Bauernhofkindergarten vor finanziellen Schwierigkeiten
Endlich scheint der Bauernhofkindergarten am Ziel: Ein neu gegründetet Verein »Bauernhofkindergarten Schiltach« übernimmt die Trägerschaft, die die Waldorfgemeinschaft Schiltach abgibt. Es scheint alles in Ordnung zu sein. Doch neue Wolken trüben die Freude.
»Ein Wettlauf gegen die Zeit war die Eintragung des Vereins am Ende«, erinnert sich der Leiter des Bauernhofkindergartens Schiltach, Helmut Siegl an den vergangenen Dienstag zurück. Die Waldorfgemeinschaft, unter dessen Trägerschaft die ausgegliederten Naturgruppe stand, gab diese zum 30. Juni auf (wir berichteten).
Die Eltern der Kinder der Naturgruppe gründeten deshalb den Verein »Bauernhof Kindergarten Schiltach« und wollten diesen eintragen lassen. Wegen der Zentralisierung des Vereinsregisters nach Stuttgart mussten die Unterlagen vom Standort des alten Vereinsregisters Rottweil dorthin transferiert werden. »Doch das dauerte plötzlich sechs Wochen«, erinnert sich Siegl. Die Zeit brannte ihm unter den Nägeln – bis zum ersten Juli musste der Verein rechtliche Gültigkeit haben.
Zeit wird knapp
Um die Sache zu beschleunigen, schickte der Notar noch am vergangenen Freitag die neuen Vereinsunterlagen direkt nach Stuttgart. Wegen des Poststreiks war nicht gewiss, ob diese wirklich bis zum Stichtag dort ankämen. Der erlösende Anruf der Sachbearbeiterin, die für die Eintragung extra ihren Urlaub unterbrach, kam am Dienstag, 30. Juli. »Das war einen Erlösung«, sagt Siegl erleichtert. Die Naturgruppe wird seit Mittwoch nahtlos als Bauernhofkindergarten mit neuer Rechtsform weitergeführt.
Das feierten die Kinder gestern mit einer besonderen Aktion: Die alten Aufkleber »Waldorfkindergarten Schiltach« und »Naturgruppe« entfernten sie vom Auto des Kindergartenleiters. Außerdem malten sie es braun an – kuhbraun, wie es sich für einen Bauernhofkindergarten gehört. Neue Kuhfleckenaufkleber sollen es noch verschönern. Dazu zeichneten sie Bauernhofmotive und ließen sie auf selbstklebende Folie drucken. Die werden noch in Kuhfleckenform ausgeschnitten.
Eigentlich könnte jetzt Ruhe einkehren um die Belange des Kindergartens: Die Kinderzahlen steigen, so dass die Finanzierung dessen Eingenanteils sicherer wird und die Kinder haben sich seit Februar 2014 bestens eingelebt in ihrem Bauernhof-Domizil an der Staige.
Unterstützung wackelt
Doch neue Sorgen plagen den Leiter und Bauernhofpädagogen: Die Stadt Schiltach möchte ihre Unterstützung, 63 Prozent der Betriebskosten, streichen. Denn der einzige Bezug, die Trägerschaft der Waldorfgemeinschaft Schiltach, entfällt nun. »Außerdem befindet sich der Kindergarten auf Schenkenzeller Gemarkung und kein Kind des Bauernhofkindergartens hat seinen Wohnort in Schiltach, begründete Bürgermeister Thomas Haas in einem Gespräch mit mir«, erklärt Siegl.
Auf Nachfrage des Offenburger Tageblatts erklärte Bürgermeister Thomas Haas gestern, das die Unterstützung auf jeden Fall bis zum Ende des kommenden Kindergartenjahres, also bis August 2016, weiterlaufen würde. Der Gemeinderat hätte sich am Mittwoch in seiner nicht öffentlichen Sitzung dafür ausgesprochen, um dem Kindergarten die Möglichkeit zu geben, Alternativen zu finden.
»Bis dahin brauchen wir einen neuen Plan und natürlich mehr Kinder«, überlegt Siegel und verteilt mit den Kindern zuversichtlich die kuhbraune Farbe auf dem Auto.