Beton- oder Stahlteile 150 Meter in die Luft gehoben werden kann.
Der starke Wind ist nicht nur für die Arbeiter gefährlich, sondern macht die zum Verschrauben nötige Präzision an diesem Tag unmöglich. Besonders die letzten zwei langen Turmsegmente aus Stahl sowie die Rotorblätter aus Fiberglas bieten eine große Angriffsfläche.
Das neue Windrad wird laut Bechthold wohl 1300 Haushalte mit Strom versorgen können. Weitere Investitionen in der Nähe schließt der Bauherr nicht aus. Bei diesem Thema stellt sich die Frage, ob er keine Probleme mit Windkraftgegnern hat. »Nein, nicht in diesem Sinne. Klar muss man mit den Anwohnern sprechen und Kompromisse finden.« Bis jetzt habe das »super funktioniert«, weswegen er die Anlage gern erweitern würde.
»Die Zukunft gehört den regenerativen Energien, sie sind schon jetzt rentabel. Der Zeitpunkt wird kommen, an dem Ökostrom auch ohne Subventionen billiger ist, als der aus fossilen Energieträgern.« Davon ist Windrad-Betreiber Bechthold überzeugt.
Info: Die Anlage soll am 24. und 25. Oktober mit einem Fest eingeweiht werden. Ausweichtermin ist am 14. und 15. November.
Die Anlage
Typ: Enercon E-92
Nennleistung: 2350 kW
Rotordurchmesser: 92 Meter
Nabenhöhe: 138 Meter
Baukosten: circa 4,5 Millionen Euro