Haslach im Kinzigtal

Bräuche und Feste im Wandel

Alois Krafczyk
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31. Oktober 2016

Zahlreiche Volkskundler und am Brauchtum Interessierter tauschten sich am Samstag in Haslach aus. ©Alois Krafczyk

Internationale Brauchtumsexperten tauschten sich am Samstag in Haslach aus. Sie waren sich einig, dass es wichtig ist, die überlieferten Bräuche zu erhalten und Feste wie Fasnacht nicht zu reinem Kommerz verkommen sollten.
 

1984 hatte sich ein damals noch kleiner Kreis an Volkskundlern und am Brauchtum Interessierten in Haslach getroffen, um eine Tradition zu begründen, nach wie vor fortbesteht. Am Samstag kam diese inzwischen international gewordene Runde im Haslacher Kapuzinerkloster wieder zusammen. Dabei war auch ein Mann der ersten Stunde: Werner Röllin aus Wollerau, einer der profiliertesten Volkskundler der Schweiz.
Es gab hochkarätige Vorträge wie »Emotionen im Volksfest – Gefühle gestern

und heute« durch den ZDF-Journalisten Günter Schenk (Mainz) oder am Nachmittag »Mit Blodere, Schere, Farreschwonz – goht er zum wilde Narredonz – Erscheinungsformen der Elzacher Fasnet« durch die Elzacher Fasnetexperten Bernd Fackler und Philipp Burger. 
Schenk befasste sich mit einem Thema, das bislang seiner Meinung nach zu kurz gekommen war: »Feste und Feiern haben zumindest einmal im Jahr die Aufgabe, dem Menschen vor Augen zu führen, dass er nicht nur ein Wesen mit Verstand, sondern auch eines mit Gefühlen ist.« Das spüre man auch heute, wo die Zahl der Feste immer größer werde, wobei dieser Boom auch von wirtschaftlichen Interessen beflügelt sei. Nicht zu übersehen sei, dass ein Großteil der Volksfeste in Europa kirchlichen Feiern entstammen, auch diese Wurzeln längst nicht mehr erkennbar seien. 

»Musterbeispiel kanalisierter Emotionen«

Die Fasnacht bezeichnete der Referent als »Musterbeispiel kanalisierter Emotionen«, erwachsen aus der wirtschaftlichen Notwendigkeit, bedingt durch die österliche Fastenzeit. Die Folge war »ein großes Fressen und Saufen« – die emotionale und exzessive Befriedigung von Hunger und Durst. Mit der Aufklärung kam dann ein neuer Festtyp, das Volksfest, wie das heutige Münchner Oktoberfest. 
Schenk beklagte, dass die zeitliche Gebundenheit vieler Feste verschwinde, so sei Karneval im Sommer schon vielerorts Realität  und auch Oktoberfeste fänden längst nicht nur im Oktober  statt. Das gleiche gelte für Heiligenfeste, die inzwischen oft gefeiert würden, wenn es dem Veranstalter passt und nicht mehr am Todes- oder Gedenktag eines Heiligen. 

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In der anschließenden Diskussion ging es um die Berichterstattung der Medien bei Festen und Umzügen. Dabei wurde kritisiert, dass insbesondere das Fernsehen einen Brauch oft nicht behindere, sondern auch negativ beeinflusse. Von den Behörden erwarte man Unterstützung im Bewahren der überlieferten Bräuche und einen umsichtigen Umgang mit Neuerscheinungen von Figuren und Gruppen – nicht alles verdiene kommentarlos gefördert zu werden. Die Verantwortlichen der Narrenzünfte sollten sich über den Sinn der Fasnacht und der Vermaskierung im Klaren sein und diesen auch weiter vermitteln, denn Fasnacht dürfe nicht zu einem rein kommerziellen Fest verkommen.  

Eine gelebte Fasnacht

Bernd Fackler, der langjährige Elzacher Zunftmeister,  und Philipp Burger berichteten mit interessantem Bildmaterial über die Fasnet in der Nachbarstadt. Sie trugen Geschichte, Vielfalt der Masken und Ablauf der Elzacher Fasnet lebendig vor und ermunterten die Elzacher, an der alten und bewährten Tradition festzuhalten. Der Vizedirektor des Basler Museums der Kulturen, Dominik Wunderlin, erzählt von der Basler Fasnacht, die einen Sonderstatus einnehme und eine ganze Stadt begeistere – eine gelebte Fasnacht, die eigentlich keine Medien und Touristen brauche.

Ursula Hülse vom Bund »Heimat und Volksleben« rief dazu auf, dass Trachtenverbände und Narrenzünfte gemeinsam gegen Unsitten und Auswüchse vorgehen und dazu Stellung beziehen sollten, denn es gelte wertvolles Kulturgut zu bewahren. Einmal verloren sei verloren. Im kommenden Jahr will man in Haslach den Gedankenaustausch fortsetzen, darüber waren sich am Ende alle einig.

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